Abtippen an der Kasse war gestern. Detailhändler fördern seit jeher die Selbstbedienung. Und der Trend geht laufend weiter. Bald werden Kassiererinnen überflüssig. Self-Checkout heisst die neuste Entwicklung. Mit einem Handscanner lesen die Konsumenten dabei ihre Einkäufe selbst ein und geben sie danach für die Bezahlung an der Kasse nur noch kurz ab. Der nächste logische Schritt ist dann das automatische Bezahlen. Bei Coop etwa geschieht das über Zahlungsstationen, die derzeit noch von Assistentinnen betreut werden. Auch die Migros testet ein ähnliches System.
Noch steckt diese Art des Einkaufs erst in der Testphase. Coop führe zur Zeit Pilotversuche durch, sagt Sprecher Ramon Gander. Kommt die Dienstleistung beim Kunden an, plant der Detailhändler die selbstständige Bezahlung in grossen Filialen fest einzuführen. Daneben wird auch mit Bezahlsystemen via Handy experimentiert.
24 Monate aufbewahrt
Das Modell hat indes nicht nur Freunde. Egal ob Coop oder Migros - die Daten der Konsumenten werden gesammelt. Sei es nun über eine Supercard oder eine Cumuluskarte oder auch einfach das Smartphone. Die Angaben der Nutzer seien eine wertvolle Ressource, sagt Miriam Meckel, Professorin für Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen.
Das bestätigt auch die Migros. «Die detaillierten Einkaufsdaten der Cumulus-Teilnehmer werden 24 Monate aufbewahrt», sagt Sprecherin Jeannine Villiger. Kassenzetteltotale und Einkaufsprofile würden sogar bis zu drei Jahre gespeichert. «Die Daten werden primär anonym verwendet.» Die Kundendaten werden vom Konzern zur Verbesserung der Ladengestaltung genutzt oder zur Steuerung des Nachschubs. Auch Coop verwende die Daten nur in anonymisierter Form, wie Gander sagt.
Problematisches Geschäftsmodell
Die Mobile-Lösung von Coop erlaubt es aber gar, die Einkaufsgewohnheiten des Kunden zu überwachen. «Die App fragt die aktuellen Koordinaten des Handys ab und gibt die Verkaufsstelle an, in der sich der Kunde befindet», sagt Gander von Coop. Der genaue Weg werde also nicht aufgezeichnet - weder ausserhalb noch innerhalb der Filialen.
Ganz anders in den USA, wo Amazon und Co beginnen, die Bewegungen der Konsumentinnen auf Schritt und Tritt zu verfolgen. «Mit den WLAN-Signalen von Smartphones wird ein Bewegungsmuster erstellt, das dank spezieller Video-Ausrüstung zu einem Gesamtbild kombiniert wird», schreibt die «New York Times».
Weniger Transparenz
Es lassen sich somit eindeutige Profile erstellen, die dem Händler wertvolle Informationen liefern: Der Konsument kann so leichter identifiziert werden. «Der Gedanke, dass man in einem Geschäft verfolgt wird, ist verrückt, wenn man bedenkt, dass es sich nur um einen Kaugummi handelt», sagt Informatikprofessor Robert Plant von der Universität von Miami. Auch beim amerikanischen Supermarktriesen Wal-Mart können Kunden ihre Waren während des Einkaufs selber scannen. Bezahlt wird danach an einem Selbstbedienungs-Schalter, der einer Zahlungsstation gleich kommt. Zudem ist bereits eine App-Lösung auf dem Markt.
Das Geschäftsmodell sei nicht per se problematisch. Jedoch müsse der Kunde mitreden dürfen, wer sich seine Daten zunutze macht, sagt Kommunikationsexpertin Meckel. Das Schlagwort laute hier Transparenz - es geht darum, wie die Verwendung dieser Daten unsere Wahrnehmung und somit unseren Konsum beeinflussen.
Fazit: Wer online einkauft, muss sich damit abfinden, dass das eigene Konsumverhalten bis ins Detail analysiert wird.
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