Trotz des derzeit schwierigen Marktumfelds hat die Volkswagen AG entschieden, einen Minderheitsanteil am Sportwagenhersteller Porsche an die Börse zu bringen.
Angestrebt wird der IPO Ende des Monats oder Anfang Oktober, wie VW am späten Montagabend mitgeteilt hat. «Vorbehaltlich der weiteren Kapitalmarktentwicklungen» solle der Börsengang bis Ende des Jahres umgesetzt werden, hiess es weiter.
«Wir haben gerade in Krisenzeiten eine enorme Widerstandsfähigkeit bewiesen», sagte VW- und Porsche-Vorstandschef Oliver Blume am Dienstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. «Wenn wir auf die Corona-Krise, die Halbleiterkrise, dieses Jahr mit dem Ukraine-Konflikt zurückblicken, haben wir immer sehr hohe Gewinnmargen vorweisen können, und wir denken, dass dies sehr überzeugend sein wird.»
VW-Vorzugsaktie steigt um bis zu 3,1 Prozent
Mit der Aktienplatzierung will der milliardenschwere Porsche- und Piech-Clan wieder direkten Einfluss auf sein ehemaliges Familienunternehmen nehmen, rund 13 Jahre nachdem er gezwungen war, die Sportwagensparte an Volkswagen zu verkaufen.
Vor mehr als einem Jahrzehnt hatte die Porsche Automobil Holding SE versucht, die Kontrolle über den viel grösseren Volkswagen-Konzern zu übernehmen. Der kühne Schritt scheiterte jedoch, als während der Finanzkrise die Finanzierung versiegte.
Die Vorzugsaktien von Volkswagen stiegen im frühen Frankfurter Handel um bis zu 3,1 Prozent und verringerten ihre Verluste in diesem Jahr damit auf 17 Prozent.
Im Rahmen des Börsengangs wollen VW und Porsche den Beherrschungsvertrag, der Gewinne und Verluste an die Muttergesellschaft abführt, zum Jahresende beenden und durch einen Kooperationsvertrag ersetzen.
Investoren können Vorzugsaktien erwerben, die kein Stimmrecht umfassen
Während die Familie noch mehr Einfluss auf Porsche nehmen will, hofft VW auf Erlöse, die seine ehrgeizigen Investitionspläne in Elektromodelle und neue digitale Funktionen unterstützen werden.
Das Marktumfeld ist das schwierigste seit Jahren angesichts der Energiemarktkrise, galoppierender Inflation und einer drohenden Rezession.
Die Firma, die an die Börse gebracht werden soll, ist die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, nicht zu verwechseln mit der Porsche Automobil Holding, über die die Porsche-Familie derzeit ihren 53 Prozent-Anteil an VW hält. Im Rahmen des Börsengangs können Investoren Vorzugsaktien erwerben, die kein Stimmrecht umfassen.
Die Porsche Automobil Holding will eine Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Stammaktie erwerben. Die übrigen stimmberechtigten Stammaktien verbleiben bei Volkswagen.
Selbst während des Einbruchs der Aktienmärkte hat Porsche das Interesse von Investoren für seinen Börsengang zu einer Bewertung von bis zu 85 Milliarden Euro geweckt, sagten Insider letzten Monat gegenüber Bloomberg News.
VW will auch Kleinanleger ansprechen
Zu den Interessenten gehören dem Vernehmen nach sowohl die US-Fondgesellschaft T Rowe Price Group Inc. als auch der Staatsfonds des Emirats Katar. Gespräche gab demnach auch mit Milliardären wie Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz, und Bernard Arnault, dem Gründer des Luxuskonzerns LVMH.
VW will auch Kleinanleger aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Spanien und Italien ansprechen.
Als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners im Zusammenhang mit der geplanten Transaktion fungieren: BofA Securities, Citigroup, Goldman Sachs und J.P. Morgan. BNP Paribas, Deutsche Bank, Morgan Stanley, Santander, Barclays, Société Générale und UniCredit fungieren als Joint Bookrunners. Commerzbank, Crédit Agricole, LBBW und Mizuho fungieren als Co-Lead-Manager. Mediobanca fungiert als Finanzberater der Porsche AG.
(Bloomberg/bsc)