Wer ein altes iPhone hat und sich über dessen Leistung ärgert, hat nun einigen Grund zur Hoffnung. Mit der nächsten Version des iOS-Betriebssystems 12 für iPhones und iPads verspricht Apple eine deutlich bessere Leistung auch für ältere Geräte.
Zum Auftakt der hauseigenen Entwicklerkonferenz WWDC in San José im US-Bundesstaat Kalifornien enthüllte der Konzern Details über die Software, die im Herbst kostenlos allen iPhone- und iPad-Nutzern zur Verfügung gestellt wird.
Vielzahl neuer Funktionen
Die zusätzliche Leistung ist neben einer Vielzahl neuer Funktionen die wohl wichtigste Neuerung für die meisten Apple-Nutzer, die sich nach Upgrades häufig eher über ihre Geräte ärgern, weil sie langsamer werden und mehr Strom verbrauchen.
Nach Angaben des Konzerns startet die Kamera mit dem neuen iOS-Betriebssystem 70 Prozent schneller auf einem vier Jahren alten iPhone 6 Plus, die Tastatur erscheint 50 Prozent schneller und auch auf das Tippen soll das Gerät zügiger reagieren. Anwendungen könnten bis zu doppelt so schnell gestartet werden.
Selbst auf das iPhone 5s, das 2013 eingeführt wurde, kann das neue Betriebssystem geladen werden. Damit wertet die Software sogar Geräte auf, die im Herbst fünf Jahre alt sind. Apple unterstützt damit Smartphones deutlich länger als andere Hersteller, die neue Android-Versionen meist nicht länger als ein bis zwei Jahre für ihre Geräte liefern. Günstigere Geräte bekommen oft gar kein wesentliches Upgrade.
Doch es gibt für die Geräte auch neue Funktionen und Apps. Das sind die wichtigsten Neuerungen:
Gruppen-Facetime
Bisher konnte ein Videotelefonat nur zwischen zwei Personen geführt werden. Nun gibt es die Möglichkeit, eine Videokonferenz mit bis zu 32 Teilnehmern zu starten. Wer gerade spricht, wird dann auf dem Display im Video grösser dargestellt als alle anderen.
Eine solche Videokonferenz kann sogar aus einen Gruppen-Chat der Message-App mit allen Teilnehmern auf einmal gestartet werden. Auch Nutzer von iMacs und der Apple Watch können an der Konferenz teilnehmen. Allerdings auf der Uhr nur mit ihrer Stimme, weil sie keine Kamera hat.
Siri-Shortcuts
Nutzer können nun in einem Editor Shortcuts mit Abläufen festlegen, die sie dann mit einem Audio-Namen ablegen. Wird dem digitalen Sprachassistenten Siri dann dieser Name genannt, arbeitet Siri diesen Ablauf ab.
Wer dann Siri beispielsweise «Feierabend» sagt, bekommt eine Wegbeschreibung angezeigt, zugleich wird zu Hause die vernetzte Heizung auf 20 Grad reguliert, eine Nachricht an andere Familienmitglieder geschickt und ein bestimmtes Musikstück abgespielt.
Kamera-Effekte
iPhone-X-Nutzer konnten bisher schon Animojis erstellen, die die Mimik des Nutzers wiedergeben. Nun kommen vier neue Animoji-Charaktere hinzu: Geist, Koala, Tiger und T-Rex.
Ausserdem erkennt die Frontkamera des iPhone X beim Erstellen der Animojis die Zunge des Nutzers. Sogar ein eigenes Animoji kann erstellt werden, das Apple Memoji getauft hat. Es kann im Detail so ausgeschmückt werden, dass es dem Nutzer ähnelt. Wählen lassen sich die Augenfarbe, Ohrringe und die Tönung der Sonnenbrillengläser. Für die Selfie-Kamera gibt es ausserdem neue Filter und Sticker. Im Facetime-Videotelefonat kann der Nutzer sein Gesicht mit seinem Memoji austauschen.
Augmented Reality (AR)
Schon bisher können iPhone- und iPad-Nutzer auf ihren Displays in das Bild der Rückkamera virtuelle Objekte einblenden und so beispielsweise sehen, wie sich ein neues Sofa in das eigene Wohnzimmer einpassen würde. Nun hat Apple dafür ein eigenes Dateiformat entwickelt, das erst einmal vor allem für Entwickler interessant sein dürfte.
