Im Rennen um WLAN trifft Alder auf einen alten Weggefährten: Walter Heutschi. Der heute 59-Jährige sass unter Tony Reis neben Jens Alder in der Konzernleitung. Heutschi baute in seinen 27 PTT-Jahren die Mobilkommunikation zur profitabelsten Sparte der Swisscom auf. Gleichzeitig war der gelernte Coiffeur massgeblich mitbeteiligt an der Entwicklung des GSM-Standards, der heute die Mobilkommunikation auf der ganzen Welt dominiert. Anfang 2003, kurz nachdem Jens Alder zum CEO der Swisscom berufen worden war, nahm Heutschi den Hut. Der knorrige Macher Heutschi hatte mit dem geschliffenen Akademiker Alder das Heu nie auf der gleichen Bühne.
Quasi als Abfindung konnte Heutschi die Mehrheit an der Swisscom-Tochter Comfone übernehmen. Comfone ist die weltgrösste Roaming-Plattform und bietet Mobilfunkbetreibern auf einen Schlag Zugang zu 270 Roaming-Partnern. Das Unternehmen ist hochprofitabel und auch für den Löwenanteil der 53 Millionen Umsatz der Togewa Holding (100 Mitarbeiter) zuständig, die Heutschi zusammen mit drei ehemaligen PTT-Weggefährten gehört.
Jetzt bemüht sich der Ur-Berner, das Roaming-Geschäft auch auf WLAN auszuweiten. Die Idee: Werden Laptops mit SIM-Karten ausgestattet, kann Roaming zu weiten Teilen gleich wie in den Handynetzen abgewickelt werden. Das Problem: Bis heute bieten Laptops keinen Platz für SIM-Karten. «Ab nächstem Jahr ist das Standard», hofft Heutschi und bietet als Übergangslösung einen Dongle an, der an den Computer gesteckt wird. Technologie und Infrastruktur für das Roaming sind bei Comfone vorhanden, und mit den 270 Carriern, mit denen Comfone arbeitet, braucht es lediglich einen Zusatzvertrag, um auch WLAN in die Dienstleistungspalette aufzunehmen. 20 bis 50 Millionen Franken Umsatz aus dem WLAN-Roaming erwartet Heutschi in drei Jahren.
Zu seiner Vergangenheit befragt, sagt Heutschi: «Ich habe mich von der Swisscom losgelöst.» Das stimmt in mehrfacher Hinsicht nicht: Zum einen hält die Swisscom noch immer 25 Prozent an Comfone, auch wenn sie nicht im VR vertreten und auch nicht mehr Kunde ist. Zum anderen versucht auch Swisscom, für ihre WLAN-Plattform Roaming-Partner zu gewinnen. Heutschi tritt somit als David gegen jenen Goliath an, den er früher selber mit aufbaute. «Eine hochinteressante Erfahrung», sagt er diplomatisch. So schwierig dürfte er es sich nicht vorgestellt haben. Doch damit der drahtlosen Verbindungen nicht genug: Togewa besitzt auch 13 Prozent am Swisscom-Europspot-Konkurrenten Monzoon (siehe Kasten auf Seite 48). Heutschis und Alders Wege werden sich noch manches Mal kreuzen.