Die Reiselust bei den Leuten wieder an, die Restriktionen verringern sich. TGV Lyria, der Betreiber des Hochgeschwindigkeitszugs zwischen der Schweiz und Frankreich, hat eine Studie veröffentlicht, in der das Unternehmen argumentiert, weshalb eine Reise mit dem Zug sinnvoll ist.
Klares Hauptargument: Die geringe Umweltbelastung. TGV Lyria wollte es aber genau wissen und hat einen Vergleich zwischen den gängigen Verkehrsmitteln vorgenommen. Die Studie zeigt auf, wie komplex ein Vergleich ist und welche Aspekte miteinfliessen müssen, um ein rundes Bild zu erhalten.
Für die Studie wurden die Strecken Genf oder Lausanne nach Paris, die Strecke Basel nach Paris, die Strecke Zürich nach Paris sowie Genf nach Marseille gewählt. Dazu wurden Vergleiche mit Kurzstreckenflugzeugen, Elektroauto, Auto mit Verbrennungsmotor und Bus gemacht.
Das erste Fazit liegt auf der Hand:
- Der Zug stösst keinen unmittelbaren Schadstoff aus und liegt dort bei Null CO2-Emissonen. Wie auch das Elektroauto.
- Das Flugzeug verursacht auf der Strecke Genf-Paris hingegen 81 Kilogramm CO2 pro Person, das Auto 59 und der Bus 13 Kilogramm pro Passagier.
Um die gewählten Verkehrsmittel aber korrekt zu vergleichen, muss natürlich auch der ökologische Fussabdruck hinsichtlich der Energieerzeugung betrachtet werden. Wie wird der Strom für den Zug erzeugt, das Kerosin für das Flugzeug, das Benzin oder Diesel für das Auto?
Hier zeigen die Berechnungen von TGV Lyria:
- Ein Zugpassagier verursacht 68 Mal weniger CO2 als mit dem Flugzeug.
- Eine Person, die mit dem Zug von Basel nach Paris fährt, verursacht 1,4 Kilogramm CO2, mit dem Auto sind es 93, mit dem Bus 16, mit dem Bus 15 und mit dem Elektroauto noch 8 Kilogramm.
- Besonders dieser Aspekt lässt aufhorchen: Selbst ein Elektroauto verbraucht immer noch sechs Mal mehr CO2.
Dabei fliessen weitere Aspekte ein, wie der Weg Tür zu Tür, bei dem bis zur Ankunft von Zuhause bis zum Bahnhof in den meisten Fällen noch weitere Verkehrsmittel benutzt werden müssen. Zudem müsse man auch miteinbeziehen, dass die Produktion eines Zuges sowie die Bahninfrastruktur den ökologischen Fussabdruck ebenfalls erhöht.
- Der Zug produziert in diesem Fall 16 bis 20 Mal weniger CO2 pro Passagier und Reise als das Flugzeug, und 19 Mal weniger als ein Auto mit Verbrenner.
- Schaut man sich die Strecke Zürich-Paris an, sind es beim Zug 6,3 Kilogramm CO2 pro Person, beim Bus 24 Kilogramm und beim Elektroauto 46 Kilogramm.
Die Studie von TGV Lyria zeigt auf:
- 73 Prozent der CO2-Emissionen bei einer Zugreise nicht auf der Reise selbst ausgestossen werden, sondern bei der Herstellung und Wartung der Züge sowie der Bahninfrastruktur.
Ein Argument, welches Gegner von Elektroautos auch immer gerne wieder aufbringen: Wie wird der Strom für die Autos produziert, wie ist die Belastung der Umwelt bei der Herstellung der Batterien? Wie «sauber» ist ein Elektroauto nach Einbezug dieser Aspekte noch?
In der Studie möchte der Zugbetreiber einen weiteren Aspekt bei der tatsächlichen Umweltbelastung einbringen: Wer mit einem Flugzeug an eine Destination fliegt, muss in der Regel von Zuhause noch ein weiteres Verkehrsmittel wie einen Bus, eine S-Bahn, ein Taxi oder das eigene Auto benutzen. Auch diese Verkehrsmittel generieren CO2.
Die Studie argumentiert damit, dass Bahnhöfe in grösseren Städten leichter zu erreichen seien als Flughäfen – auch mit öffentlichen Verkehrsmittel, bei denen die CO2-Belastung pro Kopf geringer ausfällt als etwa bei einem Taxi.
Arbeiten im Zug als Klimaargument
Schliesslich wartet die Studie noch mit einem Argument auf, dessen Verbindung mit der Umweltbelastung aber durchaus fraglich ist:
Wenn eine Geschäftsreisender mit dem Zug unterwegs ist, kann er dank Laptop und W-Lan produktiver sein als etwa im Auto oder im Flugzeug. Das vernetzte mobile Büro trage damit ebenfalls «einen positiven Beitrag zur Klimabilanz», schreibt TGV Lyria in der Studie.
Diese Argumentation kann man aber wiederum relativieren, weil es auch möglich ist, in einem Bus zu arbeiten. Und weil das Flugzeug schneller am Ziel ist, kann man ebenfalls dann wieder eher in Ruhe arbeiten.
(tdr)