Konstant um die 350 stellensuchende Kaderleute zählte der Kanton Aargau während des vergangenen Jahres. Im November 2008 stieg die Zahl dann auf 370 und liegt jetzt bei knapp 400, wie Guido Pfister, Sektionsleiter für arbeitsmarktliche Integra-tion beim Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Aargau, der «Handelszeitung» berichtet. Welche Weiterbildungsmöglichkeiten bieten die RAV aber Führungskräften, wenn diese plötzlich auf die Strasse gestellt werden?
Wie mit allen Stellensuchenden werde auch mit Kaderleuten zunächst eine Standortbestimmung vorgenommen. Ziel sei es, die Stärken, Schwächen und Ressourcen auszuloten. «Besonders wichtig bei Kadern ist es ja, dass sie ihr Netzwerk zu aktivieren wissen respektive dieses verbessern können», wie Pfister weiss. Denn meist fänden stellensuchende Kader nur über diesen Weg wieder eine adäquate Wirkungsstätte. Aufgrund der Erfahrung im Kanton Aargau gelte es nicht selten, die Problematik der Stellenbewerbung anzugehen. Häufig sehen sich entlassene Kader nämlich zum ersten Mal in ihrem Leben vor der Herausforderung, sich bewerben zu müssen. Daneben muss individuell die passende Weiterbildung gefunden werden, die allfällig vorhandene Schwächen auszumerzen hilft.
Längst nicht alle Kantone bieten segmentierte, spezifische Angebote für Chefs an. Etwa in Basel Stadt findet man, die Führungskraft selbst sei der Experte. Was nicht bedeutet, dass die Stellen-suchenden nicht begleitet werden auf ihrem Weg zurück in eine herausfordernde Position. Auch den arbeitsuchenden Basler Kaderpersonen stehen die Weiterbildungsprogramme des Bundes offen (siehe Kasten).
Ämter bieten spezielle Dienste
In manchen Kantonen werden spezifische Qualifizierungsmassnahmen für Kader durchgeführt. So etwa in Solothurn, wo eine spezialisierte Personalberaterin sich um die Führungskräfte ohne Job kümmert. Auch dabei wird per-sönlichkeitsorientiert gearbeitet. «Recht häufig stellen wir bei Kadern alarmierende EDV-Defizite fest, die es unbedingt auszumerzen gilt», beobachtet Jürg Tucci vom Amt für Wirtschaft und Arbeit. Der Leiter Logistik arbeitsmarktlicher Massnahmen stellt allerdings bei diesen Stellenlosen zudem eine erschreckende Bildungsresistenz fest. Nicht selten seien es Personen mit eher «schwieriger Persönlichkeitsstruktur», wie Tucci sich ausdrückt. Wie viele Kaderleute in den nächsten Monaten tatsächlich die Stelle verlieren werden und den Weg zum RAV finden, sei noch schwer abzuschätzen, meint Markus Grob, Leiter Arbeitsmarkt im Kanton Solothurn. Auch über den Zeitpunkt des Anstiegs der Zahlen kann nur spekuliert werden.
«Ein Firmenbeispiel in unserem Kanton zeigt, dass die normalen Mitarbeiter nach einer Betriebsschliessung per Ende Januar freigestellt wurden, das Kader aber jetzt noch bis Mai weiterarbeiten muss», so Grob. Jürg Tucci glaubt, dass man im Kanton Solothurn gut gerüstet ist mit den existierenden Massnahmen und Angeboten.
RAV rechnen mit mehr Kadern
Das sieht man auch im Kanton Zürich so. Die Personalberater in den RAV seien ausgebildet, selbst gut qualifizierte Spezialisten be-raten zu können, erklärt Irene Tschopp, Leiterin Kommunikation beim Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich. Ein leichter personeller Ausbau der RAV sei für die kommenden Monate ge-plant. Speziell an Führungskräfte richten sich die Strategiekurse.
Einig sind sich alle von der «Handelszeitung» befragten Experten, dass im Laufe des Jahres vermehrt Kader zur RAV-«Kundschaft» gehören werden und man bei veränderten Bedürfnissen die Angebote anpassen müsse.