Egal wie die Wirtschaft läuft, Steuerberater werden immer gebraucht, denn die nächste Steuererklärung kommt bestimmt, und dann geht das jährliche Suchen nach Abrechnungen und Belegen wieder von neuem los. Mit Geduld und Wegleitung gewappnet, versucht der Steuerbürger den Anforderungen der Behörden gerecht zu werden und so viel wie möglich vom hart verdienten Geld für sich zu retten.

Das ist im Durchschnitt nicht gerade wenig, wie eine Beispielrechnung zeigt: Bei einer Wohnbevölkerung von rund 7,2 Millionen fallen etwa 4,3 Millionen in die Altersgruppe der 20- bis 65-Jährigen. Die sind wiederum zu 53 Prozent erwerbstätig. Knapp 2,5 Millionen Einwohner zahlen also den Hauptteil des jährlichen Steueraufkommens von 86 Milliarden Franken, das macht für diese Gruppe inklusive indirekter Steuern durchschnittlich rund 34 400 Franken pro Kopf. Trotzdem versucht die klare Mehrheit, nämlich schätzungsweise 70 Prozent der Steuerzahler, ohne Hilfe eines Steuerexperten die Neugier der Steuervögte zu befriedigen.

Auch wenn keine verwertbaren Schätzungen vorliegen, scheint damit sicher, dass Herr und Frau Schweizer dadurch mehr an das Steueramt zahlen als notwendig. Denn schliesslich gehört es ja zu den Aufgaben eines Steuerberaters, die Steuerlast seines Klienten möglichst dauerhaft zu senken. Rund 10 000 Steuerberater in der ganzen Schweiz versuchen, ihren Klienten hier mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Auf 230 Erwerbstätige kommt somit ein Steuerberater.

Für viele Fälle mag es genügen, Rücksprache mit dem zuständigen Steuersekretär zu halten. Dessen Beratung ist kostenlos – und in Zweifelsfällen ist es sicherlich lohnenswert, die Meinung der zuständigen Verwaltung zu kennen. Eine weitere Anlaufstelle kann die Hausbank sein, etwa wenn es um die Versteuerung von Wertpapieren oder sonstigen Anlagen geht. Gerade im Private Banking oder im Family-Office-Segment gehören steuerliche Optimierungen heutzutage zum Leistungsumfang. Kunden im unteren Segment des Retail-Banking müssen sich natürlich mit geringeren Beratungsleistungen begnügen wie etwa dem simplen Ausfüllen der Steuererklärung. Wer (noch) nicht zur gut betuchten Klientel der noblen Geldinstitute gehört und wem weder Hausbank noch Steuerbehörde weiterhelfen können, der sollte sich den Weg zum Steuerberater überlegen. «Das korrekte Ausfüllen der Steuerformulare ist ja noch keine Steuerberatung», erklärt Andreas Hausheer von Dr. Thomas Fischer und Partner.

Die Beratungsleistung eines guten Steuerberaters sollte langfristig orientiert sein und die persönliche Situation des Mandanten berücksichtigen. Egal ob Ruhestand, Erbschaft, Immobilien oder Mitarbeiterbeteiligungspläne, alles muss vom Steuerexperten gründlich unter die Lupe genommen werden. Gerade Selbstständige oder Kader sollten daher auf die Dienste eines Experten nicht verzichten.

Wer sich für das Beiziehen eines Steuerberaters entscheidet, darf bei der Auswahl durchaus kritisch sein, denn die Tarife beginnen bei rund 70 Franken die Stunde; bei einem Treuhänder mit Fachausweis liegen sie bei rund 275 Franken pro Stunde. Nochmals 100 Franken mehr pro Stunde kann die Beratung bei einem renommierten Steuerexperten kosten. In Einzelfällen werden von den Grossen der Branche sogar bis zu 800 Franken pro Stunde abgerechnet. Da muss man schon viel Beratungsbedarf haben. Nur zur Erinnerung: Mit der Säule 3a können die Steuern um maximal 1000 Franken gesenkt werden. Damit sich eine umfassende Beratung lohnt, sollte das Senkungspotenzial also deutlich höher sein.

Wenn es um die Wahl des richtigen Beraters geht, gilt der Satz «Wer die Wahl hat, hat die Qual». Ein erster Schritt kann sein, sich etwa an die Standesorganisationen zu wenden. Deren strenge Aufnahmekriterien gewähren bereits eine gute Vorauswahl. Auf den entsprechenden Websites findet man die Adressen der Mitglieder www.treuhand-kammer.ch oder www.stv-usf.ch.

