Manchmal geht es nicht nur auf dem E-Bike schnell, sondern auch in der Wirtschaft. Erst vor zwei Jahren erlebte das Schweizer E-Bike-Unternehmen Flyer das beste Jahre seiner Geschichte, jetzt steht das Unternehmen offenbar vor einer Massenentlassung.
Vor zwei Jahren noch sagte Flyer-Chef Andreas Kessler: «Es geht heiss zu und her. Wir sind total ausgeschossen.» Heute beklagt das Unternehmen «eine Halbierung der Umsätze und der Bestellungen innert zwei Jahren», wie die «Berner Zeitung» und «Der Bund» aus einem internen Schreiben an die Mitarbeitenden zitieren.
Achtzig Stellen sind bei Flyer akut gefährdet
Kurz: Nach dem Höhenflug steckt Flyer in der Krise. Und prüft den Abbau von bis zu achtzig Arbeitsplätzen. Das entspricht rund einem Viertel der Belegschaft.
Noch ist nicht klar, wie viele Stellen bei Flyer wirklich gestrichen werden. Das Unternehmen hat ein Konsultationsverfahren eingeleitet, wie es am Donnerstag mitteilte. Ein solches muss von Gesetzes wegen eingeleitet werden, wenn eine Firma einen bedeutenden Teil ihrer Angestellten entlassen will. Das Verfahren dauert zwei Wochen.
Allfällige Massnahmen seien aus Sicht der Verantwortlichen ein unumgänglicher betriebswirtschaftlicher Schritt, um die wirtschaftlichen Grundlagen und internationale Wettbewerbsfähigkeit von Flyer nachhaltig und langfristig zu sichern, heisst es nun beim Huttwiler E-Bike-Pionier.
Flyer hat eben erst noch ausgebaut
Angesichts dieser Ausgangslage stellt sich die Frage: Hat Flyer im Pandemie-Hoch zu optimistisch geplant und die damals explodierende Nachfrage zu weit in die Zukunft extrapoliert? Klar ist: Erst im Frühling 2021 nahm das Unternehmen eine drittes Produktionsfliessband in Betrieb, um den Absatz von rund 70’000 Velos pro Jahr auf bis zu 100’000 Stück auszubauen.
Zusätzlich stellt sich die Frage, warum die deutsche Fachhändlergenossenschaft ZEG, welche Flyer 2017 von der Ernst-Göhner-Stiftung übernommen hat, keine Unterstützung erhält, um die Nachfragedurststrecke zu überwinden. Immerhin ist die ZEG ein Milliardenunternehmen, einer der grössten Velohändler in Europa. Allein in Deutschland sind der Genossenschaft 670 Händler angeschlossen. Auch in den Beneluxländern, in Frankreich, Polen und Österreich vertreibt ZEG ihre Velos. Flyer sollte im ZEG-Verbund die edle Premiummarke werden.
In der Konsumkrise sinkt die Nachfrage nach teuren Premiumprodukten
Möglicherweise wird Flyer genau diese Premiumausrichtung in Zeiten von Inflation und Konsumkrise zum Verhängnis. Während die ZEG mit ihren Partnern und Eigenmarken eher im unteren und mittleren Bike-Segement tätig ist, gehören die Flyer-Bikes ins obere Segment. Ein E-Mountainbike kann da zwischen 7000 und 12’000 Franken kosten. Sportdiscounter bieten solche Velos ab knapp 1000 Franken an.
(Mit Material von SDA)
2 Kommentare
Ich bemühe mich seit mehr als einem Jahr, ein Goroc zu kaufen. Es ist nicht einmal möglich, die Bestellung aufzugeben. Eine Antwort auf Mailanfragen bekommt man nicht. Ich glaube, die Probleme bei Flyer haben nichts mit fehlenden Bestellungen zu tun sondern sind hausgemacht.
Ich habe ein Flyer Gorok gekauft. Enttäuscht von der Qualität und dem miserablen Aftersale-Service habe ich das Fahrrad nach weniger als einem Jahr und ca. 1 000 km zu weniger als der Hälfte des Kaufwertes dem Händler zurückgegeben. Ich vermute das ich nicht der einzige enttäuschte Kunde bin. Meine Lehre daraus - nie mehr ein Fleyer Produkt. Premium steht dieser Marke nicht zu!