Im Ausland werden die Schweiz und Schweden oft verwechselt. Geht es aber um den Eurovision Song Contest (ESC), sind die Rollen klar verteilt. Der – in englischsprachigen Ohren – ähnliche Namen hilft uns da auch nicht weiter. Während die Schweiz seit Céline Dions Triumph im Jahr 1988 auf einen weiteren Sieg wartet, haben die Schweden in dieser Zeit vier Mal gewonnen.

2015 holte Måns Zelmerlöw einen weiteren Sieg für die Nordländer, die den Wettbewerb deshalb nun austragen dürfen. Insgesamt hat nur Irland mehr Titel am ESC gewonnen (7), was aber vor allem einer Serie von drei Siegen in Serie (1992 bis 1994) geschuldet ist. Ansonsten gilt Schweden als Dauerfavorit am ESC, so sehr, dass der Sprach- und Kulturwissenschaftler Irving Wolther laut dem Radiosender Deutsche Welle sogar von einer «Schwedisierung» des ESC spricht.

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Aserbaidschan setzt auf schwedische Qualität

Der schwedische Einfluss reicht weit über die eigenen Teilnehmer hinaus. So kauften 2012 16 der 42 teilnehmenden Länder ihre Stücke im Land ein. Und 2011 gewannen Ell & Nikki aus Aserbaidschan mit «Running Scared» von Stefan Örn, Sandra Bjurman und Iain Farguhanson aus Schweden. Hinter einer derartigen Dominanz muss mehr stecken, als blosse Sympathie für das friedliche Land in Skandinavien. Überraschenderweise geht es beim ESC immer auch ein bisschen um Musik.

Schweden ist seit Abba, die ihre beispiellose Karriere mit dem ESC-Sieg 1974 lancierten, ein Zentrum der internationalen Popmusik. Das Land mit nur 9,5 Millionen Einwohnern ist nach den USA und Grossbritannien der drittgrösste Produzent englischsprachiger Pop- und Rockmusik, so die Deutsche Welle. Und der Guardian schrieb, dass fast jede Woche ein in Schweden geschriebener Song irgendwo auf der Welt in die Top Ten einsteige.

Institutionell verankert

Wie kommt dieser Erfolg zustande? Einerseits ist sich Schweden der musikalischen Vorreiterrolle bewusst und fördert diese gezielt. In den Schulen ist Musik mehr als ein unwichtiges Nebenfach. Und mit «Export Music Sweden» ist die internationale Vermarktung der schwedischen Musik seit 1993 institutionell verankert. Andererseits hat das Musizieren in der Familie in Schweden lange Tradition, was viele auf die langen dunklen Winternächte zurückführen, die eine solche Neigung befördern würden.

Für die Schweiz, die in diesem Jahr einmal mehr schon im Halbfinal ausgeschieden ist, ist der Erfolg der Wikingersöhne kaum kopierbar. «Die Schweden müssen ein Gen für Pop haben», glaubt auch die deutsche ESC-Gewinnerin Lena Meyer-Landrut. Vielleicht hätte Rykka ihr Lied halt einfach nicht in England einkaufen sollen, sondern in Schweden. 2016 gehören die Skandinavier als Ausrichter für einmal nicht zu den grössten Favoriten. Glaubt man den Wettanbietern dürfte der Russe Sergei Lasarew triumphieren. Übrigens ganz ohne schwedische Hilfe.