Wer Wendelin Manser anruft, dem säuselt in der Wartescheife die Event-Hymne «Wavin your flag» von Rapper K’naan entgegen. Der Hit hat Symbolwert für den Flaggenausstatter Fahnen24, auf den nicht nur die Fussballverbände Fifa und Uefa bei ihren Anlässen setzen. An jeglichen Grossereignisse zeigt Fahnen24 seit vielen Jahren erfolgreich Flagge. Manser selbst wirkt dabei lieber bescheiden im Hintergrund. «Möglichst wenig über mich schreiben, unsere Produkte sind mir viel wichtiger», sagt er.
Und seine Produkte sind überall. Er liess am neuen Hauptsitz der Weltfussverbandes auf dem Dach des Gebäudes 208 Nationenfahnen entrollen, begleitet von einem gigantischen Feuerwerk. «Alles war präzise geplant und getestet», sagt er. Doch das Projekt ist Vergangenheit. In Gedanken ist Manser längst bei seinem nächsten Vorhaben: Werbebanden und LED-Displays für die eben angelaufene Fussball-Meisterschaft. Auch hier will alles bis ins letzte Detail geplant sein. Manser kümmert sich persönlich darum, legt immer persönlich Hand an. «Ich muss wirklich dabei sein, wenn die Beflaggung eines Stadions errichtet wird.»
Produktion in Polen
Seine Firma liefert nicht nur Flaggen, Fahnen, Wimpel, Banner und Bänder, sondern auch alles, was zur Befestigung benötigt wird. Masten, Rahmen, Spezialbeflaggungen, Beschriftungen und Stellwände – Montage, Reparatur und Unterhalt inbegriffen. Produziert werden kleine Einzelstücke und Extrawünsche in der Schweiz, genauer in Staad bei Rorschach. Grosse Aufträge werden in Polen ausgeführt, wo er über ein Joint-Venture beteiligt ist.
Und wie es denn nun mit den Fahnen zum 1. August? Die sind ein Dauerbrenner, ein Longseller. Aber die von Bern abgesegnete, neu vorgeschriebene Farbe rot für das weisse Schweizerkreuz im roten Feld bringt Manser in Rage. Das neue Rot sei viel zu hell bestimmt worden, findet der Experte. Er trauert dem tiefen, kräftigen Rot nach. Dennoch hat er seine Fahnenfarben gemäss den Vorgaben angepasst und damit basta.
Toni Vescoli und andere Musik-Promis
Mehr Freude macht ihm ein anderer Auftrag. Manser führt in sein Büro und klinkt auf seinen Laptop. Und zeigt Bilder der eben gefeierten Eröffnung des Pop- und Rockmuseums in Niederbüren SG. «Es gibt nichts im dekorativen Bereich, was sich mit unserem Know-How nicht verwirklichen lässt», sagt Manser.
Er zeigt Bilder von Toni Vescoli und anderen Musik-Promis, die vor Tapeten und Vorhängen posieren, die eine Welt vorgaukeln, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt. «Alles digital», sagt Manser. Und alles von seiner Firma. Mansers Faible für Technik und Elektronik lässt sich aus seinem beruflichen Werdegang ableiten. Er war früher als Werkzeugmacher in der Maschinenindustrie und später in derIT-Branche tätig.
Vorschriften für 210 verschiedene Nationen
Gibt es eigentlich etwas, das ein Kunde nicht von ihm ordern kann, wenn es um Fahnen geht? «Nein. Wir können jeden Wunsch erfüllen», sagt er und führt zu einem Liegestuhl, dessen Stoff nach individuellen Vorgaben angefertigt wurde. Mankönne auch eine Fahne für die eigene Frau zu ihrem Geburtstag oder zum Hochzeitstag oder zur Geburt bestellen.
Wie bekommt es Manser hin, in allen Stadien der Welt die richtigen Fahnen bei einem Grossanlass zu liefern? «Ganz einfach. Wir kennen und erfüllen für über 210 verschiedene Nationen, die alle den genauen Vorschriften punkto Farbe und Heraldik entsprechen.»
Fahnen 24 macht gemäss Schätzungen der Handelszeitung rund 10 Millionen Franken Umsatz und beschäftigt rund 10 Personen. «Ich habe ein tolles Team, wir haben ein gutes Klima und sind immer auf der Lauer nach einer noch besseren Wertschöpfung für den Kunden», sagt Manser. «Wenn ich unterwegs bin, sehe ich überall unsere Produkte, das beflügelt mich und spornt dazu an, alles noch besser zu machen.»