Milch, Joghurt und Käse in allen Reife- und Härtegraden. All diese Lieblings-Lebensmittel im Kühlschrank haben einen enormen CO2-Fussabdruck. Vor allem, weil Kühe zur Verdauung Methan, ein starkes Treibhausgas, produzieren. Ihre Milch bringt es auf bis zu 3,15 Kilo CO2-Äquivalente pro Kilogramm – fast viermal so viel wie Hafermilch.

So weit, so bekannt.

In dieser ersten Ausgabe von Netto Null möchte ich Ihnen erzählen, wie die grösste Molkerei der Schweiz ihren Fussabdruck senkt – ohne radikalen Verzicht.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Emmi macht seine Milchkühe CO2-effizienter. Und zwar vor allem jene fernab der Heimat.

Die Luzerner, die rund 60 Prozent ihres Nettoumsatzes im Ausland generieren, haben festgestellt, dass sie wahnsinnig unproduktive Kühe in der Lieferkette haben. Ihre grössten Klimasünder leben nicht in der Schweiz, sondern in Südamerika.

In Brasilien, wo Emmi ebenfalls zu den grössten Molkereien gehört, hat sich eine bestimmte Züchtung zwischen dem afrikanischen Zebru-Rind und der europäischen Holstein-Kuh etabliert. Sie kommt mit dem Klima gut zurecht – doch unter den hohen Temperaturen leidet die Leistung.

So manche Kuh in Brasilien gibt nur 2000 bis 4000 Liter Milch pro Jahr. Zum Vergleich: Schweizer Kühe bringen es mit 8000 bis 10’000 Litern auf mindestens doppelt so viel.

Heisst: Gibt die Kuh mehr Milch, braucht es für die gleiche Menge Milch weniger Tiere. Die Emissionen pro Liter sinken damit sofort.

Emmi schaut darum zuallererst aufs Futtermittel, um die Leistung anzupassen. Und mittel- und langfristig auf die Züchtungen und die Weiterentwicklung der Rassen. Das ist der grösste Emissionstreiber.

Der zweite grosse Treiber ist die Unterbringung.

Wo stehen die Bauern? Wie zahlt es auf die CO2-Bilanz ein, wenn Ställe energetisch saniert werden oder beispielsweise direkt auf den Farmen aufgeforstet wird? In der Schweiz laufen solche Fragen über das Projekt «Klimastar», in dem sich die grossen Milchviehbetriebe zusammengeschlossen haben. 

Doch einen Standard für die Treibhausgas-Berechnung gibt es noch in keinem Land.

In Brasilien setzt Emmi darum auf das gemeinnützige Tool «Cool Farm», entwickelt vom Nahrungsmittelriesen Unilever und britischen Wissenschaftlern. Der Aufwand ist etwas geringer als beim Schweizer Gegenstück, so dass er auch für die lokalen Bauern leistbar ist.

Eine Anpassung des Futters, die Verwertung von Kuhmist zu Biogas, eine regenerative Landwirtschaft: So sollen die Scope-3-Emissionen sinken, welche aus den Aktivitäten der Molkerei entstehen. Emmi hofft, die Emissionen bis 2027 um 25 Prozent reduzieren zu können. Noch sind die Daten aus den Pilotprojekten nicht validiert, doch es sieht vielversprechend aus.

NETTO NULL – Das Klima-Update für die Schweizer Wirtschaft. In den nächsten Wochen liefern wir Ihnen immer am Freitagmorgen eine relevante Geschichte aus einem Unternehmen oder der aktuellen Klimapolitik.