Seit dem 8. November 2017 hat die Mall of Switzerland (MoS) im luzernischen Ebikon ihre Tore geöffnet. Das zweitgrösste Shoppingcenter der Schweiz umfasst neben Läden und Restaurants auch verschiedene Freizeitangebote. In Kürze soll die erste stehende Schweizer Indoor-Welle Surfen bei jedem Wetter möglich machen. Zudem ist auf dem Areal ein Hotel geplant. Der Investor aus Abu Dhabi lässt sich all dies rund 450 Millionen Franken kosten.

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Auch wenn die Lage am Industriestandort Ebikon umstritten ist, wird die Eröffnung der MoS Verschiebungen im lokalen Detailhandelsmarkt bewirken. «Wir sind mit dem Anspruch angetreten, das Angebot in der Zentralschweiz zu erweitern und die Attraktivität der Region als Tourismusstandort weiter zu fördern», sagt Nikolas Löhr, Director Retail Marketing von Freo Switzerland, die eigens für die Projektplanung und -umsetzung gegründet wurde.

Mit bekannten Marken locken

Um jährlich 4,5 bis 5 Millionen Besucher anzuziehen, setzt Löhr auf internationale Brands wie Terranova, Hunkemöller, Skechers, Stefanel, Original Penguin, Original Marines, Bijou Brigitte, Hotiç, O bag, Vivobarefoot und Jochen Schweizer. Hinzu kommen etablierte Marken wie Bershka und Müller Drogeriemarkt, die in der Region bisher nicht vertreten waren.

Dabei möchte Löhr die Mall of Switzerland nicht als Konkurrentin zu anderen Einkaufszentren und Läden im Grossraum Luzern sehen, sondern als Chance, den Gesamtumsatz positiv zu beeinflussen. Er fügt an, dass die Schliessung des benachbarten MParc Ebikon der Migros dazu führen dürfte, dass viele der lokalen Kunden auf die Mall of Switzerland ausweichen würden, wo die Migros Hauptmieterin ist.

Von Gelassenheit bis Skepsis

Die Mitbewerber reagieren unterschiedlich auf den neuen Wettbewerber. André Bachmann, Präsident ad interim der City Vereinigung Luzern, erklärt: «Diese Investition in den Detailhandel ist willkommen. Im Wettbewerb der Anbieter innerhalb der Zentralschweiz müssen wir uns nicht fürchten. Mit der City Luzern haben wir beste Voraussetzungen, ein natürlich gewachsenes und authentisches Angebot.»

Dagegen reagiert das 1975 eröffnete Emmen Center eher abwartend. «Die Mall of Switzerland bedeutet für den gesamten Zentralschweizer Detailhandelsmarkt, dass die Marktanteile neu aufgeteilt werden. Die Kundinnen und Kunden können wählen und es wird sich zeigen, wie viele nach der Eröffnungseuphorie ihren angestammten Einkaufsort ändern und ihre Einkäufe regelmässig in der MoS tätigen», sagt Sprecherin Corinne Schneebeli.

Arbeit an Qualität

Das Emmen Center hat sich auf die neue Marktsituation vorbereitet. Es wurde 2016 aufwendig saniert und modernisiert. Zudem hat man den Mietermix stark überarbeitet. Zu den bereits vorhandenen Ankermietern wie Manor, Manor Food, H&M, C&A und Ochsner Sport kamen neue wie Zara, Pull & Bear, Snipes, SUC, De Centuri und Nailbar Be Pretty. 2018 werden weitere internationale Brands ins Emmen Center ziehen.

Wie Schneebeli erklärt, wurde die Aufenthaltsqualität stark verbessert, zudem würden laufend neue Dienstleistungen hinzugefügt. Darunter ein Parkleitsystem und Familienparkplätze. «All diese Änderungen sind Teil einer stetigen Weiterentwicklung eines Shoppingcenters in einem überaus dynamischen Marktumfeld», so Schneebeli.

Grenzen des Online-Handels

Nikolas Löhr betont, es gehe der Mall of Switzerland darum, das Bestehende zu ergänzen. Zentraler Unterschied gegenüber den anderen Shoppingcentern in der Region sei das abwechslungsreiche Gastronomie- und Freizeitangebot, das rund einen Drittel der Gesamtfläche ausmache. Auch sei die MoS stark auf junge Familien ausgerichtet. Dies werde beispielsweise durch das Kaleidoskop Kinderland unterstrichen, das auf 1500 Quadratmetern Kleinkinder- und Babybetreuung sowie einen Indoor-Spielplatz biete.

Bleibt die Frage, ob Einkaufszentren im Zeitalter des Online-Handels nicht eine anachronistische Erscheinung sind. Dazu Löhr: «Auch wenn sich der stationäre Detailhandel mit starken Veränderungen auseinandersetzen muss, sind wir absolut davon überzeugt, dass es ihn weiterhin geben wird.» Dies lasse sich auch daran erkennen, dass das Online-Wachstum bei einigen Branchen bereits seinen Zenit erreicht habe beziehungsweise dass bekannte Online-Händler wie Amazon inzwischen mit eigenen Läden offline gingen.

Individuelle Pop-up-Shops

Den Kunden davon zu überzeugen, seinen Einkauf im Ladenlokal zu tätigen, anstatt die Ware online zu erwerben, werde mit Ausnahme der bisher wenig beeinflussten Nahversorgungszentren die Eigentümer zukünftig vor grössere Herausforderungen stellen. «Ein Shoppingcenter muss die Funktion eines Treffpunkts mit einer hohen Aufenthaltsqualität übernehmen, seine Zielgruppe kennen und bedienen sowie einen abwechslungsreichen und teilweise wechselnden Angebotsmix aufweisen», erklärt Löhr. Letzterem werde in der Mall of Switzerland mit individuell entwickelten Pop-up-Shops Rechnung getragen, beispielsweise mit jenem von Tesla.

Löhr ist überzeugt davon, dass sich die MoS mit ihrem Mix aus Detailhandel, Gastronomie und Freizeit als wichtiger Marktplatz und Treffpunkt für die ganze Familie positionieren wird. Tatsache sei jedoch, dass die Platzierung als «new kid on the block» immer etwas Zeit brauche und wohl auch die eine oder andere Optimierung notwendig sein werden.

Mall in Zahlen

Gesamtfläche 65 000 m2
Verkaufsfläche 46 000 m2
Fläche Kinderland 1500 m2
Fläche Detailhandel 65 Prozent
Fläche Gastronomie 10 Prozent
Fläche Freizeit 25 Prozent
Shops 82
Restaurants 16
Kinosäle 12
Freizeitaktivitäten 5
Parkplätze 1600
Volumen 450 Millionen Franken
Investor Abu Dhabi Investment Authority (ADIA)
Entwicklungsphase 3 Jahre
Erwartete Besucher 4,5 bis 5 Millionen pro Jahr