BILANZ: Die Rekordgewinne von UBS und CS geben vielen Kunden Anlass, sich über die hohen Gebühren zu ärgern. Zu Recht?
Rudolf Strahm: Ja, sicher. Denn in mehreren Bereichen des Bankgeschäfts spielt der Wettbewerb nicht. Die Grossbanken nutzen ihre Marktmacht und die Intransparenz in gewissen Bereichen weidlich aus. Ich denke an die Kredit- und Debitkartengeschäfte, an die Kommissionsgeschäfte, an die Anlagefonds mit ihren intransparenten Gebühren.
Auch beim Thema Zinsen sind viele Bankkunden verärgert.
Ich meine, dass sich vor allem die schweizerischen KMU-Chefs in der Vergangenheit zu Recht bitter beklagt haben. Nicht nur wegen der hohen Geschäftskreditzinsen, sondern auch wegen der grossen Risikoaversion der Grossbanken: Für ein KMU ist es enorm schwierig und administrativ aufwändig, einen Kredit zu bekommen. Hier kann unsere Behörde allerdings nicht eingreifen, obwohl die beiden Grossbanken zusammen mit den jeweiligen Kantonalbanken 80 bis 90 Prozent dieses Marktes beherrschen. Der administrative Aufwand für das Rating wird mit den Basler Kreditempfehlungen begründet.
Wie hoch sind die Bankgebühren in der Schweiz im internationalen Vergleich?
Sehr hoch. Das Hauptcharakteristikum besteht aber darin, dass sie in der Schweiz weder transparent noch vergleichbar sind. Gerade bei Anlagefonds sind nicht alle Transaktionskosten in der veröffentlichten Gesamtkostenquote inbegriffen. Zum Beispiel fehlen bei einigen Banken die eigenen Transaktionskosten der Fondsgesellschaften und auch die Gebühren für externe Broker. Für Grossanleger, zum Beispiel Pensionskassen, die ja anvertrautes Vermögen der Versicherten verwalten müssen, sind dies enorme Summen. Diese versickern auf intransparente Art bei den Banken. Und im Endeffekt tragen die Versicherten diese Kosten.
Woran messen Sie, ob Gebühren zu hoch oder angemessen sind?
Wir stützen uns dabei auf die veröffentlichten Preisvergleiche, die auch Ihnen zugänglich sind. Zudem machten wir eigene Analysen bezüglich der Preistransparenz im Vorfeld des neuen Kollektivanlagegesetzes (KAG).
Wie viel niedriger müssten Bankgebühren Ihrer Meinung nach sein?
Wenn volle Transparenz und Vergleichbarkeit standardisierter Gebühren besteht und wenn der Wettbewerb national und auch international spielt, ergibt sich schon ein richtiger Preis. Nur herrschen heute weder Transparenz noch überall wirksamer Wettbewerb. Ich hoffe, dass mit dem neuen KAG mehr Transparenz bei den Anlagefonds erzwungen wird.
Wie viel Prozent sind zum Beispiel für die Kontoführung gerechtfertigt?
Auch wenn Sie noch so oft fragen, weigere ich mich, Ihnen jetzt einen richtigen oder gerechten Preis zu nennen. Denn man müsste genau definieren und vergleichen, was mit der Kontoführung alles zusammenhängt und welche Dienstleistungen da inbegriffen sind.
Ist die Überwachung der Banken auf Grund der Gebühren ein grosses Thema für Ihre Behörde?
Nein, im Moment nicht. Der Preisüberwachung unterstehen zwar auch die Zinsen und alle Dienstleistungspreise, die sich in nicht wirksamem Wettbewerb bilden oder die administriert sind. Wir führen laufend eine Marktbeobachtung durch, zum Beispiel mit eigenen Zinsmargen-Analysen, aber in letzter Zeit sind wir nicht aktiv geworden.
Gibt es unter den Schweizer Banken schwarze Schafe, die immer wieder durch besonders hohe Kosten auffallen?
Ja.
Welche?
Als Amtsperson kann ich keine Namen nennen.
Gibt es Hinweise dafür, dass es zwischen den Banken Absprachen über die Höhe der Gebühren gibt?
Das müsste die Wettbewerbskommission (Weko) beurteilen. In Sachen Behinderung des wirksamen Wettbewerbs ist die Weko zuständig; bezüglich der Preismissbrauchsprüfung die Preisüberwachung.
Rudolf Strahm wurde 2004 zum Preisüberwacher gewählt. Der 62-Jährige war zuvor SP-Nationalrat und Mitglied der Kommission für Wirtschaft und Abgaben.