BILANZ: Marc Hayek, Sie sind kürzlich in die Konzernleitung der Swatch Group berufen worden. Was bedeutet das für Sie?
Marc Hayeik: Meine Berufung ist für Blancpain sehr positiv. Meine neue Position gibt der Marke mehr Gewicht im Konzern. Der Nachteil ist, dass ich mich jetzt mehr um Konzernangelegenheiten kümmern muss.
Wie viel Prozent Ihrer Zeit wenden Sie dafür auf?
Ungefähr ein Drittel. Das bedeutet, dass ich mehr und mehr delegieren muss.
Die Swatch Group ist schon fast ein Familienbetrieb; Ihr Grossvater Nicolas G. Hayek hat die Unternehmensführung vor rund zwei Jahren an seinen Sohn Nick Hayek jr. abgegeben. Ist Ihre Berufung der erste Schritt, um Sie auf Ihre Aufgabe als langfristiger Nachfolger von Nick Hayek vorzubereiten?
Mein Herz schlägt voll und ganz für Blancpain. Mein Platz ist in der Manufaktur in Le Brassus, nicht am Konzernsitz in Biel.
Welches sind Ihre Ziele als Blancpain-Chef?
Wir produzieren heute ungefähr 10000 Uhren pro Jahr. Mein Ziel ist es, diese Zahl in drei Jahren auf 15000 zu steigern.
Das ist eine Steigerung um 50 Prozent. Wie verträgt sich das mit dem Exklusivanspruch einer Luxusuhr?
Wir können 25000 bis 30000 Stück produzieren, ohne unseren handwerklichen Qualitätsanspruch zu verlieren. Wir sind bereits dabei, die Kapazitäten in unserem Uhrmacheratelier in Le Brassus auszubauen.
Von welchen Märkten soll denn dieses Wachstum ausgehen?
In den USA sind wir in einer starken Hausse. In China verzeichnen wir ebenfalls ein deutliches Wachstum. Europa hingegen stagniert.
Wie sieht es in der Schweiz aus?
Die Schweiz war ein sehr schwieriger Markt für uns im letzten Jahr. Die Händler halten ihre Bestände sehr niedrig.
Finden Sie überhaupt genug Uhrmacher, um die Marke so voranzutreiben, wie Sie das vorhaben?
Alle grossen Marken versuchen, Uhrmacher zu rekrutieren. Wir profitieren von der guten Reputation unserer Marke. Aber auch wir haben Kapazitätsprobleme, besonders was die Dekoration und die Emaillierung betrifft – all jene Künstlerberufe, die am Verschwinden sind. Aber es ist genau hier, wo die Schweizer Uhrmacher den Unterschied ausmachen.
Inwiefern?
Die Chinesen können unsere Uhrwerke imitieren, aber es ist viel schwieriger für sie, das Talent unserer Künstler zu kopieren. Auch deswegen investiert die Swatch Group in die Ausbildung.
Wie wollen Sie die Positionierung der Marke Blancpain festigen?
Das Markenimage kann man am besten über eigene Läden verankern. Unsere Monomarkenläden, die nur eine einzige Marke führen, werden wir daher weiterentwickeln. Das machen wir nicht nur für Blancpain, sondern auch für Breguet, Swatch und Omega. Aber wir haben auch Ideen für Longines, Rado und Tissot.
Was bedeutet das für Ihre Tourbillon-Läden, in denen fast die gesamte Palette der Swatch Group vertrieben wird?
Diese Strategie bedeutet logischerweise, dass der Ausbau der Tourbillon-Läden für uns nicht mehr Priorität hat.
Früher hiess es, wenn Marc Hayek ein Problem hat, ruft er erst mal seinen Grossvater an. Ist das heute noch immer so?
Ich versuche grundsätzlich, für jedes Problem eine eigene Lösung zu finden. Unabhängig davon stehen Nicolas und Nick Hayek für alle Markenchefs der Swatch Group jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung.
Wie viele Freiheiten lassen Ihnen Grossvater und Onkel?
Sehr viele. Ich habe in den letzten drei Jahren sehr viel an Selbstständigkeit
gewonnen. Und bei der Swatch Group hat jede Marke ihre eigene Identität und Unabhängigkeit.
Marc Alexandre Hayek (34) leitet seit drei Jahren Blancpain, eine der Edelmarken der Swatch Group. Auf rund 100 Millionen Franken wird der Umsatz von Blancpain geschätzt. Zusätzlich ist Marc Hayek verantwortlich für die gesamte Swatch Group im Mittleren Osten. Anfang des letzten Jahres wurde er in die Konzernleitung der Swatch Group berufen. Nach Grossvater Nicolas und Onkel Nick ist er der dritte Hayek im grössten Uhrenkonzern der Welt. Zuvor führte er in Zürich ein Sushi-Restaurant.