Dass der Single’s Day weltweit neue Rekorde brechen wird, überrascht nicht. Der chinesische Amazon-Konkurrent Alibaba hat diesen Sonntag mit 30 Milliarden Franken rund ein Viertel mehr umgesetzt als letztes Jahr.

Gelohnt hat sich die in China traditionelle Rabattschlacht offenbar auch für Schweizer Händler. Anfangs waren die meisten noch zögerlich und wussten nicht so recht, ob sie sich beteiligen sollen. Letztlich aber scheinen die Bedenken verflogen zu sein: Gegen 60 Händler lockten am Sonntag die Kunden schliesslich mit Rabattaktionen, wie die Plattform Blackfridaydeals.ch vermeldet. Darunter etwa Jumbo, Media Markt, Manor, Microspot, Digitec, Ochsner Sport, Dosenbach, H&M, Vögele Shoes, Weltbild, Fust, Conforama und Pfister. Damit dürfte sich der Single’s Day eingebürgert haben.

«Am ersten Schweizer Single's Day machten mehr Händler mit, als noch am Black Friday vor zwei Jahren», sagt Julian Zrotz von Blackfridaydeals.ch. Dank den Rabatten hätten die Händler den zweieinhalbfachen Umsatz eines normalen Sonntags erzielt. Und das trotz des guten Wetters, was gemeinhin den Verkehr auf Online-Shops bremst.

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Grössere Rabatte im nächsten Jahr

Zrotz geht davon aus, dass sich der Single’s Day nächstes Jahr vollends etablieren wird und deutlich mehr Shops bereits Mitte November mit Aktionen den Weihnachtsverkauf einläuten. Zudem rechnet er mit grösseren Rabatten. «Viele Händler waren mit ihren Angeboten noch etwas zurückhaltend. Highlights wie ein Halbtax zum halben Preis, wie letztes Jahr von Interdiscount zum Black Friday, suchte man vergeblich.»

Zurückhaltender waren dieses Jahr auch die Kunden. Der durchschnittliche Warenkorb betrug laut Zrotz 96 Franken. Am letztjährigen Black Friday waren es 151 Franken. Künftig aber könnte sich das ändern. Denn das chinesische Rabattfestival hat einige Vorteile.

«Der Single’s Day kommt im Weihnachtsgeschäft vor dem Black Friday. Kauft jemand dank den Rabatten schon am Single’s Day einen Fernseher, schlägt er am Black Friday nicht noch einmal zu», sagt Zrotz. Und: Da der Single’s Day früher im Monat stattfinde, hätten die meisten Leute noch mehr vom Lohn übrig als Ende des Monats am Black Friday – dieses Jahr fällt er auf den 23. November. Zudem sei es für Händler unteredessen schwierig geworden, sich am Black Friday noch von anderen abzuheben.

Zrotz ist überzeugt: «Der Single’s Day wird noch deutlich wachsen und könnte den Black Friday bald überflügeln.» Ob er nächstes Jahr zum Single’s Day eine eigene Webseite aufschaltet, die wie schon blackfridaydeals.ch alle Schnäppchen der verschiedenen Händler zusammenträgt, ist noch unklar. Die Domain aber hat er sich bereits gesichert.

Experte äussert Zweifel

Zweifel an der Rabattschlacht äussert hingegen E-Commerce-Experte Thomas Lang auf dem Blog seines Beratungsunternehmens Carpathia: «Gerade so kurz vor dem Weihnachtsgeschäft nochmals satte Rabatte zu gewähren auf Sortimente, die mutmasslich ohnehin zu Weihnachten auch zu reguläre(re)n Preisen gekauft worden wären, erscheint mir weder nachhaltig noch ökonomisch.» Da wünsche er sich vom Handel etwas mehr Fantasie, statt einen Shoppingfeiertag zu importieren, «den es in unseren Breitengraden bislang gar nicht gab und auf den irgendwie auch gar niemand gewartet hat», so Lang.

Unschlüssig ist man etwa beim grössten Schweizer Online-Shop Digitec, der dieses Jahr im kleinen Rahmen Rabatte auf ausgewählte Produkte gab. Man werde nun die Verkäufe auswerten und dann entscheiden, inwiefern sich Digitec nächstes Jahr am Single's Day beteilige, heisst es auf Anfrage.

Dass Händler den Single’s Day nächstes Jahr ignorieren, ist jedoch kaum vorstellbar. Startet einer mit Rabatten, ziehen andere unweigerlich mit. Die Möglichkeit, schon Anfang November mit einem Rabattfestival den Weihnachtsverkauf zu lancieren und die Umsätze anzukurbeln, dürften sich die wenigsten Shops entgehen lassen.