Erneut haben sich die Angestellten im letzten Jahr ein grösseres Stück aus dem Wertschöpfungskuchen abschneiden können. Ihr Anteil an der Wertschöpfung stieg 2002 um 1,0% (s. Grafik). Dies zeigt die jährlich von der «HandelsZeitung» und Rütter +Partner durchgeführte Wertschöpfungsanalyse bei den grössten Schweizer Industrie- und Handelsfirmen. Damit hat sich gezeigt, dass die Mitarbeiter ihre Position in der Krise verbessern konnten, nachdem sie in den Boomjahren gegenüber den anderen Stakeholdern jeweils (relativ) klar das Nachsehen hatten. So viel zum positiven Teil der neusten Firmenumfrage der «HandelsZeitung».
Nachdem sich bereits in den beiden Vorjahren eine Verlangsamung der Konjunktur in der Unternehmensanalyse widerspiegelte, hat sich dieser Trend erneut fortgesetzt. Insgesamt ist der Wertschöpfungskuchen 2002 kleiner geworden. Die Ertrags- bzw. Gewinnsituation der Unternehmen hat sich gegenüber dem Vorjahr weiter verschlechtert. Der Anteil des Gewinns an der Nettowertschöpfung hat um 1,1 Prozentpunkte abgenommen (vgl. Grafik). Zwar vermochten die Kapitalgeber, die 2001 erstmals seit neun Jahren eine Einbusse hinnehmen mussten, ihren Anteil diesmal gerade noch zu halten.
Deutlich schlechter weggekommen sind dagegen die Unternehmen, die 2002 die Hauptlast des Gewinnrückganges verschmerzen mussten. Entsprechend haben die Firmen gehandelt und auf die Verschlechterung ihrer Selbstfinanzierungskraft reagiert. So griffen sie bei Kapitalbedarf vermehrt auf Fremdmittel zurück. Als Folge davon fiel der Anteil der Kreditgeber trotz sinkendem Zinsniveau erneut leicht höher aus (Tabelle Vorjahresvergleich). Angesichts der Wirtschaftsflaute sahen sich die Unternehmen ferner gezwungen, ihre Kosten weiter zu reduzieren, mehr Wertschöpfung selbst zu erarbeiten (weniger Vorleistungsbezüge von Dritten) und beim Personal einzusparen. So weist die Studie zwar bezüglich der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen einen minimalen Anstieg von 0,3% aus. In der Tat ist die Zunahme unter den in den Vergleich einbezogenen Unternehmungen aber allein auf Firmenanteile im Ausland zurückzuführen. Die Beschäftigtenzahl in der Schweiz ist um 0,2% gesunken. Zu den Verlierern gehört letztlich auch der Staat, dessen Anteil als Folge der negativen Gewinnentwicklung der Unternehmen nochmals, wenn auch nur leicht, abgenommen hat.
Ausgedehnte Krise
Zum ersten Mal überhaupt in den 22 Jahren der Publikation der Wertschöpfungsanalyse resultierte bei den erfassten Unternehmen eine Abnahme des Umsatzes von 1%. Was angesichts der veröffentlichten Daten zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung wenig erstaunt. Auch das Wachstum der Produktion von Waren und Dienstleistungen hat von 2,4% (2001) auf 0,2% im Jahr 2002 abgenommen. Alarmierend ist in der Wertschöpfungsanalyse, dass neben der Gesamtunternehmungsleistung auch zum ersten Mal in 15 Jahren die Arbeitsproduktivität (Bruttowertschöpfung pro Mitarbeiter) negativ ausgefallen ist, und zwar um 0,4%. Auch hier deutet die aktuelle Entwicklung darauf hin, dass sich das Jahr 2003 weiter wachstumshemmend auf die Wertschöpfungsentwicklung der Schweizer Firmen auswirken wird.
Auf den ersten Blick erstaunt es denn, dass trotz leichtem Rückgang der Bruttowertschöpfung der Personalaufwand pro Mitarbeiter bei den untersuchten Firmen weiter angestiegen ist (+1,2%). Üblicherweise ist es aber so, dass Firmen einen Abschwung nicht antizipieren, sondern im Bereich Human Resources erst zeitverzögert auf eine Verlangsamung der Konjunktur reagieren können. Im Weiteren entlässt keine Gesellschaft gerne Angestellte, solange noch ein leiser Funke Hoffnung auf eine baldige Belebung der Wirtschaft bestanden hat. Erst mit einer weiteren Verzögerung des Aufschwunges haben die Firmen dann im letzten Jahr damit begonnen, ihre Kapazitäten nach unten anzupassen. Dies zwangsläufig, wie die Umfrage weiter aufzeigt. Zwischen Personalaufwand und Arbeitsproduktivität klafft inzwischen eine beachtliche Wachstumslücke. Die Unternehmen werden es sich kaum leisten können, diese Differenz längerfristig auf ihren Schultern zu tragen. Vielmehr werden sie alles daran setzen, dieses Verhältnis wieder umzukehren. Dies heisst einerseits, dass der Personalaufwand weiter reduziert werden muss. Zum anderen aber auch, dass die Firmen ungeachtet des Wirtschaftszyklus von ihren Angestellten mehr fordern werden. Mit anderen Worten: Auch wenn sich die Nachfrage belebt, bleiben die Chancen auf ein Jobwunder vorerst gering. Zumindest so lange, bis sich das Wachstum der Bruttowertschöpfung wieder deutlich beschleunigt hat.
