Es ist ein schwieriges und verlustreiches Jahr für die grössten Hedgefunds der Welt. Aber derzeit tut sich ein Schweizer Vermögensverwalter hervor, indem er auf Devisen wettet – und zwar ohne sich auf deren Richtung festzulegen. Die Quaesta Capital AG, ein im Raum Zürich ansässiger Hedgefunds, hat mit ihrer Währungsoptionsstrategie zwischen Jahresbeginn und dem 11. November 21 Prozent verdient, indem sie auf die Volatilität wettet, sagte CEO Thomas Suter.

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Diese Strategie mit dem Namen v-Pro weist die beste Entwicklung unter den 15 Strategien im Parker Global Currency Manager Index auf. Der Index hat im selben Zeitraum knapp 2 Prozent verloren.

Überzeugt von der Marktvolatilität

v-Pro profitierte von der Spekulation auf eine Zunahme der Schwankungen bei den wichtigsten Währungen, während die US-Notenbank ihre erste Leitzinsanhebung seit vielen Jahren vorbereitet. Es ist die einzige Strategie im Parker Global Index, die sich auf die Volatilität fokussiert, welche nach ihrem Rekordtief 2014 wieder angestiegen ist. Quaesta wendet dynamisches Delta-Hedging an – eine Volatilitätswette, bei der ständige Anpassungen nötig sind, um eine Festlegung auf Kursveränderungen zu vermeiden. 

«Wir sind überzeugt, dass der Markt in der Zukunft volatil bleiben wird – die Gesamtniveaus bei der impliziten Volatilität sind immer noch nicht zu hoch», sagte Suter, dessen 2005 gegründete Firma 16 Mitarbeiter beschäftigt und rund 3 Milliarden Dollar verwaltet. Zentraler Punkt der Strategie ist, «immer das dynamische Delta-Hedging einzubeziehen, um keine Direction-Exposure zu bekommen.» 

Devisenhandel kann lukrativ sein

Zu einer Zeit, wo die Entscheidungen der Zentralbanken die Aufmerksamkeit der Finanzmärkte bestimmen, zeigt der Erfolg der Strategie, dass im Devisenhandel Geld zu verdienen ist, auch ohne sich auf die populärsten Trades zu stürzen. Im April lautete die Konsens-Wette auf eine Anhebung durch die Fed, während die anderen Zentralbanken ihre Geldpolitik weiter lockern. Das führte zum grössten Monatsverlust beim Dollar seit 2011. 

Die Zunahme der Volatilität auf einem Markt mit 5,3 Billionen Dollar Tagesumsatz treibt die Rendite der Volatilitätsstrategie, die in sieben der letzten acht Jahre besser war als der Parker Global Index. Nur 2014 verdiente der Fonds 1 Prozent, verglichen mit etwa 3 Prozent beim Parker Global Index.

Viele Schliessungen bei Hedgefunds

Ereignisse wie die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank zur Abschaffung des Frankendeckels im Januar oder die Yuan-Abwertung durch die chinesische Zentralbank im August hat für Aufruhr bei den Wechselkursen gesorgt. Die implizite Volatilität bei den wichtigsten Währungen lag dieses Jahr im Durchschnitt bei 10 Prozent. 2014 betrug sie 7,2 Prozent, der niedrigste Jahreswert über die gesamte Datenreihe von JPMorgan Chase & Co. hinweg, die bis 1992 zurückreicht. In diesem Quartal ist der Index unter seinen Zehn-Jahres-Durchschnitt gefallen. 

Marktschwankungen haben einigen Managern, die über verschiedene Anlageklassen hinweg investieren, Probleme bereitet. 417 Hedgefunds verkündeten in der ersten Jahreshälfte laut Hedge Fund Research Schliessungen. Der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock wickelt nach Verlusten und Rücknahmen durch Investoren einen Macro-Fonds ab. Auch andere Vermögensverwalter, darunter Fortress Investment Group und Bain Capital, schlossen dieses Jahr Macro-Fonds.

Höhere Volatilität als 2014

Damit die Volatilität weiter zunimmt, müsste es Überraschungen geben, etwa bei den Entscheidungen der Fed oder der EZB im Dezember, meint die Credit Suisse. Der Euro fiel letzte Woche auf ein Sieben-Monats-Tief von 1,0617 Dollar aufgrund von Spekulationen, die EZB werde ihre geldpolitischen Stimuli im Dezember ausweiten, während zugleich die Erwartungen zunehmen, dass die Fed vor einer Zinsanhebung steht. 

«Man kann Geld verdienen, indem man Volatilität handelt, wenn es Fehlbewertungen bei der Volatilität gibt», sagt Shahab Jalinoos, Leiter Devisenstrategie weltweit bei Credit Suisse in New York, «aber im Moment ist das nicht so klar, weil die Volatilität viel höher liegt als vor einem Jahr.»

So funktioniert die Strategie

Bei der Strategie von Quaesta ist die Entscheidung, welche Optionen gekauft oder verkauft werden sollen, nur die halbe Miete: Im Volatilitätshandel wollen Investoren das Delta ausschalten, das für die Empfindlichkeit eines Derivats auf Preisänderungen des Basiswerts steht. Das Ziel ist, dass sich der Wert der Optionsposition nur aufgrund der Volatilität verändert.

Ein Beispiel wäre ein Händler, der Calls besitzt, mit denen er Euro zum Dollar kaufen kann. Der Kontrakt verliert Geld, wenn die Gemeinschaftswährung abwertet. Um den Einfluss des Spotmarkts auf die Position auszugleichen, könnte der Händler periodisch Euro verkaufen. 

«Eher eine Kunst als eine Wissenschaft»

Das kann ein kostspieliges Verfahren sein. Optionen zu hedgen, die zu einem Preis ausgeübt werden können, der in der Nähe des aktuellen Kurses liegt, würde etwa 50 Prozent des Nominalwerts des Trades kosten. Das zuminest schätzt die Societé Générale. Delta-Hedging «sollte in jeder Millisekunde durchgeführt werden, was aber technisch nicht möglich ist, so dass immer ein Restrisiko bleibt», schätzte Olivier Korber, Derivative-Stratege bei SocGen in Paris ein. Und er sagte weiter: «Die Hedging-Performance kann Verluste bringen, neutral sein oder sogar Gewinn machen. Das ist eher eine Kunst als eine Wissenschaft.»

(bloomberg/jfr)