Facebook will nächstes Jahr deutlich mehr investieren, um seine milliardenschweren Zukäufe WhatsApp und Oculus auszubauen. Finanzchef Dave Wehner kündigte am Dienstagabend an, die Kosten des weltgrössten Internet-Netzwerks dürften dann sprunghaft um 55 bis 75 Prozent steigen. Damit vollzieht das Unternehmen aus dem Silicon Valley einen Richtungswechsel. Bislang hatten sich die Aufwendungen im Vergleich mit den Umsätzen meist weniger stark erhöht. Das könnte sich nun ändern, zumal Facebook auch damit rechnet, nicht mehr ganz so schnell wie im abgelaufenen Quartal zu wachsen.
Analysten wie Richard Greenfield vom Wertpapierhandelshaus BTIG kritisierten vor allem, dass es nur eine Prognose der Firma zu den Kosten, nicht aber zu den erwarteten Erlösen gebe. Das verunsichere Anleger. Facebook-Aktien stürzten im nachbörslichen US-Handel um neun Prozent auf 73,80 Dollar ab. Sie waren in den vergangenen Monaten stark gestiegen und hatten gerade erst bei 81,16 Dollar ein Rekordhoch markiert.
Investoren hatten auch auf die Übernahmen des Unternehmens positiv reagiert, obwohl manche Experten die Preise - zum Beispiel 22 Milliarden Dollar für den Messaging-Dienst WhatsApp - kritisiert hatten. Weil die Zahlen des Konzerns immer wieder die Erwartungen übertrafen, ging es an der Börse aber stetig nach oben. Am Dienstag hatten Investoren allerdings bereits beim Rivalen Twitter mit starken Verkäufen reagiert, weil der Kurznachrichtendienst einen Tick langsamer wächst.
Eine Milliarde Nutzer - sonst uninteressant
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg will sich aber nicht treiben lassen. Das Unternehmen stehe nicht unter Zeitdruck, mit den Zukäufen schnell Geld zu verdienen. Die Zahl der User deutlich zu erhöhen, sei zunächst wichtiger. «Für uns sind Produkte nicht so interessant, bis sie von einer Milliarde Menschen genutzt werden», so Zuckerberg, der mit Facebook und den mittlerweile 1,35 Milliarden Nutzern des Netzwerks zum Multi-Milliardär geworden ist.
WhatsApp hat beispielsweise weltweit schon mehr als 500 Millionen Kunden, ist aber alles andere als profitabel. Facebook veröffentlichte erstmals Zahlen für das übernommene Start-up. Demnach fiel in den ersten sechs Monaten ein Verlust von 232,5 Millionen Dollar an - vier Mal soviel wie im Jahr zuvor.
Facebook hatte zuletzt auch für zwei Milliarden Dollar das Start-up Oculus VR erworben, das eine neuartige Datenbrille anbietet, mit denen Nutzer bei Computerspielen in eine virtuelle Welt eintauchen können. Accessoires wie Computer-Uhren oder Datenbrillen könnten Experten zufolge nach Smartphones und Tablet-PCs der nächste große Trend in der Technologiebranche werden.
Überraschend starkes Quartal
Im dritten Quartal konnte Facebook vor allem dank der grossen Nachfrage aus der Werbebranche die Markterwartungen übertreffen. Der Umsatz kletterte um 59 Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn verdoppelte sich fast auf 806 Millionen Dollar. Zwei Drittel der Einnahmen werden mittlerweile mit Reklame auf mobilen Geräten gemacht - hier kommt Facebook deutlich schneller voran als etwa Twitter. Von den 1,35 Milliarden Facebook-Usern loggen sich 864 Millionen jeden Tag ein - ein wichtiges Argument beim Verkauf von Anzeigen. Für das laufende vierte Quartal erwartet Facebook allerdings nur ein Umsatzplus zwischen 40 und 47 Prozent.
Twitter hatte bereits am Montagabend seine Quartalszahlen veröffentlicht und konnte die Zahl der Nutzer um 23 Prozent steigern. Allerdings ist Twitter mit 284 Millionen aktiven Mitgliedern wesentlich kleiner.
(reuters/ccr)