Manfred Lanter hatte einen guten Riecher. Vor zehn Jahren importierte der Aargauer eine Geschäftsidee aus Übersee, heute hat er die Nase weit vorn in einem überaus florierenden Markt. Lanter ist Geschäftsführer der Firma Water Point, die 1994 ins Geschäft mit Wasserdispensern einstieg. Damals wusste in der Schweiz noch kaum einer, wie so ein Gerät aussieht. Heute spricht Lanter von jährlichen Wachstumsraten von mindestens 40%. Was Wunder, wenn er inzwischen längst nicht mehr alleiniger Anbieter in der Deutschschweiz ist. «Es gibt bestimmt 20 bis 30 Klein- und Kleinstfirmen, die sich ein Stück vom Kuchen abschneiden wollen», schätzt der Pionier.

Mittlerweile trinkt eine durchschnittliche Person in der Schweiz 107 Liter Mineralwasser im Jahr; vor zehn Jahren waren es 82 Liter. Verantwortlich für diese Zunahme ist die Wellnesseuphorie und ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein. «Wasser trinken ist Lifestyle», sagt Peter Schuitemaker, Geschäftsführer der Luzerner AQA Cooler, der Nummer drei auf dem Schweizer Dispensermarkt. Inzwischen sind Watercooler weit verbreitet. In Grossraumbüros bei Banken, Versicherungen, Medienunternehmen, in Arztpraxen oder in Kaufhäusern: Überall trifft man auf die praktischen Geräte, die auf Knopfdruck kühles Mineral- oder Leitungswasser liefern (siehe Kasten). Branchenkenner schätzen, dass es zwischen 20 000 und 30 000 Dispensergeräte in der Schweiz gibt. Und selbst jene, die etwas weniger optimistisch rechnen als Water-Point-Chef Lanter, prognostizieren zweistellige Wachstumsraten.

Waren es lange Zeit vor allem kleine Unternehmen, die mit Wasserspendern handelten, so steigen nun auch die grossen Konzerne ein. «Die haben den Braten gerochen», sagt Andy Strebel, Inhaber der Firma Wassershop. Als Einmannbetrieb gerät er zunehmend unter Druck. An Anfragen mangle es nicht, doch Kunden gingen immer häufiger auf Nummer sicher und holten sich den Service bei bekannten Grossfirmen. Es wird enger im Dispensergeschäft, einige sprechen bereits von Preisdumping, das Gerangel geht los.

Allen voran versucht seit Herbst 2003 der Nahrungsmittelriese Nestlé, den Watercoolermarkt in der Schweiz aufzumischen und der heutigen Marktführerin Eden Springs das Wasser abzugraben. Eden Springs ist durch ein Joint Venture mit dem französischen Danone-Konzern verbunden. Fachleute schätzen, dass Eden Springs gegen 15 000 Dispensergeräte in der Schweiz bedient und zusammen mit Water Point und AQA Cooler 65% des Marktes abdeckt.

Auf dem internationalen so genannten HOD-Markt (Home and Office Delivery) aber ist Danone-Konkurrentin Nestlé füh-rend, seit sie Anfang 2003 die Hongkonger Powwow übernommen hat. «Und jetzt ist die Schweiz dran», kündet Andréa Granelli, CEO der Nestlé Waters Schweiz, an. Im Oktober 2003 kaufte Nestlé die Watertower Swiss und stieg mit deren Marke Opalia ins Dispensergeschäft ein. Momentan sei man noch eine kleine Nummer, sagt Granelli. Doch er hat klare Ziele: «Ich gehe davon aus, dass sich analog zur Entwicklung in Europa auch in der Schweiz zwei Grosse durchsetzen werden», sagt er. Und meint Nestlé und Danone.

Auch andere grosse Mineralwasserproduzenten drängen auf den Markt, solange es noch viel versprechende Margen gibt. So füllt seit Anfang Jahr Henniez seine Marke Cristalp auch in 20-Liter-Flaschen ab, die dann auf die Dispensergeräte aufgesetzt werden. Man reagiere damit auf die grosse Nachfrage bei den eigenen Kunden, erklärt CEO Nicolas Rouge. Migros ist mit ihrer Mineralwasserfirma Seba Aproz vor zweieinhalb Jahren in der französischen Schweiz eingestiegen. Sie wickelt das Dispensergeschäft über die Marke Nendaz Cooler ab und ist seit Herbst 2004 auch in der Deutschschweiz präsent. Aproz-Chef Gilles Oberson schätzt, dass der Markt sich noch rund verdoppeln kann. Er will entsprechend mitwachsen. Der Einstieg bei Dispensern war ein strategischer Entscheid bei Aproz. «Wir liefern unser Wasser ausschliesslich an die Migros. Mit den Wasserspendern haben wir nun noch ein eigenes, unabhängiges Standbein», sagt Oberson. Kein Thema ist das Watercoolergeschäft hingegen bei Valser Wasser, die zum Coca-Cola-Konzern gehört. «Ein Einstieg ist aber vorläufig nicht geplant», sagt Mediensprecher Jürg Dinner.

Die Krux im Business mit dem Wasser aus dem Spender ist vor allem die aufwendige Logistik. Genau deshalb ist die Feldschlösschen Getränke AG wieder ausgestiegen. Vor vier Jahren drängte sie mit Arkina auf den Markt, bereits ein Jahr später verkaufte sie den Kundenstamm aber an Eden Springs. Das Geschäft lief gemäss Mediensprecher Stefan Kaspar zwar gut, doch liessen sich bei der Logistik zu wenig Synergien nutzen. Für den Transport der Gallonenflaschen sind spezielle Fahrzeuge nötig, für die Wartung und Reinigung der Geräte müssen Fachleute eingesetzt werden, und die Abnehmer sind nicht wie beim Bierverkauf in der Gastronomie zu finden, sondern in der Welt der Banken und Versicherungen. «Der Investitionsbedarf ist enorm», bestätigt Thomas Pfister, Geschäftsführer der Eden Springs.

Fragt sich, wie sich die Marktbereinigung auf die kleinen Anbieter auswirken wird. Granelli glaubt, dass viele von ihnen dank grösserer Flexibilität, geringerem Investitionsbedarf und regionaler Verwurzelung überleben werden. Die Automatenbetreiberin Selecta sorgt auf ihre Weise vor: Sie ist mit dem Elmer Wasser Fontessa schon seit 1997 im Dispensergeschäft tätig und spürt, dass der Markt langsam abflacht und die Preiskämpfe beginnen. Laut Managing Director Hanspeter Mohler hat der Verwaltungsrat deshalb unlängst entschieden, das Angebot zu erweitern. Selecta will künftig auch Watercooler anbieten, die mit Leitungswasser gespiesen werden und dadurch billiger sind.

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