In den nächsten Tagen wird die Schweiz zum Hotspot der internationalen Kunstszene. Natürlich wegen der Art Basel, die kommenden Dienstag in Basel ihre Tore öffnet, und nach wie vor die wichtigste Kunstmesse der Welt ist. Mittlerweile reisen aber zahlreiche Sammler und Kunstinteressierte bereits eine Woche früher in die Schweiz – nach Zürich. Dort findet dieses Wochenende das Zurich Art Weekend statt.
Es ist in den letzten Jahren stetig gewachsen und präsentiert an der diesjährigen Ausgabe über 150 Künstlern in 90 Ausstellungen sowie über 60 Events in und um Zürich. Im Vergleich zur Art Basel ist das natürlich bescheiden, aber die Organisatoren haben es geschafft, Zürich neben Basel auf die Agenda der Kunstfans zu setzen.
Von der Kunst zum Private Banking
Wohlhabende Sammler werden an Kunstevents gerne von Banken umschwärmt. So ist die UBS seit fast 30 Jahren Hauptsponsorin der Art Basel und veröffentlicht auch den relevantesten Kunstmarkt-Report zusammen mit Kunstökonomin Clare McAndrew. Die Bank markiert ihr Engagement in der Kunst an der Art Basel auch mit ihrer Lounge, die sie dieses Jahr der Schweizer Künstlerin Sylvie Fleury widmet.
Die UBS verfügt über eine grosse Kunstsammlung, die sie zunehmend der Öffentlichkeit präsentieren möchte, sei es in ihren Bürogebäuden, aber auch in virtuellen Showrooms. Die Sammlung umfasst heute rund 30'000 Positionen. Damit hält die grösste Bank der Schweiz eine der grössten Unternehmenssammlungen der Welt.
Ein Angebot der Bank für vermögende Kunden ist das «UBS Art Advisory», bei dem sie Wohlhabende beim Kauf und Verkauf von Kunstwerken berät, und sie bei der Verwaltung der Sammlung ode rbezüglich Leihgaben unterstützt. Im Vordergrund steht die Verbindung zu Kunst, im Hintergrund das Verwalten der Vermögen von «High-Net-Worth»-Kunden.
Das Zurich Art Weekend zeigt während drei Tagen rund 90 Ausstellungen von über 150 Künstlern und bietet dazu Führungen und Talks in zahlreichen Museen und Galerien der Stadt an. Zentrum der Aktivitäten ist das Löwenbräuareal. Die hiesigen Galerien, wie beispielsweise Hauser & Wirth oder Karma International, nutzen das Art Weekend zur Eröffnung von Ausstellungen ihrer Künstler, aber auch für Talks wie etwa beim Kunstforum Zürich.
Das Zurich Art Weekend möchte aber auch verschiedene Disziplinen vereinen: So bietet auch die ETH Zürich mit ihrem «AI Lab» verschiedene Talks rund um das Thema Künstliche Intelligenz und Kunst an. Im Kunsthaus Zürich findet am Sonntag zudem die erste NFT und Metaverse Konferenz der Schweiz statt.
Mehr zum Programm: www.zurichartweekend.com
VIP-Anlässe für Kunden
Einen anderen Ansatz hat die Genfer Privatbank Mirabaud bei ihrem Engagement am Zurich Art Weekend gewählt: Die Privatbank betreibt selbst keine Kunstberatung, möchte sich aber im Bereich Kunst als Sponsorin profilieren. Vor allem auch, weil die Bank selbst über eine illustre Sammlung verfügt, die zeitgenössische Künstler wie Omar Ba, Antoine Roegiers, Fabian Marti Bruce Nauman, Not Vital, Marina Abramovic oder Thomas Ruff umfasst.
«Es geht uns darum, Kontakte in der Szene zu pflegen, zu anderen Sammlern, zu Künstlern und Galeristen», sagt Michael T. Hoesli von Mirabaud. Im Rahmen des Zurich Art Weekends würden deshalb auch verschiedene von der Bank mit gestaltete Events für geladene Gäste stattfinden. Man organisiere Besuche bei privaten Sammlungen und «laden Künstler, Sammler und Galeristen zum VIP-Programm des Zurich Art Weekend ein», so Hoesli.
Lionel Aeschlimann, geschäftsführender Gesellschafter von Mirabaud, ergänzt: «Die Förderung junger Kunstschaffender ist wichtig. Wir unterstützen schweizerische und ausländische Künstler, erwerben Werke und fördern Kreativität und Innovation in all ihren Formen.» Aeschlimann ist selbst passionierter Sammler und sagt, dass die Sammlung von Mirabaud «nie verkauft» werden wird.
Das Zurich Art Weekend diene der Bank als «Networking-Plattform» für Sammler. «Die persönliche Kontaktpflege und der Austausch stehen im Vordergrund», sagt Hoesli zum Engagement von Mirabaud. Der Name der Bank soll in Verbindung mit Kunst gebracht werden. Wohlhabende Kunden, die ein Interesse an Kunst zeigen, werden auf das Private Banking des Genfer Traditionshauses aufmerksam. Dafür würden auch einige Vertreter der Bank von Genf nach Zürich kommen.
Im Schatten der Art Basel?
Zürich ist zwar die grösste Stadt der Schweiz, kann aber in Punkto Gewicht im Bereich Kunst der Rheinstadt Basel nicht das Wasser reichen. Die Art Basel überstrahlt in Rang und Bedeutung alle anderen Kunstevents in der Schweiz.
Trotzdem steht die Zurich Art Weekend laut Mirabaud nicht im Schatten der Art Basel. «Das ZAW stösst international auf steigendes Interesse. Bei der Art Basel steht der Kunstmarkt klar im Vordergrund, in Zürich geht es vor allem um Austausch und Begegnungen», so Hoesli .
Der Sponsoringbeitrag sei für die Organisatoren des Zurich Art Weekend «von Bedeutung», fusse jedoch auf dem Interesse von öffentlichen Institutionen und privaten Galerien. Über die Höhe des Sponsoring möchte Mirabaud genauso wenig wie die UBS Angaben machen.
Mirabaud beobachtet, dass immer mehr internationale Sammler bereits vor der Art Basel das Wochenende in Zürich verbringen und das Art Weekend besuchen. Eine Zielgruppe stösst dabei auf mehr Aufmerksamkeit der Banken: Millenials. Die NFT-Welle hat eine neue Generation von Kunstinteressierten in den Markt gebracht, die für Banken als potenzielle Sammler in Frage kommen. Die Millenials würden sich zunehmend Werke von zeitgenössischen Künstlern kaufen, wie auch der aktuelle Kunstmarkt-Report aufzeigt.