Die Analyse erlaubt auch, einen Vorjahresvergleich vorzunehmen, der Aufschluss gibt über die Entwicklung von Schweizer Unternehmen. Darin eingeschlossen sind Firmen, die mindestens 85% ihrer Wertschöpfung in der Schweiz erarbeiten. Damit wird erreicht, dass die Werte in ihrer Tendenz die wirtschaftliche Entwicklung von mittelgrossen Firmen in der Schweiz widerspiegeln, wobei etwa Banken oder Versicherungen nicht miteinbezogen werden. Ausgeschlossen wurden im Weiteren namentlich die SBB, welche mit ihren Zahlen infolge besonderer Situationen stark verzerrend auf den Vergleich gewirkt hätte. Dies trifft auch für die Energiefirmen zu, die infolge Nichtzustandekommens des Elektrizitätsmarktgesetzes grosse Anpassungen bei Rückstellungen und Abschreibungen machten und deshalb ebenfalls nicht einbezogen worden sind.
Ebenso fallen bei der Betrachtung der Bruttowertschöpfung pro Mitarbeiter einige Unternehmen wegen branchentypischer Besonderheiten aus dem Rahmen. So kommen zum Beispiel Immobilienfirmen oder Mineralölgesellschaften, die im Verhältnis zum Kapitaleinsatz nur wenige Mitarbeiter benötigen, auf eine sehr hohe Arbeitsproduktivität.
Bei den erfassten Unternehmen lag die Bruttowertschöpfung pro Mitarbeiter 2002 im Durchschnitt mit 121800 Fr. leicht unter dem Vorjahr (-0,4%). Dagegen bewegte sich der durchschnittliche Personalaufwand pro Angestelltem mit 83500 Fr. auf leicht höherem Niveau (+1,2%).
Der PharmakonzernRoche zurückgefallen
Die Bruttowertschöpfung pro Mitarbeiter ist je nach Branche sehr unterschiedlich. Sehr hoch ist sie infolge der Steuern bei den Mineralölgesellschaften oder bei den Energiefirmen wegen der hohen Kapitalintensität. Unter den Industriefirmen rangieren erneut Straumann, Siegfried sowie Bachem mit einer hohen Wertschöpfung pro Mitarbeiter auf den vordersten Plätzen. Vor allem Erstere fällt zudem durch einen verhältnismässig hohen, im Unternehmen belassenen Gewinnanteil von 79000 Fr. pro Mitarbeiter auf (vgl. Tabelle). In Anbetracht des ökonomischen Umfeldes ist dieser Anteil im Vergleich zu anderen Produktionsfirmen enorm hoch ausgefallen. Zu den Aufsteigern im industriellen Bereich gehörte im Jahr 2002 unter anderem Micronas, die sich mit einer Steigerung der Bruttowertschöpfung pro Mitarbeiter von 32% auf Platz eins unter den erfassten Maschinen- und Elektrofirmen vorarbeitete. Dagegen förmlich abgestürzt ist beispielsweise der Pharmariese Roche. Mit 149 000 Fr. lag die Bruttowertschöpfung pro Mitarbeiter bei den Baslern zwar noch über dem schweizerischen Durchschnitt. Der pro Mitarbeiter einbehaltene Gewinn von 18000 Fr. entsprach aber nur noch einem Bruchteil der vergangenen Jahre. Grund für die Zurückstufung war vor allem das schwache Finanzergebnis des Konzerns, der mit seinen enormen Kapitalreserven überdurchschnittlich stark unter der Börsenbaisse im letzten Jahr gelitten hat.
Fachwort
Was ist Wertschöpfung?@_Kastentext o.Einzug:Wertschöpfung ist der von einem Unternehmen in einer bestimmten Zeitperiode geschaffene Wertzuwachs; gleichzeitig ist sie auch Massgrösse für dessen volkswirtschaftliche Leistungskraft. Sie wird errechnet, indem zunächst von der Gesamtunternehmungsleistung die ungefähr dem Umsatz entspricht alle Vorleistungen (Wert der von anderen Unternehmen bezogenen Güter und Dienstleistungen) abgezogen werden. Daraus ergibt sich die Bruttowertschöpfung, von der man durch Subtraktion der Abschreibungen die Nettowertschöpfung erhält. Diese wiederum verteilt sich auf die Gruppen Mitarbeiter, Staat, Kredit- und Kapitalgeber sowie auf die eigene Unternehmung (Selbstfinanzierung).
