Das A & O jedes Zeitmessers, egal ob gross oder klein, ob feminin oder maskulin, ob sportlich oder elegant, ist und bleibt das Uhrwerk. Connaisseure und Sammler interessieren dabei naturgemäss jene Kaliber, bei denen eine Unruh in klassischer Manier ihre Runden dreht. Die überwiegende Mehrheit aller Armbanduhren beseelt heute Gutes und Bewährtes aus dem Haus Eta. Um diese Spitzenposition in einem interessanten Marktumfeld zu wahren, hat der unangefochtene Rohwerkegigant seinem Valjoux inzwischen Valgranges zur Seite gestellt. Die Vertreter des Grenchener Tals sind im wahrsten Sinne des Wortes opulent. Stattliche 16 Linien oder rund 38,2 mm beträgt ihr Durchmesser, 7,9 mm ihre Höhe. Ganz neu ist die technische Basis freilich nicht. Sie stammt aus dem Vallée de Joux und geht auf das Jahr 1973 sowie den heutigen Frédéric-Piguet-Chef Edmond Capt zurück. Vorerst gibt es vier Varianten, denen ihr automatischer Aufzug und die Bezeichnung A07 gemeinsam sind.

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An eine möglichst breite Klientel wendet sich das, was Miguel Garcia und seine Sellita SA produzieren. Beiden geht es darum, sich aus der Abhängigkeit von Eta zu befreien. Immerhin war Sellita mit rund einer Million Werke-Schablonen der wohl grösste Eta-Kunde überhaupt. 2005 debütierte das Automatik-Kaliber W 200 offiziell. Viel Spielraum gab es bei der Entwicklung nicht. Mit Blick auf die angestammte Eta-Klientel stimmen die Dimensionen und Funktionen des Neulings exakt mit denen des Bestsellers 2824 Automatik überein. Die Preise können mit denen der Eta ebenfalls mithalten. Und «von unseren Kalibern sind 95% Swiss Made», betont der rührige Firmeninhaber. «Denn allein schon wegen der Qualitätskontrolle kooperieren wir primär mit Schweizer Zulieferern.» Den «Chronofiable»-Test haben 35 Werke bestanden.

Newcomer:Bewährungsprobe

Zur Basler Messe 2006 soll auch das angekündigte und mit dem Eta 2892 gabarisierte W 300 an den Start gehen. Reaktionen der Eta stehen noch aus. Thomas Meier, der Nachfolger von Anton Bally, gibt sich jedenfalls sehr gelassen. Im Gegensatz zu seinen Produkten haben die Newcomer ihre Bewährungsprobe im rauen Alltag erst noch vor sich. Als Alternativen zur Eta betrachtet auch die französische Technotime ihre Produkte. Zum gehobenen Spektrum gehört dort das TT 738 mit einseitig wirkendem Rotoraufzug, zwei Zugfedern, drei Zentimetern Durchmessern, vier Hertz Unruhfrequenz (28.800 A/h) und mindestens fünf Tagen Gangautonomie. Das «opus technicus» besitzt 33 funktionale Steine.

Panerai wird autonom

Bislang haben die Officine Panerai vielfach Modifiziertes aus dem Hause Eta verbaut. Beispielsweise das Kaliber OP III, welches ein Valjoux 7750 mit Stunden- und Minutenzeiger, dezentraler Sekunde sowie Datumsindikation verkörpert, jedoch auf den Chronographen verzichtet. Welche Zukunft dieses Automatikwerk bei Panerai haben wird, wollte CEO Angelo Bonati bei der Präsentation des ersten eigenen Uhrwerks im Herbst 2005 noch nicht verraten. Selbiges nennt sich P.2002, was korrekterweise auf einen Entwicklungsbeginn in besagtem Jahre schliessen lässt. Hinter diesem Handaufzugwerk stehen der Ingenieur Eric Klein und eine ambitionierte Arbeitsgruppe. Ihr Arbeitgeber ist die Richemont-Gruppe, welche unter dem viel versprechenden Namen Val Fleurier ein Entwicklungszentrum für mechanische Uhrwerke aus der Taufe gehoben hat.

Streng geheim

Was dort geschieht, ist streng geheim. «Wir geben keinerlei Informationen, sondern bringen nur das an die Öffentlichkeit, was unsere Auftraggeber ausdrücklich autorisiert haben», beschreibt Klein, der während seiner Eta-Zeit u.a. einen Schrittschalt-Motor für Quarzwerke kreiert hat, seinen Zuständigkeitsbereich. Besuche in «Val Fleurier» sind damit auch quasi tabu. «Die Uhrwerke, welche wir im Rahmen des Projekts 443 für Panerai entwickelten, sollen als Basis für eine ganze Kaliberfamilie dienen. Deshalb mussten wir bei der Konstruktion schon im Voraus an alle möglichen Zusatzfunktionen denken, die das Spektrum Zug um Zug erweitern werden.» Dazu hat das P.2002 auf jeden Fall das Zeug. Drei Federhäuser versprechen eine stattliche Gangautonomie von acht Tagen. Zwei davon wurden übereinander gesetzt. Das dritte liegt daneben und treibt eine neuartige, weil lineare Gangreserveindikation an. Weitere Aspekte des neuen, 133/4-linigen Uhrwerks ist der traditionsbedingte kleine Sekundenzeiger bei der «9». Diese Anordnung öffnet den Weg hin zu einem Chronographen, der voraussichtlich 2007 zu erwarten ist. Chronographische Vorarbeiten stecken aber bereits in der Nullstell-Sekunde à la Lange «Sax-O-Mat».

