Das Weltwirtschaftsforum (WEF) hat eine externe Untersuchung gegen seinen Gründer Klaus Schwab (87) eingeleitet. Dies berichtet das «Wall Street Journal». Whistleblower erheben demnach neue Vorwürfe gegen Schwab.

Dem Bericht zufolge wurden die Anschuldigungen in einem anonymen Brief an den WEF-Vorstand erhoben. Das Schreiben soll vergangene Woche eingegangen sein. Darin werden offenbar die Führung und die Arbeitsplatzkultur der Organisation beanstandet. Der Brief stammt angeblich von aktuellen und ehemaligen WEF-Mitarbeitenden.

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Massagen und Luxusreisen

Der Vorwurf der Whistleblower: Schwab und seine Familie würden ihre persönlichen Angelegenheiten ohne jegliche Kontrolle mit WEF-Ressourcen vermischen. So soll Schwab Massagen in Hotelzimmern auf Kosten des WEF gebucht haben. Seine Ehefrau Hilde Schwab (78) soll «Scheintermine» auf Kosten des Forums organisiert haben, um Luxusreisen zu rechtfertigen. Zudem wird der Familie Schwab die private Nutzung einer vom WEF erworbenen Villa am Genfersee vorgeworfen.

Damit erscheint der überhastete Rücktritt von Schwab als Vorsitzender des Stiftungsrats am Ostermontag in einem ganz neuen Licht: Noch am Dienstag hat es den Anschein gemacht, der WEF-Gründer ziehe sich unter anderem wegen seiner Abneigung gegen Ideologen wie Javier Milei (54) oder Donald Trump (78) von allen Ämtern zurück.

Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert einen WEF-Sprecher zu den Vorwürfen: «Das Weltwirtschaftsforum nimmt diese Anschuldigungen ernst, aber wir möchten betonen, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt unbewiesen sind. Wir werden das Ergebnis der Untersuchung abwarten, bevor wir weitere Kommentare abgeben.»

Familie bestreitet Anschuldigungen

Laut dem «Wall Street Journal» bestreitet Schwabs Familie die in dem Brief erhobenen Vorwürfe. Ein Vertreter der Familie habe erklärt, dass Schwab beabsichtige, den Verfasser des anonymen Schreibens sowie alle, die diese «falschen Anschuldigungen» verbreiten würden, zu verklagen.

Der WEF-Stiftungsrat sieht sich dennoch veranlasst, eine vertiefte Untersuchung einzuleiten. Laut dem Bericht entschied sich das Gremium, das Peter Brabeck-Letmathe (80) interimistisch präsidiert, nach Rücksprache mit externen Rechtsberatern einstimmig zu diesem Schritt. Offenbar durfte Schwab an einer Sitzung am letzten Sonntag seine Sicht der Dinge nicht darlegen. Gemäss «Wall Street Journal» soll der WEF-Gründer gar seine jährliche Pension, die das Blatt auf fünf Millionen Dollar beziffert, als Sicherheit angeboten haben. Doch auf dieses Angebot ging der Stiftungsrat nicht ein.

Blick wollte von Brabeck-Letmathe wissen, ob er bereit sei, vertieft über die Hintergründe des sofortigen Rücktritts von Schwab und die Einleitung der Untersuchung zu sprechen. Mit Hinweis auf einen Aufenthalt im Ausland verwies der ehemalige Nestlé-Präsident an die Kommunikationsabteilung des WEF.

Rücktritt aus dem Stiftungsrat

Schwab hatte im vergangenen Jahr die aktive Führung der Organisation abgegeben und blieb zunächst weiter Vorsitzender des Stiftungsrats. Über Ostern trat der 87-Jährige nun auch als Vorsitzender des Stiftungsrats zurück.

Im vergangenen Jahr hatte eine ehemalige afroamerikanische Angestellte Schwab und dem WEF bereits Rassen- und Schwangerschaftsdiskriminierung vorgeworfen. Die Vorwürfe wurden inzwischen – mutmasslich durch einen aussergerichtlichen Vergleich – aus der Welt geschafft.