Die Schweizer Wirtschaft erwartet vom neuen US-Präsidenten im besten Fall, dass es so weiter geht wie bisher. Das heisst aufwärts. Wenn Trump jedoch alle Sanktionen ergreift, die er androht, wird das auch die Schweizer Wirtschaft treffen.

Donald Trump blieb seit seiner Wahl das, was er bereits als Kandidat war: unberechenbar. Entsprechend schwankend sind darum auch die Schweizer Wirtschaftsverbände bei ihrer Einschätzung, welche Auswirkungen eine Präsidentschaft Trump auf ihre Branche haben wird. «Die Hoffnung ist, dass die US-Wirtschaft weiterhin auf dem Wachstumspfad bleiben wird», sagt zum Beispiel Jan Atteslander vom Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. «Dazu braucht es aber offene Märkte und keinen Rückfall in den Protektionismus.»

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Androhung von Zöllen

Genau ein solcher wird jedoch zumindest von einzelnen Branchen befürchtet. Nicht ohne Grund: Trump hat einerseits mehrfach damit gedroht, einzelne Freihandelsverträge aufzukündigen und auf gewissen Produkten wieder Zölle einzuführen. Vor kurzem hat er solche zum Beispiel verschiedenen Autobauern angedroht, sollten diese ihre Fahrzeuge nicht in den USA produzieren.

Das hätte auch Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft. «Falls es in diese protektionistische Richtung geht, könnte das auch die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie zu spüren bekommen», sagt Ivo Zimmermann von Swissmem.

Das ist aber nur die pessimistische Variante. Grundsätzlich seien die Aussichten gut, sagt Zimmermann. So seien die USA in den letzten Jahren zum zweitgrössten Absatzmarkt der MEM-Industrie aufgestiegen. «Unsere Hoffnung ist, dass sich allfällige protektionistische Massnahmen in Grenzen halten und sich die Exporte weiterhin so gut entwickeln.»

Pharmabranche unter Druck

Zwischen Hoffen und Bangen fällt auch der Ausblick der Pharmabranche aus. «Wir gehen davon aus, dass die USA innovations- und forschungsfreundlich bleiben wird», sagt Sara Käch vom Pharmaverband Interpharma auf Anfrage. Zudem: Sollte Trump tatsächlich wie angekündigt die Unternehmenssteuern senken, würden davon alle in den USA tätigen Unternehmen profitieren.

Auf der anderen Seite hat Trump unlängst die Pharmaindustrie für ihre Preispolitik scharf kritisiert. Negativ auf die Medikamentenhersteller auswirken könnte sich auch eine Abschaffung oder Umgestaltung des von Barack Obama geschaffenen Krankenversicherungsgesetzes . «Die Industrie wird sich dem Dialog über Nutzen und Kosten ihrer Medikamente stellen», sagt dazu Käch.

Banken in komfortabler Lage

In einer komfortableren Lage befinden sich dagegen die Banken. Auf der einen Seite hat Donald Trump gleich drei ehemalige Goldman-Sachs-Banker in sein Kabinett berufen. Zudem hat der neue US-Präsident durchblicken lassen, dass er den Finanzsektor nach der Regulierungsflut im Nachgang zur Finanzkrise wieder liberalisieren will.

Trump sollte demnach in der Finanzindustrie weniger Schreckgespenst denn Hoffnungsträger sein. Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) will dazu jedoch keine Stellung nehmen. Kein Kommentar, heisst es dazu lediglich auf Anfrage.

Uhrenindustrie hofft auf Steuersenkungen

Weder grosse Hoffnungen noch starke Befürchtungen im Hinblick auf den neuen US-Präsidenten hat die Uhrenindustrie. Der US-Markt ist für die Schweizer Uhrenhersteller zwar ein sehr wichtiger Absatzmarkt - er ist hinter Hongkong, aber vor China und Japan, die zweitwichtigste Exportdestination. Trump stelle dennoch für die Branche kein besonderes Risiko dar, sagt Jean-Daniel Pasche vom Verband Schweizerischer Uhrenindustrie (FH).

Im Gegensatz zur Autoindustrie sei nämlich nicht zu erwarten, dass Trump eine Verlagerung der Uhrenproduktion in die USA fordern werde. «Die Schweizer Uhren werden garantiert auch künftig in der Schweiz produziert» sagt Pasche.

Treffen könnte es jedoch die Branche, sollte Trump mit Strafzöllen und der Kündigung von Handelsabkommen zu einem Einbruch des globalen Handels führen. Die Schweizer Uhrenindustrie leidet bereits aktuell unter einem Nachfragetief, sagt Pasche. «Wir hoffen auf eine Stabilisierung.»

Auf der andere Seite: Für die Uhren- und Luxusindustrie könnte es sich als vorteilhaft herausstellen, dass Trump selbst Luxus nicht abgeneigt ist. Sollte er wie angekündigt die Steuern senken, gäbe das unserer Branche sicher Schub, sagt Pasche.

Rückenwind von einem Präsidenten Trump erhofft sich auch die Bauzulieferindustrie. So könnten Unternehmen wie Sika und LafargeHolcim davon profitieren, sollte der neue Präsident tatsächlich massiv in die zum Teil marode US-Infrastruktur investieren. «Die USA hat bereits seit Jahren einen grossen Renovationsbedarf an der vernachlässigten Infrastruktur», sagte zum Beispiel LafargeHolcim-Chef Eric Olsen Ende des letzten Jahres an einem Investorentag.

Warnung vor zu viel Optimismus

Gleichzeitig warnen Marktbeobachter davor, die Wirkung eines solchen Investitionsprogramms auf die Weltwirtschaft allzu optimistisch einzuschätzen. Die US-Wirtschaft befinde sich nämlich bereits in einem Hoch, schreibt zum Beispiel Thomas Stucki von der St. Galler Kantonalbank.

Donald Trump werde darum das Schicksal vieler US-Präsidenten erleiden. «Wer eine Wirtschaft auf dem Hoch übernimmt, erlebt im Weissen Haus einen wirtschaftlichen Abschwung», heisst es im Marktkommentar.

(sda/ccr)