Ein zweiter Stundenzeiger kann über die halb gezogene Krone schrittweise verstellt werden. Passend dazu gibt es eine Indikation für die Tag- und Nachtstunden. Das Fensterdatum korrespondiert mit der jeweiligen Ortszeit. Summa summarum verschlingt die Produktion eines Satzes der 250 Komponenten 191 davon sind verschieden trotz CNC-Technik etwa drei Stunden. Wer 30 Kronendrehungen bis Vollaufzug scheut, sollte sich noch gedulden. Vermutlich 2006 gibt es eine 8-Tage-Automatik. 2007 dürften ein 3-Tage-Werk als Ersatz für die Valjoux-Automaten folgen und der bereits erwähnte Handaufzugs-Chronograph. Voraussichtlich 2008 ist ein 3-Tage-Chronograph angesagt. Und ein Tourbillon befindet sich ebenfalls schon in der Pipeline.

Kompliziertes en vogue

Apropos Tourbillon: Das Neueste und Ausgefallenste dreht im sächsischen «Turbographen» seine Pirouetten. Pünktlich zum 160. Jahrestag der Firmengründung wartete A. Lange & Söhne im Spätherbst 2005 mit einem Komparativ zum 1994 lancierten Minutentourbillon «Pour le Mérite» auf. Und der besteht in einem klassischen Schleppzeiger-Chronographen, welche den Wirbelwind mit Kette-Schnecke-Antrieb vorzüglich ergänzt. Das Kaliber nennt sich L903.0, erreicht nach manuellem Vollaufzug eine auf dem Zifferblatt dargestellte Gangautonomie von 36 Stunden und besteht aus 465 Komponenten. Allein auf das Drehgestell entfallen dabei deren 84. Für die feine Kette gesellen sich übrigens gut 600 weitere Teile dazu.

Darüber, ob Standard-Chronographen komplizierte Armbanduhren sind, lässt sich sicherlich streiten. Aber das, was Patek Philippe im Januar 2005 nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit vorgestellt hat, ist komplex im wahrsten Sinne des Wortes. Das Chronographen-Kaliber CH 28-520 IRM QA 24H mit Rotoraufzug besitzt ein klassisches Schaltrad und eine «Flyback»-Funktion. Letztere macht bei diesem neuen Uhrwerk auch wirklich Sinn. Wegen der verschleissarmen und verlustfreien Friktionskupplung kann der zentrale Chronographen-Zeiger ständig laufen und somit auf die permanente kleine Sekunde verzichtet werden. Somit wird der Chronograph logischerweise durch Betätigung des Nullstelldrückers gestartet. Das übliche Zappeln unterbleibt ebenso wie der Zeigersprung beim Loslaufen. Zwei konzentrisch angeordnete Zeiger bei der «6» zählen mit. Einer die gestoppten Minuten, der andere die Stunden bis hin zu deren zwölf.

Handaufzugskaliber

Durch ein eigenes Chronographen-Werk hält Maurice Lacroix nun Einzug in den kontinuierlich wachsenden Kreis der Manufakturen. Das Handaufzugskaliber ML 106 ist 36,6 mm gross und damit so stattlich wie kein anderes, explizit fürs Handgelenk gefertigtes. Beim Schaltwerk stellte Maurice Lacroix die klassische Bauweise mit horizontaler Räderkupplung, Schaltradsteuerung und Fünftelsekunde-Stoppgenauigkeit (2,5 Hz Unruhfrequenz) über moderne Gesichtspunkte. Innovative Aspekte gibt es freilich auch. Sie bestehen in einem patentierten Hebelmechanismus, der den Chronographen-Zeiger bis zu seiner Nullstellung eisern in der letzten Position verharren lässt. Ausserdem ist vor dem finalen Stopp definitiv keine Nullstellung möglich. Und der relativ grosse Zählzeiger rotiert einmal pro 60 Minuten. Nach Vollaufzug kommt das Uhrwerk zwei volle Tage ohne Energienachschub aus.

Die deutsche, mittlerweile zur fernöstlichen Egana-Gruppe gehörende Traditionsmarke Junghans hat Grosses vor. Sie möchte in Basel durch reservierte mechanische Werke glänzen. In die Fussstapfen des legendären Chronographen-Kalibers J88 soll das J890 treten, ein Schaltrad-Chronograph klassischer Bauart mit Selbstaufzug, Datums- und Gangreserveanzeige. In der einfachen Automatik-Liga wird das Rotor-Kaliber J830 an das fast schon vergessene J83 knüpfen.

Die Chopard-Manufaktur hüllt sich über ihren eigenen Chronographen derzeit noch in Schweigen. Der Schleier soll erst im Herbst gelüftet werden, denn dann wird L.U.C zehn.

Rolf Schnyder ist mächtig stolz: «Bei unserem neuen Automatikkaliber 160 kommt Ulysse Nardin ganz ohne Swatch-Group-Komponenten aus.» Der Jubiläums-Mikrokosmos zum 160. Geburtstag repräsentiert somit eine exklusive Manufakturarbeit.

Frédérique Constant hat bereits 2001 die ersten Schritte in Richtung eines eigenen Kalibers getan. Erste Station war das Handaufzugswerk «Heart-Beat FC-910-1» mit vorne in einem Zifferblattausschnitt schwingender Unruh. Auf eine Mondphasen-Version folgt 2006 die unter der Hand bereits vorsichtig angekündigte Automatik. Sie nennt sich FC 930. Nach vorliegenden Informationen befindet sich auch Omega auf dem nicht unbedingt einfachen Weg von der Manufaktur zur Manufaktur. Schon 2005 brachte der Markenverantwortliche Stephen Urquhart deutlich zum Ausdruck, dass das eigene Uhrwerk mit koaxialer Ankerhemmung laufe. Seitdem herrscht Funkstille in Biel. Gut Ding braucht offensichtlich auch in der Swatch Group Zeit.