Auf den ersten Blick sieht die «Bio Züri Schorle» aus wie eine normale Apfelschorle in einer 0,5-Liter-Petflasche. Aber mit einer Aufschrift, die für ein Getränk nicht gerade alltäglich ist: «Aktuell mit Bio-Äpfeln us de Türkei – eusi Zürcher Öpfelblüete sind wägem Frost 2017 verfroore».
Die Apfelschorle wird im zürcherischen Fällanden bei der Firma Fresh Drink produziert. Das KMU hat sich auf die Produktion von Bio-Getränken spezialisiert und vertreibt neben Apfelschorle auch Fruchtsäfte, Eistee und Limonade. Dabei stammen die Inhalte meist aus regionalen Erzeugnissen. Doch der Frost hat dem Unternehmen für dieses Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Ausfall auch bei anderen Produzenten
«Im Moment erhalten wir keinen biologisch hergestellten Apfelsaft in der Schweiz. Es ist nichts mehr verfügbar», sagt Markus Raths, Geschäftsführer bei Fresh Drink. Im Frühling vor einem Jahr gab es drei Tage unerwartet Frost in der Schweiz. Dabei wurden zahlreiche Blüten, auch von Bioäpfeln, zerstört. Jetzt hoffen die Getränkehersteller auf die Ernte 2018.
Mit dem Ausfall ist Fresh Drink kein Einzelfall in der Schweiz: Nicht nur Apfelsaft-, sondern auch Wein-Produzenten konnten als Folge des Frostes keine Produkte mehr herstellen. «Wir mussten uns sogar überlegen, ob wir die Bio-Apfelschorle ganz aus unserem Sortiment streichen», sagt Raths. Schliesslich habe man in der Türkei Bio-Äpfel gefunden, die nun zur Produktion der Schorle verwendet würden, so der Geschäftsführer.
Ehrlichkeit währt am längsten
Trotz des stolzen Namens «Züri-Schorle» gibt es bei Fresh Drink nun Äpfel aus der Türkei? Geschäftsführer Markus Raths sagt: «Unsere Kunden wünschen sich Bio-Produkte. Diese Nachfrage kann nicht aus heimischer Produktion gedeckt werden. Das ist auch bei anderen Lebensmitteln der Fall.»
Äpfel aus der Türkei zu verwenden, ist Raths in Ordnung: «Wir sind auf die Natur angewiesen. Das ist unsere Philosophie.» Wenn ein Naturprodukt aber temporär nicht in genügender Menge verfügbar ist, darf man dieses gemäss dem Gesetz importieren. Weil der Apfelsaft in Falländen abgefüllt und verpackt wird, ist er «in der Schweiz produziert».
Dass der Ursprung der verwendeten Äpfel so prominent auf der Etikette und gleich unter dem Label deklariert wird, ist laut Raths Absicht: «Wir sind für eine ehrliche Kommunikation. Wie auch bei der Herstellung und der Herkunft unserer Produkte». Mit dem Entscheid, die Herkunft auch vorne zu deklarieren, wollte man dem Vorwurf der Konsumententäuschung entziehen, so Raths. Die Kunden würden die Transparenz schätzen, sagt Raths. Laut dem Geschäftsführer habe es wegen den Bio-Äpfeln aus einem anderen Land noch keine negativen Rückmeldungen gegeben.