Banktresore werden immer beliebter, weil Anleger aus Angst vor Strafzinsen in Bargeld flüchten. Das ist eine der merkwürdigen Begleiterscheinungen der negativen Zinsen im täglichen Geldgeschäft. Nun spiegeln sich die Neuerungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) auch in den Schweizer Statistiken: Immer mehr Bargeld ist im Umlauf, besonders die Nachfrage nach den grössten Scheinen ist seit Jahresbeginn sprunghaft gestiegen. Das zeigen Zahlen der SNB, welche die Ökonomen der Credit Suisse um saisonale Einflüsse bereinigt haben (siehe Grafik).
Von Januar bis März stieg der Wert der 1000-Franken-Noten laut den CS-Zahlen um drei Milliarden Franken auf rund 41,3 Milliarden Franken an – ein Plus von über 8 Prozent binnen drei Monaten. Dass immer mehr 1000-Franken-Noten im Umlauf sind, deutet gemäss Maxime Botteron, Ökonom bei der Credit Suisse, darauf hin, dass wegen der negativen Zinsen Geld gehortet wird. Sollte der Franken weiter aufwerten, könnten die Zinsen noch weiter gesenkt werden, erwartet er. Dann könnte die Nachfrage nach Bargeld zusätzlich steigen.
Mehr als eine Million Franken im Bankschliessfach
Seit dem 22. Januar müssen Banken für ihr Guthaben bei der Nationalbank einen negativen Zins von 0,75 Prozent bezahlen. Diese Kosten geben sie über höhere Gebühren in der Regel an ihre Kunden weiter. Entsprechend wird es für Grossanleger attraktiver, Bargeld zu lagern statt auf einem Konto zu hinterlegen – und so die Negativzinsen zu umgehen.
Zwar kostet auch die Haltung von Bargeld. Doch das Anmieten eines Bankschliessfachs lohnt sich offenbar, wie eine im Frühjahr veröffentlichte Studie von Moneyland zeigt. Besonders gilt das für die kleinste Variante, die je nach Anbieter und Filiale bereits ab 50 Franken jährlich zu mieten ist. Da die kleinsten Schrankfächer in Schweizer Bankfilialen mehrheitlich mindestens vier Zentimeter hoch und 20 Zentimeter breit sind, lassen sich darin deutlich mehr als eine Million Schweizer Franken verstauen.
Der offensichtliche Vorteil: Mit einer Fläche von 18,1 mal 7,4 Zentimeter und einer Dicke von rund 0.1 Millimeter sind die 1000er-Noten äusserst platzsparend. Ein Bündel im Wert von 100'000 Franken ist gerade einmal einen Zentimeter hoch. Nicht inbegriffen sind dabei natürlich etwaige Versicherungskosten gegen Diebstahl.
Viel Bargeld kann das Finanzsystem destabilisieren
Für die Nationalbank ist ein hoher Umlauf von 1000er-Noten, der wertvollsten Banknote der Welt, problematisch. Denn ausländische Investoren können damit die negativen Zinsen umgehen – und dennoch in Franken ihr Geld anlegen. Zudem droht bei einer exzessiven Bargeldnachfrage auf Kosten von Kundeneinlagen das Finanzsystem destabilisieren. Denn immerhin werden etwa Kredite durch Einlagen finanziert, so CS-Experte Botteron.
Er rechnet jedoch nicht damit, dass die gestiegene Menge an 1000er-Noten die Stabilität des Schweizer Finanzsystems gefährdet. Dafür sei das Volumen von rund zwei Milliarden Franken relativ klein. «Im Vergleich dazu besitzen die Banken Überschussreserven von circa 365 Milliarden Franken», sagt er. Diese könnten theoretisch in Banknoten gewechselt werden.