Das Motto fürs Geschäftemachen in der Luftfahrt lautet mehr und mehr: Alle gegen alle. Etablierte Staats-Airlines wie Swiss bekämpfen Billigflieger wie EasyJet oder Ryanair. Billigtöchter der Etablierten, wie Lufthansas Eurowings, Air-France-Ableger Transavia oder Iberia-Tochter Vueling kämpfen gegen Easy- Jet und gegeneinander. Neuestes Schlachtfeld: Drehkreuz-Fluglinien gegen ihre Heimatflughäfen.
Eigentlich sollten diese beiden ein symbiotisches Geschäftsmodell haben, sagt der Boss der Lufthansa-Netzwerk-Airlines Lufthansa Passage, Swiss und Austrian, Harry Hohmeister – doch seit Lufthansas Basis Frankfurt Ryanair mit Niedrigtarifen angelockt hat, brennt Hohmeisters Hut.
Klare Botschaft
Kurzerhand hat er fünf Doppelstöcker Airbus A380 von Frankfurt nach München verlegt; offiziell mit «flexibleren Einsatzmöglichkeiten» begründet, ist die Botschaft in Wahrheit glasklar: Geht eins unserer Drehkreuze mit Lowcostern ins Bett, ziehen wir dort Kapazität und damit zahlende Passagiere ab.
Hohmeisters Nachfolger als Swiss-Chef, Thomas Klühr, schlug auch schon in diese Kerbe: Zu «Bilanz» sagte er im März, in München sei die Zusammenarbeit mit dem Airport am besten, in Frankfurt schwierig, in Zürich nicht mehr als «okay». Auch Zürich gilt als teurer Airport, zudem durch lange nächtliche Sperrzeiten beeinträchtigt. Droht auch hier der Abzug von Kapazität oder gar von ganzen Strecken?
Kostenmässig auf Dauer unhaltbar
Vorderhand habe der Flughafen dafür «keine Anzeichen», sagt Sprecherin Sonja Zöchling. Zumal Hohmeister vor wenigen Wochen noch laut über Boeing-747-Jumbos nachdachte, die vom teuren Frankfurt ins günstigere Zürich überstellt werden könnten.
Luftfahrtexperten halten das allerdings nur für die halbe Wahrheit. Viele sehen Zürich als nächstes Ziel, sobald Frankfurt den Lufthansa-Forderungen nachgegeben habe. Und die Strategie, mehrere Drehkreuze zu betreiben, sieht der Hamburger Luftfahrtberater Gerald Wissel grundsätzlich kritisch: zu teuer, kostenmässig auf Dauer unhaltbar.
Europas erfolgreichste Hub-Airline, British Airways, konzentriert sich auf London, die starken Golf-Airlines betreiben alle nur ein Drehkreuz. Gut möglich also, dass die Swiss in Zukunft am Drehkreuz Zürich um ihre Flüge wird kämpfen müssen.
Der Konkurrenz das Wasser abgegraben
Mit welchen Mitteln man Billigflieger in die Ecke drängen kann, hat Harry Hohmeister noch als Swiss-Chef vorgemacht: Infolge seiner Strategie «Hub Plus» hat es EasyJet-Chefin Carolyn McCall bisher nicht gewagt, in Zürich Flieger zu stationieren, und hat Air Berlin, die ihre Touristenflüge zu Niki ausgelagert hat, das Flugangebot in Zürich zu Jahresbeginn um 20 Prozent reduziert.
«Hub Plus», im Sommer 2015 eingeführt, brachte auf einen Schlag 22 neue Strecken für die Swiss, die meisten an klassische Tourismusziele für Städtereisen oder Strandferien – typische Ziele für Air Berlin. Dass Vueling Zürich bedient, hat den Deutschen ebenfalls wehgetan.
Nach Informationen der «Bilanz» entfallen drei Viertel der Streichungen von Air Berlin in Zürich auf Ferienziele am Mittelmeer, das letzte Viertel auf den Wegfall der Verbindung nach Wien. Abgebaut oder gar gestrichen hat Air Berlin unter anderem Richtung Alicante, Neapel oder Brindisi, wo die Swiss heute hinfliegt, aber auch Antalya, Olbia oder Catania, wo die Swiss-Schwester Edelweiss unter CEO Bernd Bauer das Flugangebot aufgestockt hat.
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