Das Bild des CS-Präsidenten ist bis heute von einem Mann geprägt: Rainer E. Gut. Er war volle 17 Jahre, von 1983 bis 2000, VR-Präsident. Da er vorher bereits CEO war, hat er die Grossbank während insgesamt 23 Jahren geprägt. Auf Rainer E. Gut folgten Lukas Mühlemann (bis 2003), Walter Kielholz (bis 2009) und zuletzt Übergangspräsident Hans-Ulrich Doerig.
Gut war der Typus des allmächtigen Obmanns: autoritär, einschüchternd, nur wenig Widerspruch duldend. Seinen Spielraum nutzte er für ganz grosse strategische Würfe: Er führte die CS mit der US-Investmentbank First Boston zusammen und baute durch den Zusammenschluss mit der «Winterthur» einen Allfinanzkonzern.
Nun kommt mit Urs Rohner ein Mann, der theoretisch die Möglichkeit hätte, den Konzern ähnlich wie Gut zu prägen. Er ist erst 51 – bis zur Altersgrenze sind es noch fast zwei Jahrzehnte.
Doch Rohners Handlungsspielraum wird nicht gleich gross sein wie jener Guts. Erstens hat sich der CS-Verwaltungsrat zu einem kleinen Kreis von Fachexperten gewandelt, die untereinander hart ringen. Noch zu Guts Zeiten war der VR aufgebläht, besetzt nach politischen Aspekten – oft ein reines Kopfnickergremium. Vieles lief im geheimen Zirkel des Präsidialausschusses. Zweitens haben die Erfordernisse der internen Compliance und der Corporate Governance die Macht in bürokratischere Bahnen gelenkt.
Auch von aussen gibt es Einschränkungen. Der Einfluss der Regulatoren wie der Finanzaufsicht Finma oder der Nationalbank haben seit der Finanzkrise stark zugenommen. Die Bank muss stärker als früher auch die volkswirtschaftlichen Auswirkungen ihrer Entscheide berücksichtigen.