Huawei ist im Visier der US-Regierung: Präsident Donald Trump verdächtigt den chinesischen Handyhersteller und Telekomausrüster, im Auftrag von Peking zu spionieren. Letzte Woche spitzte sich der Konflikt zu: US-Firmen dürfen nur noch eingeschränkt mit Huawei Geschäfte machen.
Es ist eine Auflage, die dramatische Folgen haben könnte – Google, Hersteller der führenden Handysoftware Android, wird die Zusammenarbeit wohl ruhen lassen. Auch US-Chiphersteller Intel und Qualkomm könnten die Partnerschaft auf Eis legen.
• Was bedeuten die Massnahmen für Besitzer eines Huawei-Handys?
Wer bereits ein Smartphone von Huawei besitzt, muss vorerst nicht viel befürchten. Updates für Google-Apps sollen auch weiterhin heruntergeladen werden können. Zu Android erklärt Google auf Twitter, dass man den Appstore Play und die Sicherheitsfunktion Google Play Protect auf bestehenden Huawei-Geräten weiterhin anbietet. Allerdings wird Google für die Huawei-Geräte künftig offenbar keine spezifischen Sicherheitsupdates mehr liefern. Wie Huawei damit umgeht, ist noch unklar.
Wer derzeit ein neues Smartphone des chinesischen Herstellers kaufen möchte, wartet deshalb am Besten noch ab. Besonders für die kommenden Smartphones dürfte es erhebliche Nachteile geben. Laut der Agentur «Reuters» soll die nächste Generation der Huawei-Handys etwa keinen Zugang mehr zu Googles Email-Dienst Gmail und zum Play Store erhalten.
• Wird die Schweiz wieder zum Apple-Land?
Die Schweiz war lange ein iPhone-Land. Der Marktanteil lag mehrere Jahre stets bei mehr als 50 Prozent. Das drehte sich 2017. Der Anteil von Handys mit einem Android-Betriebssystem sprang von 42 auf 55 Prozent. Nun könnte das Verhältnis wieder zugunsten von Apple drehen.
Bereits 2018 stieg der iPhone-Anteil von 41 auf 44 Prozent. Im Android-Segment dominieren Samsung mit 36 Prozent und Huawei mit 8 Prozent. Gut möglich, dass nun Huaweis Anteil schmilzt und einige Kunden wieder auf ein Apple-Gerät wechseln.Zuletzt jedoch legte Huawei ein starkes Wachstum hin und ist derzeit weltweit der zweitgrösste Smartphone-Hersteller. Bis 2020 möchte das Unternehmen Samsung überholen und an der Spitze stehen. Googles Massnahme dürfte Huawei nun aber ausbremsen.
• Die Schweiz ist (auch) ein Huawei-Land
Auch für sein Geschäft als Netzwerkausrüster ist die Schweiz für Huawei wichtig: Die Firma liefert Swisscom und Sunrise Telekominfrastruktur. Sunrise setzt für das neue Mobilfunknetz 5G auf die technologisch führenden Chinesen, bei Swisscom beschränkt sich die Zusammenarbeit auf das Festnetz.
Die Schweiz wird für Huawei wohl überdies bald ein Forschungsstandort: Der Konzern will im Umfeld der Eigenössischen Technischen Hochschulen Forschungszentren eröffnen. Die Verträge mit ETH und EPFL stünden kurz vor der Unterschrift, meldete der «Blick» im April. Heute beschäftigt Huawei hierzulande 350 Mitarbeitende. Kommt der Forschungs-Hub zustande, dürfte die Mitarbeiterzahl stark steigen.
«Wir wissen genau, wie eine mögliche Eskalation der Amerikaner aussähe. Wir haben die Zusicherung, dass auch Huawei für einen solchen Fall einen Plan B hat.»*
• Huawei bleibt in Politik und Wirtschaft willkommen
Die US-Vorwürfe gegen Huawei beschäftigen auch die Schweizer Politik. Doch weder der Nachrichtendienst noch das Bundesamt für Kommunikation wollen Huawei vom 5G-Handynetz ausschliessen – auf dieses Netz bezieht sich der US-Spionagevorwurf. Auch Sunrise und Swisscom haben ihre Partnerschaften mit Huawei bekräftigt (mehr dazu finden Sie hier und hier).
• USA gegen Huawei: Wie geht der Konflikt weiter?
Das US-Vorgehen gegen Huawei steht in einem grösseren Zusammenhang: Die USA und China führen einen Konflikt. Die USA verdächtigen Huawei, ein Instrument der chinesischen Regierung zu sein, und im Aufrag von Peking Spionage zu betreiben. China stellt die Vorwürfe hingegen als Versuch dar, einen erfolgreichen Konkurrenten zu bremsen.
Die USA versuchen befreundete Staaten, von einer Zusammenarbeit mit Huawei bei 5G abzuhalten.
Huawei ist in den USA aus einem weiteren Grund unter Druck. Die Justiz wirft dem Konzern vor, trotz US-Sanktionen den Iran beliefert zu haben. Die Finanzchefin von Huawei war deswegen vorübergehend in einem kanadischen Gefängnis.
Noch ist offen, was Trumps Schwarze Liste für Huawei konkret bedeutet. Was hingegen klar ist: Die Chinesen haben sich vorbereitet und verstärkt Zulieferer ausserhalb der USA gesucht. So hat der Konzern beispielsweise eine eigene Chipproduktion aufgebaut, um sich von der Abhängigkeit von Herstellern wie Intel zu lösen.
Auch Sunrise, der Schweizer 5G-Partner von Huawei, gibt sich zuversichtlich.«Wir wissen genau, wie eine mögliche Eskalation der Amerikaner aussähe. Wir haben die Zusicherung, dass auch Huawei für einen solchen Fall einen Plan B hat», sagte Sunrise-Präsident Peter Kurer kürzlich in der «Neuen Zürcher Zeitung».
(bsh/mbü)