2017 war ein Rekordjahr für den Schweizer Aussenhandel. Noch nie haben die Schweizer Unternehmen so viel ins Ausland verkauft. Die Exporte stiegen um 4,7 Prozent auf über 220 Milliarden Franken. Hier sind vier wichtige Erkenntnisse zur Handelsbilanz.
Die Basler Pharma ist nicht mehr das Zugpferd
Die Exportwirtschaft hat sich vom Frankenschock erholt: Schweizer Maschinen, Medinizaltechnik und Uhren sind im Ausland wieder gefragt. Alle wichtigen Exportbranchen konnten ihre Verkäufe steigern. Sie profitieren vom schwächeren Franken und der starken Konjunktur in vielen Exportländern.
Der Aufschwung im Aussenhandel ist breit abgestützt – im Gegensatz zu den beiden Vorjahren: 2015 und 2016 konnte nur die wichtigste Exportbranche, die Pharmaindustrie, zulegen. «Eine Zeit lang war es eine Katastrophe», sagt Swatch-Chef Nick Hayek über das Geschäft nach Ende des Mindestkurses Anfang 2015.
Der Zalando-Effekt wird immer stärker
Am kräftigsten wachsen die Schweizer Exporte von Textilien, Bekleidung und Schuhe. Grund dafür ist aber nicht etwa eine Renaissance der Schweizer Kleiderhersteller oder Schuhmarken. Das Wachstum erklärt sich vielmehr mit dem Onlinehandel: Schweizerinnen und Schweizer kaufen immer mehr im Internet ein – und gerne auch bei ausländischen Anbietern wie Zalando in Deutschland.
Viele der Pakete werden ins Ausland retourniert, weil das bestellte Kleid nicht passt oder der neue Schuh drückt. Fast zwei Drittel der Kleiderexporte sind Waren, die zurückgeschickt werden. Bei Schuhen liegt der Anteil der Retoursendungen bei rund der Hälfte. 2015 war der «Zalando-Effekt» noch deutlich schwächer: Retournierte Waren trugen erst 45 Prozent zu den Kleiderexporten bei, bei den Schuhen belief sich der Wert nur auf 30 Prozent.
China verdrängt Grossbritannien
China ist jetzt der fünftwichtigste Schweizer Exportmarkt – und verdrängt Grossbritannien. Chinas Platz unter den ersten Fünf erklärt sich vor allem mit der starken Konjunktur in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt – aber auch der Brexit spielt eine Rolle. Die Exporte nach China stiegen um über 15 Prozent auf 11,4 Milliarden Franken. Besonders Medikamente und Uhren verkauften sich gut, Schweizer Maschinen waren ebenfalls stark gefragt.
Schweizer Unternehmen sind in einer idealen Position, um von Chinas Wachstum zu profitieren. 2013 konnte die Schweiz als eines der ersten europäischen Länder einen Freihandelsvertrag mit der Volksrepublik abschliessen – dieser gute Marktzugang trägt zum Erfolg der Schweizer Unternehmen bei.
Die Exporte nach Grossbritannien sanken leicht um rund ein Prozent auf 11,3 Milliarden Franken. Besonders die Pharmaexporte verringerten sich – was viele Gründe haben kann, diese Zahl schwankt von Jahr zu Jahr. Der Rückgang erklärt sich aber auch mit dem schwachen Pfund. Die Währung verlor an Wert, weil die Briten der EU den Rücken kehren. Wegen des schwächeren Pfunds verringerten sich die – in Franken berechneten – Ausfuhren in das Land.
Iran ist ein wachsender Markt
Seit 2016 darf die Schweizer Wirtschaft wieder mit dem Iran Geschäfte machen. Dank des Atomabkommens hob die internationale Gemeinschaft ein Grossteil ihrer Sanktionen auf. Schweizer Unternehmen hofften auf viele Aufträge aus dem erdölreichen Land mit 80 Millionen Einwohnern. Verschiedene Konzerne, etwa der Winterthurer Autozulieferer Autoneum, gaben Expansionspläne bekannt.
Der Markt bleibt aber für Schweizer Unternehmen schwierig – auch weil westliche Banken auf Druck der USA davor zurückschrecken, Kredite zu sprechen. Dennoch sind die Schweizer Exporte – wie bereits 2016 – gestiegen, um 7,4 Prozent auf gut eine halbe Milliarde Franken. Besonders Maschinen waren ein Exportschlager, gefolgt von den Schweizer Uhren.