Die Verhandlungen im Sika-Überkampf standen kurz vor dem Aus. Wie Familienoberhaupt Urs Burkard in seinem ersten Interview nach der Einigung gegenüber BILANZ darlegt, wäre der Deal fast daran gescheitert, dass der Sika-Verwaltungsrat zunächst den gesamten Familienanteil von 17 Prozent übernehmen wollte.
Doch das hätte die Eidgenössische Steuerverwaltung als Mantelhandel taxiert. «Deshalb wäre die Steuerlast allzu hoch geworden. Wir haben die Verhandlungen dann erst einmal unterbrochen», betont Burkard.
Ausstieg nach Auffahrt
28 Jahre lang vertrat Urs Burkard (61) die Familie im Sika-Verwaltungsrat und kontrollierte über die Schenker-Winkler Holding mit 53 Prozent der Stimmen und 17 Prozent des Kapitals den Baustoffkonzern. Als er mit seinen vier Geschwistern im Dezember 2014 die Mehrheitsbeteiligung an die französische Saint-Gobain verkaufen wollte, stellte sich der Sika-Verwaltungsrat quer. Nach langer Schlammschlacht gab es einen Tag nach Auffahrt eine Lösung: Saint-Gobain beschränkt sich auf eine Zehn-Prozent-Beteiligung, die Einheitsaktie wird eingeführt, die Familie zieht sich zurück.
«Missachtung der Eigentumsgarantie»
Der Durchbruch kam nach der GV vom 17. April: Sika übernimmt 6,9 Prozent, die restlichen 10 Prozent bleiben zunächst bei Saint-Gobain. Dass die Familie ihre Sika-Kontrollmehrheit nicht wie geplant verkaufen durfte, sei eine «Missachtung der Eigentumsgarantie», kritisiert Burkard.
Sie könnte Folgen haben für die zahlreichen familiendominierten Firmen der Schweiz: «Das Risiko besteht. Aber unsere Familie wollte am Ende nicht mehr Winkelried spielen für andere Firmen, die vor ähnlichen Problemen stehen könnten. Von den Schindlers oder Hayeks oder all den anderen familiendominierten Firmen mit ähnlichen Strukturen hat sich kaum ein Vertreter öffentlich auf unsere Seite gestellt.»
Das vollständige Gespräch mit Clan-Chef Urs Burkard über die Hindernisse und Folgen des Deals lesen Sie in der neuen BILANZ, ab Freitag am Kiosk oder mit Abo bequem im Briefkasten.