In der Zementbranche läuten die Hochzeitsglocken. Aus Holcim und Lafarge ist die neue Nummer eins LafargeHolcim entstanden. Die deutsche HeidelbergCement – die Nummer drei der Welt – buhlt um den fünftgrössten Zementhersteller Italcementi. Und in Mexiko baut der reichste Mann des Landes an einem neuen Giganten. Offenbar gilt im Zementbusiness die Devise: Grösser ist besser.

Doch Grösse allein garantiert den Erfolg nicht. Die geplante Milliarden-Übernahme von HeidelbergCement in Italien stösst an der Börse auf Skepsis. Die Aktien des Konzerns brachen am Mittwoch um über 7 Prozent auf knapp 70 Euro ein und fielen auf den tiefsten Stand seit Monaten.

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Holcim-Aktie auf Tauchfahrt

Im deutschen Leitindex Dax waren sie der mit Abstand schwächste Wert. Die Societe Generale senkte das Kursziel für HeidelbergCement angesichts der Übernahmepläne von 76 auf 72 Euro. Da sich die Mammutfusion, sollte sie denn zustande kommen, über anderthalb Jahre hinziehen könnte, seien mögliche Synergien noch unberücksichtigt.

Auch die Aktien von LafargeHolcim sind auf Tauchfahrt. Seit zwei Wochen werden die Papiere an der Schweizer und Pariser Börse gehandelt – und haben in dieser Zeit rund 14 Prozent an Wert verloren. Mit gut 67 Franken notieren die Titel auf dem niedrigsten Wert seit Februar – alle Gewinne im Zuge der Vollzugsmeldung der Fusion sind inzwischen verpufft. Zuletzt drückten auch noch die schwachen Umsatz- und Gewinnzahlen auf den Börsenwert der Firma.

Kapitalkosten sind entscheidend

Für die Zementgiganten wird in Zukunft entscheidend sein, ob sie es schaffen, die Kapitalkosten wieder zu verdienen. Holcim und Lafarge ist das im Alleingang seit 2008 nicht mehr gelungen. Denn die schleppend laufende Weltwirtschaft drückt die Zementnachfrage, viele Werke laufen auf Sparflamme.

Die beiden Unternehmen haben ihre Produktionskapazitäten bloss zu 68 Prozent ausgelastet, in Europa gar nur zur Hälfte, wie die «Finanz und Wirtschaft» kürzlich schrieb. Das will der neue CEO Eric Olsen ändern – mit einem gross angelegten Sparpaket. Die versprochenen Synergien aus der Fusion sollen 1,5 Milliarden Franken betragen.

Freunde im Verwaltungsrat

Olsen bekommt Rückendeckung von den Holcim-Grossaktionären Thomas Schmidheiny und Dieter Spälti. Der Franko-Amerikaner hat bei den Holcim-Aktionären von Anfang an überzeugen können. Dazu kommt, dass er als ehemaliger Lafarge-Konzernstratege die Integration des ägyptischen Baukonzernes Orascom abgewickelt hat.

Engere Bande knüpfte er dabei mit Nassef Sawiris von der ägyptischen Gründerfamilie, einem Bruder des Hotelinvestors Samih Sawiris. Nassef wurde zunächst in die Lafarge-Führung aufgenommen und sitzt nun auch im neuen Konzernverwaltungsrat. Mit Sawiris, Spälti und Schmidheiny hat Olsen somit fürs Erste gewichtige Fürsprecher für die neue Strategie. Einen Vertrauten hat Olsen auch im Präsidenten des Verwaltungsrates, Wolfgang Reitzle.