Den Machtkampf mit Firmenpatriarch Ferdinand Piech hatte VW-Chef Martin Winterkorn überstanden - doch für den Betrug mit Diesel-Abgaswerten übernahm er jetzt die Verantwortung und trat zurück. Am Freitag soll womöglich bereits ein Nachfolger an der Spitze des Volkswagen -Konzerns auf den Schild gehoben werden.

In der engen Auswahl für den Posten des best bezahlten Dax-Konzernchefs sind Insidern zufolge Porsche-Chef Matthias Müller, VW-Markenchef Herbert Diess und Audi-Chef Rupert Stadler. Müller gilt wegen seiner langjährigen Konzernerfahrung als Favorit.

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Herbert Diess kam auf Betreiben von Piech

Der 56 Jahre alte Münchner wechselte am 1. Juli von BMW zu Volkswagen und übernahm von Winterkorn die Führung der schwächelnden Hauptmarke VW. Er kam Insidern zufolge auf Betreiben des Firmenpatriarchen Ferdinand Piech nach Wolfsburg. Der VW-Miteigentümer hatte im Frühjahr versucht, Winterkorn zu kippen und war als Aufsichtsratschef zurückgetreten, nachdem sich die anderen massgeblichen Eigner und der Betriebsrat hinter Winterkorn gestellt hatten.

Mit Diess an der Spitze könnte VW einen konsequenten Neuanfang demonstrieren. Ein Nachteil ist allerdings, dass Diess die Mechanismen und Netzwerke in dem Riesenkonzern mit zwölf Marken und über 600'000 Beschäftigten noch nicht lange kennt.

Auch gibt es unter den Arbeitnehmern Vorbehalte gegen den Manager, der den Ruf eines knallharten Kostendrückers hat, der Sparprogramme kompromisslos gegen Kritik der Belegschaft durchsetzt. Bei BMW rückte der promovierte Maschinenbau-Ingenieur nach rund zehn Jahren 2007 in den Vorstand als Einkaufschef auf, um mit Milliardeneinsparungen die Rendite hochzutreiben. Zeitweise galt er als möglicher Nachfolger von Konzernchef Norbert Reithofer, doch dazu wurde dann Produktionschef Harald Krüger bestimmt.

Matthias Müller bereits als Kandidat gehandelt worden

Der 62-jährige Chef der VW-Tochter Porsche war im Frühjahr als Kandidat für eine Übergangszeit gehandelt worden. Er könnte den Konzern führen, bis ein jüngerer Manager wie Diess den Vorstandsposten übernimmt. Müller ist seit bald vier Jahrzehnten im VW-Konzern: Er lernte bei Audi in Ingolstadt Werkzeugmacher und kehrte nach dem Informatikstudium dorthin zurück. Als Winterkorn 2007 als Chef von Audi an die VW-Spitze wechselte, ging Müller als Produktstratege mit ihm nach Wolfsburg. Nach der gescheiterten Übernahme von Volkswagen durch Porsche, die schliesslich mit der Unterordnung von Porsche als VW-Marke endete, übernahm er 2010 die Porsche-Führung und trieb den Absatz auf neue Rekordhöhen.

Vergangene Woche noch erklärte Müller im Interview mit Reuters, in einer neuen Konzernstruktur gerne die Leitung der Sportwagengruppe übernehmen zu wollen. Volkswagen sei mit Winterkorn an der Spitze in guten Händen. «Ich bin ein Konzernzögling», betonte das VW-Vorstandsmitglied. Daher würde Müller seine Stuttgarter Wahlheimat wohl aufgeben, sollte der Aufsichtsrat ihn rufen.

Der Kronprinz Rupert Stadler

Als Kronprinz gilt auch schon lange der 52-jährige Audi-Chef Rupert Stadler. Sein Aufstieg im Konzern begann 1997 als Büroleiter des damaligen VW-Chefs Piech. Bei Audi übernahm er 2003 zunächst das Finanzressort und rückte 2007 an die Spitze der Premiumtochter, die zusammen mit Porsche den Löwenanteil zum Konzerngewinn beiträgt. Unter seiner Führung hat Audi als zweitgrösster Premiumhersteller weltweit aber damit zu kämpfen, vom Platzhirsch BMW in den Schatten gestellt zu werden.

Zuletzt wurde Stadler als Nachfolger von VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch gehandelt, der neuer Aufsichtsratschef von VW werden soll. Dass Stadler Winterkorn beerben könnte, bezweifeln Experten allerdings mit dem Hinweis auf die VW-Tradition, wonach ein Ingenieur an der Spitze des Konzerns stehen muss. Stadler ist Betriebswirt.

Oder Mister X

Ein radikaler Neuanfang wäre es, wenn zum ersten Mal ein Aussenseiter direkt zum Vorstandschef würde. Er hätte aber noch stärker als Diess das Manko, sich in die komplizierte Struktur des Konzerns erst hereinfinden zu müssen und die Chefs der geplanten vier Markengruppen zu führen.

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