Umfrage
Die Teilnehmer
Im Rahmen der Wertschöpfungsstudie der «HandelsZeitung» und Rütter + Partner wurden 158 Unternehmen analysiert. Im vergangenen Jahr erzielten diese einen Umsatz von 247,9 Mrd Fr. und einen Gewinn von 2,2 Mrd Fr. 743667 Beschäftigte sind bei ihnen angestellt; davon 356357 in der Schweiz. 79 Firmen konnten in einen Vorjahresvergleich einbezogen werden. Er spiegelt die wirtschaftliche Entwicklung von mittelgrossen und grossen Firmen in der Schweiz.
Mitarbeiterbeitrag zur Firmensubstanz in 1000 Franken
Im Unternehmen Ausschüttung Bruttowertschöpfung
einbehaltener Gewinn an Kapitalgeber pro Mitarbeiter pro Mitarbeiter pro Mitarbeiter
Firma
Esso Schweiz GmbH 0 151 3587
TAMOIL SA 0 23 2889
Migrol AG 0 26 2216
PSP Swiss Property AG 232 545 1357
Swissgas 101 5 1197
Groupe EOS Holding 0 213 1136
LO Holding Lausanne-Ouchy SA 0 360 1095
Grande-Dixence SA 0 0 1012
Würth Holding GmbH 0 710 1009
Dreieck Leasing SA 67 7 901
Kernkraftwerk Leibstadt AG 52 3 861
Du Pont de Nemours int. S.A. 0 241 614
NOK 38 27 560
Allreal Holding AG 87 94 526
St.Gallisch-Appenzellische KW 37 120 410
KW Gösgen-Däniken AG 42 3 400
Erdgas Ostschweiz AG 0 17 371
Elektrizitätswerk Stadt Zürich 70 67 360
Services Industriels de Genève 3 72 360
Centralschweizerische Kraftwerke19 63 297
BKW FMB Energie AG 15 70 297
AEW Energie AG 30 12 291
REKA Schweizer Reisekasse 2 12 289
Straumann AG 79 32 279
Siegfried Ltd. 8 97 277
Elektra Birseck (EBM) 0 57 277
EKZ 2 30 269
Energie Wasser Bern 64 21 266
Unique 0 9 262
Entreprises électr. fribourgeoises 5 50 242
Publisuisse SA 2 30 240
Micronas Semiconductor AG 0 41 239
CPH Chemie+Papier AG 9 41 238
BACHEM AG 21 49 224
Serono 19 13 219
TDC Switzerland AG 0 41 213
Zuckerfab. Aarberg und Frauenfeld3 5 212
IWB Industrielle Werke Basel 31 3 211
Geberit AG 46 13 211
Belimo Holding AG 34 24 210
Scintilla AG 18 52 193
A. Hiestand AG 7 26 186
EMS-Chemie Holding AG 0 27 184
DaimlerChrysler Schweiz AG 0 22 182
Lonza AG 15 20 179
Sources Minerales Henniez SA 0 59 175
Rohner AG 0 12 172
Mettler Toledo GmbH 0 33 172
Feldschlösschen Getränke AG 0 22 172
Citroen (Suisse) SA 9 1 170
Leica Geosystems AG 0 9 168
SBB 0 0 168
Jelmoli Holding AG 8 27 167
Saint-Gobain Isover SA 48 2 167
AZ Medien AG 2 1 166
Karton Deisswil AG 25 11 162
Motor-Columbus AG 7 14 161
Aare-Tessin AG für Elektrizität 8 13 161
Jungfraubahnen 11 15 156
Orell Füssli Holding AG 0 28 154
BLS Lötschbergbahn AG 1 5 154
F. Hoffmann-La Roche Ltd 18 76 149
SRG SSR Idée suisse 0 1 148
Berna Biotech AG 0 7 147
Losinger Construction SA/AG 10 1 144
HG Commerciale 1 3 143
Syngenta 3 2 141
Siemens Schweiz AG 0 17 140
ABB Schweiz Holding AG 0 17 138
Basler Zeitung 0 2 138
Komax Holding AG 4 14 136
Emmi Gruppe 2 9 136
Bobst SA 8 6 136
RUAG Holding 2 8 134
Zschokke Holding SA 1 2 134
Galenica AG 9 25 131
Metall Zug AG 4 17 130
Midor AG 11 5 129
Lagerhäuser der Centralschweiz 2 2 129
Estavayer Lait SA 7 11 129
Also Holding AG 3 14 127
Schulthess Group AG 7 17 126
sia Abrasives Industries AG 19 2 125
Crémo SA 0 6 123
Swiss Steel AG 0 1 122
Holcim Ltd 7 9 122
Interroll SA 2 2 122
Netstal-Maschinen AG 18 0 122
Rhätische Bahn 0 0 120
WMH Walter Meier Holding AG 5 6 119
Agfa-Gevaert AG 0 55 118
Conzzeta Holding 4 3 117
Charles Veillon S.A. 0 0 115
Eternit AG 8 1 114
SIG Holding AG 2 0 114
Franz AG 4 7 114
Barry Callebaut AG 7 14 112
Weisse Arena AG 0 4 112
Titlis Rotair 5 4 112
PubliGroupe SA 0 10 111
GVS Landw. Genossenschaftsverb.1 3 111