Der Brexit ist für die Europäische Union mehr als der Austritt eines ihrer Mitgliedstaaten. Mit ihrem Votum haben die Briten die Grundsatzfrage gestellt: Lohnt sich die Mitgliedschaft im europäischen Staatenbund unter dem Strich?
Angelegt ist die EU wie ein Tauschhandel. Indem die Staaten ein Stück ihrer Souveränität abgeben, gewinnen sie durch den gemeinsamen Auftritt Gewicht auf der Weltbühne, etwa in Handelsfragen oder bei Sanktionen. Und ausserdem, so die Hoffnung der Gründer, soll die Verflechtung der Länder untereinander Frieden und Stabilität bringen.
Der Austritt muss schmerzen
«Drittstaaten können niemals die gleichen Rechte und Vorzüge geniessen, weil sie nicht den gleichen Verpflichtungen unterliegen», sagt EU-Unterhändler Michel Barnier.
Der Austritt muss die Briten also schmerzen, da ist sich Brüssel mit vielen Regierungen in der EU einig. Die Botschaft richtet sich auch an die Wähler in den übrigen 27 Mitgliedstaaten - etwa in Frankreich, wo die Rechtspopulistin Marine Le Pen ihren Anhängern den EU-Austritt ihres Landes in Aussicht stellt.
May will einen «harten Brexit»
Aber wie schwer wird es die EU den Briten genau machen wird, ist noch unklar. Denn gute Beziehungen liegen auch im europäischen Interesse - schliesslich ist Grossbritannien ein wichtiger Handelspartner und westlicher Verbündeter, selbst ausserhalb der Union. Hinzu kommt: Ein allzu konfrontativer Kurs könnte bei Europaskeptikern Sympathien für die gebeutelten Briten fördern.
Ein Stück weit hat Grossbritanniens Premierministerin Theresa May die Verhandlungen schon vor ihrem Beginn erleichtert: Sie steuert auf einen «harten Brexit» hin, also die Trennung nicht nur von der EU, sondern auch vom Europäischen Binnenmarkt.
Indem sie die Flucht nach vorn antritt, verzichtet sie von vornherein auf jene engen Bindungen, die die EU ohnehin nur Mitgliedern gewähren will.
(sda/ccr)
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