Ein kurzer Check des eigenen Steuerberaters kann nicht schaden, denn es geht um viel Geld und Vertrauen. Auf welche Punkte Sie bei der Wahl eines Steuerberaters beispielsweise achten sollten, erfahren Sie anhand der Checkliste.

Testen Sie Ihren Steuerberater
Stellen Sie sich selbstkritische Fragen, ob der Steuerexperte Ihrer Wahl auch zu Ihnen passt. Hier eine Checkliste mit 17 wichtigen Punkten:

1. Welche Referenzen besitzt der Steuerberater?
Bekannte Kunden, Mitgliedschaft in Vereinigungen, Kammern?

2. Passt die Grösse der Kanzlei zu meinen Bedürfnissen?
Ist sie zu klein, bleibt möglicherweise zu wenig Zeit für eine individuelle Beratung, ebenso wenn die Kanzlei zu gross ist.

3. Kennt er die neusten Regelungen?
Stellen Sie Testfragen. Liegen aktuelle Fachzeitschriften oder ähnliches Info-Material auf? Kennt er Spezialfälle wie die Dumont-Praxis?

4. Weiss er über meine persönliche Situation Bescheid?
Zivilstand, Kinder, Vermögens- und Eigentumsverhältnisse und deren Änderung?

5. Geht er auf meine persönliche Situation in der Beratung ein?
Stellt er Fragen dazu?

6. Verfügt er über ein Netzwerk zu Vermögensberatern und Rechtsanwälten?
Zieht er bei komplizierten Sachverhalten von sich aus einen weiteren Fachmann hinzu?

7. Stellt er Fragen, oder macht er sogar eigene Vorschläge?
Vorsicht, wenn Ihr Steuerberater nur mit Ja und Nein antwortet.

8. Nimmt er von sich aus mit mir Kontakt auf, wenn es um neue Regelungen geht, die mich betreffen?
Wer rechtzeitig reagieren kann, spart im Zweifel viel Geld. Einige Kanzleien bieten ihren Kunden einen Newsletter an.

9. Zeigt er sich hartnäckig gegenüber den Behörden?
Es kann von Vorteil sein, nicht gleich bei jeder Streitfrage klein beizugeben.

10. Wurde ein Pauschalbetrag angeboten?
Auch wenn Sie Ihrem Steuerberater vertrauen, auch hier ist Kontrolle besser. Machen Sie sich eigene Notizen über die Dauer der Beratung, und kontrollieren Sie die Rechnung.

11. Wechseln die Mitarbeiter in der Kanzlei häufig?
Ist der Ihnen vertraute Ansprechpartner seit Jahren derselbe? Kennt ein eventueller Nachfolger den Sachverhalt? Wirkt sich das Betriebsklima auf die Bearbeitung Ihres Auftrages aus?

12. Wie aktuell ist der Web-Auftritt des Steuerexperten?
Werden Anfragen per E-Mail zügig beantwortet? Finde ich nützliche und aktuelle Informationen auf der Website?

13. Werden die Konsequenzen der Steuerstrategie diskutiert?
Wird das Optimierungspotenzial ermittelt, und werden die juristischen und vermögenswirksamen Folgen erörtert?

14. Kennt er die Problematik der interkantonalen Steuerausscheidung?
Diese tritt ein, wenn man eine Liegenschaft in einem anderen Kanton als dem eigenen Hauptsteuerdomizil besitzt.

15. Kennt er die Stichtagsproblematik gemäss Steuerharmonisierungsgesetz?
Dies ist bei einem interkantonalen Wohnsitzwechsel wichtig.

16. Kennt er die kantonale Praxis, ab wann Wertschriftenhandel als gewerbsmässig eingestuft wird?
Einige Kantone legen hier strengere Massstäbe an als andere.

17. Ist mein Steuersparpotenzial höher als die Beratungsgebühr?

Wer nun Zweifel bekommen hat, ob er bei seinem Steuerberater in den richtigen Händen ist, sollte einen Wechsel nicht scheuen. Die bisherige Vertragsbeziehung lässt sich im Regelfall problemlos beenden, und die Einarbeitungszeit für einen versierten Fachmann ist überschaubar.

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