Der Volkswagen-Konzern steht in der Garage, Getriebeschaden. Er ist nicht mehr konkurrenzfähig, hat zu viele Fabriken und Mitarbeitende. Und wegen der überforderten Softwaretochter Cariad haben ikonische Automarken wie VW, Porsche oder Audi die Digitalisierung verpasst. Abzulesen ist die Misere am VW-Aktienkurs, der heute dort steht, wo er vor fünfzehn Jahren schon war. Im gleichen Zeitraum hat sich der Dax verdoppelt.
Der Niedergang der industriellen Excellence Deutschlands ist im Verwaltungsrat kondensiert: Im 20-köpfigen Führungsgremium des Weltkonzerns haben nicht Unternehmerpersönlichkeiten mit Leistungsausweis und globaler Vita das Sagen, sondern Betriebsräte und Gewerkschafterinnen, neun an der Zahl, dazu zwei regionale Politgrössen – der Ministerpräsident von Niedersachsen und seine Kultusministerin, die in Politologie, Philosophie und Germanistik abgeschlossen hat. Kenner des asiatischen Automarktes sucht man im Gremium vergeblich.
Bürokratie würgt die Wirtschaft ab
Dieser Aufsichtsrat ist kaum auf den Verkauf von kompetitiven Vierrädern made in Germany aus, sondern auf den Erhalt von möglichst vielen Arbeitsplätzen, koste es, was es wolle. Und wenn dieses Lenkungsgremium im Kernmarkt Europa auf die realen Rahmenbedingungen stösst, ist die industrielle Katastrophe nicht weit. Denn in Europa fordern nicht Anreize das Wirtschaftsleben heraus, sondern Vorschriften.
Seit 2020 hat allein die EU 13’000 neue Gesetze erlassen – mit Folgen für jeden Mitgliedstaat. Es braucht mehr Beamte, welche die Umsetzung der Gesetze kontrollieren und die Firmen überwachen.
So verwundert es nicht, dass das Jobwunder in Deutschland nicht in der Privatwirtschaft stattfindet, sondern beim Staat. Dieser hat in den letzten fünf Jahren den Personalbestand um über 10 Prozent erhöht, während er in der Industrie um 3 Prozent sank. Weil eben diese Bewältigung der Bürokratie Mehrkosten verursacht und obendrein die Unternehmenssteuern auf gegen 40 Prozent anschwellen lässt, verliert die grösste Volkswirtschaft in Europa laufend an Schwung. Dieser Europa-Malus aber bremst die Investitionskraft der Firmen und am Ende das Wachstum.
Ganz anders in den USA. Dort setzen die Regierungen in den Bundesstaaten auf Anreize: Da wird die Schaffung von Innovation und Arbeitsplätzen mit Rabatten aller Art belohnt.
Das hat Wirkung: Stadler Rail, Meyer Burger oder ABB bauen ihre Fabriken in Utah, Arizona oder in Michigan – und bauen sie laufend aus. Die ABB kündigte Anfang Woche an, weitere 100 Millionen Dollar in ihren Campus in Wisconsin zu investieren. Angelockt werden die Firmen von einem dynamischen Riesenmarkt, auch die Solarindustrie: Es funktioniert nicht wie in Europa primär mit Vorschriften und Grenzwerten, sondern mit Goodies.
Wer in den USA Solarmodule produziert und wer sie auf seinem Fabrik- oder Hausdach montiert, erhält Steuernachlässe. Sie heissen Solar Investment Tax Credit (ITC). Am Schluss profitieren alle: Firmen, Hauseigner und Umwelt. Eine Denkweise, die dem regulierungsversessenen Europa völlig abgeht.