Aber auch Nutzer werden die Neuerungen schnell zu Gesicht bekommen, denn solche AR-Objekte können künftig sogar in Webseiten eingebettet werden. Künftig können mehrere Spieler gemeinsam an einer AR-Szene teilnehmen und so gegeneinander der antreten.
Neue Apps
Apple hat seine bisherigen Apps verschönert und mit zusätzlichen Informationen ergänzt, darunter Aktien, Sprachmemos und iBooks. Aktien und Sprachmemos kommen nun auch auf das iPad und auf die Mac-Computer. Apples Foto-App wird ebenfalls erweitert und macht nun beispielsweise Vorschläge für Fotos, die geteilt werden könnten.
Dabei werden sogar die Personen vorgeschlagen, die daran ein Interesse haben könnten. Die dafür notwendige künstliche Intelligenz findet nach Angaben von Apple allein auf dem Gerät statt, die Übertragungen sind verschlüsselt.
Mit «Measure» kommt eine ganz neue App von Apple, mit der sich über die Kamera beispielsweise die Breite und Länge einer Tischplatte feststellen lässt.
Kontrolle
Nutzer werden künftig mehr Möglichkeiten als bisher haben, sich nicht stören zu lassen. So lässt sich für die Schlafenszeit ein Modus aktivieren, der auf die bunten Benachrichtigungen verzichtet. Überhaupt können Benachrichtigungen künftig Gruppiert werden, was die Übersichtlichkeit verbessert. Nutzer bekommen nun wöchentlich von ihrem Gerät eine Zusammenfassung angezeigt, wie häufig sie das Telefon und einzelne Apps wie lange genutzt haben.
Festgehalten wird auch die Zahl der Benachrichtigungen der einzelnen Anwendungen. Nutzer können für einzelne Apps eine Höchstnutzungsdauer einstellen. Nähern sie sich diesem Limit, werden sie darüber mit einer Benachrichtigung informiert. Eltern können für ihre Kinder nun einstellen welche Apps oder Gruppen von Apps oder auch das iPhone oder iPad sie wie lange nutzen dürfen.
Apple Watch
Auf der Apple-Watch wird mit watchOS 5 die Fitness-App verbessert. Den Start eines Workouts erkennt die Uhr künftig automatisch. Siri wird mit der neuen Software-Version einfach nur durch das Heben des Handgelenks aktiviert. Nutzer müssen also nicht mehr «Hey Siri» sagen.
Künftig lassen sich ausserdem auch Weblinks beispielsweise in Mails anklicken, so dass Webseiten-Inhalte auf dem kleinen Display angezeigt werden. Ausserdem gibt es eine neue Walkie-Talkie-App, mit der sich Apple-Watch-Nutzer wie über ein Funkgerät unterhalten können. Apple bringt darüber hinaus seine Podcast-Anwendung auf die Uhr. Fremde Anwendungen spielen künftig ihr Audio ab, auch wenn sie im Hintergrund laufen.
Mac-Computer
Das neue Betriebssystem für die Apple-Computer wird Mojave heissen, nach einer Wüste, die Teile der US-Bundesstaaten Kalifornien, Utah, Nevada und Arizona bedeckt. Nutzer von MacBooks und iMacs können künftig ihren Rechner in einen Dark Mode versetzen, bei dem Hintergrund und Menüs Schwarz und Grau dargestellt und Schriften Weiss gezeigt werden. Je nach Tageszeit verändert sich auch das Hintergrundbild auf den Computern.
Im Finder gibt es einige neue Funktionen, darunter eine neue Galerie-Ansicht. Auch können nun Automatisierungen mit einem Button eingebunden werden. Praktisch ist eine neue Scan-Funktion, bei der die Computer auf ein iPhone zugreifen und dessen Kamera nutzen können, um beispielsweise ein Schreiben abzufotografieren, das dann direkt auf dem Computer-Display angezeigt und in ein Dokument eingefügt werden kann. Künftig gibt es die Home-, Aktien- und Sprachmemos-Anwendung von Apple auch auf dem Mac. So einfach wie Screenshots können künftig auch Bewegungen auf dem Display als Video aufgenommen werden.
Dieser Artikel erschien zuerst bei der «Welt» mit dem Titel: «Das sind die neuen Funktionen für Ihr iPhone».