Es war eine Meldung, die am vergangenen Freitag den Schweizer Finanzplatz förmlich erbeben liess: Die traditionsreiche St. Galler Privatbank Wegelin wird zerschlagen und flüchtet sich zumindest teilweise in die Arme der Raiffeisenbank. Hintergrund ist die Tatsache, dass Wegelin bereitwillig ehemalige UBS-Kunden in den USA aufgenommen hat, um ihnen so Steuervorteile zu verschaffen.
In der US-Anklageschrift, die «Handelszeitung Online» bereits vor Tagen in vollem Wortlaut veröffentlicht hatte, werden die Wegelin-Banker beim Namen genannt. Einen von ihnen, Christian Hafner, hatte Wegelin-Chef Konrad Hummler bereits im Vorfeld des Raiffeisen-Deals mit einer Beurlaubung aus der Schulsslinie gezogen. Pikant: Bevor er 2005 zu den St. Gallern wechselte, war er Direktor des Vermögensverwaltungsgeschäfts der UBS.
Wie Recherchen der Wirtschaftssendung «Eco» zeigen, hätten weitere Manager rechtzeitig Alarm schlagen sollen. Genannt wird Giulio Haas, Leiter der Churer Filiale, der ab 2001 die Wirtschaftssektion der Botschaft in Washington geleitet habe. 2006 wurde er, so der Bericht weiter, Leiter der Politischen Abteiliung V im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten - und betreute dort das UBS-Dossier.
Der Dritte im Bunde ist David Zollinger: Vor seinem Wechsel zu Wegelin im Jahr 2006 war ab 1996 Bezirksanwalt in Zürich und betreute von 1998 bis 2007 in dieser Funktion die Dossiers «Geldwäscherei» und «Internationale Finanzhilfe».
«Wegelin verfügte damit über drei Experten mit gründlichen Kenntnissen des Rechtsstreits», hält «Eco» fest. Mehr als eine Randnotiz: Haas hat inzwischen zur neu gegründeten Bank Notenstein gewechselt. Peter V. Kunz, Wirtschaftsprofessor an der Uni Bern, schloss in der Sendung nicht aus, dass gerade diese personelle Verflechtung auch Probleme für die Raiffeisenbank bringen könnte. Diese hatte Notenstein am Freitag bekanntlich übernommen.