Mit Hilfe von Shenzhen Zuoer Technology Co. aus China können Kunden aus der ganzen Welt ihre eigenen Smartphonemarken entwickeln. Wie bei der Bestellung einer Pizza ist aus vielen Optionen auswählbar, was gewünscht wird. Kunden haben so die Möglichkeit, für weniger als 1000 Dollar (rund 900 Euro) in das Geschäft mit Mobiltelefonen einzusteigen. Erfahrung muss dabei niemand mitbringen.
Zuoer gehört zu den Dutzenden wenig bekannten chinesischen Unternehmen, die sich aus einem Katalog an Standardkomponenten bedienen, um Smartphones für 20 Dollar (18 Euro) pro Stück zu bauen. Bei einer Mindestbestellung von 50 Geräten entwickelt Zuoer ein eigenes Plastik-Gehäuse - und füllt das Innenleben im Anschluss mit LCD-Bildschirmen, Batterien und anderen Bauteilen von externen Herstellern. In weniger als sechs Wochen können es Kunden mit Samsung Electronics Co. und ähnlich namhaften Handy-Anbietern aufnehmen.
Neue Konkurrenz für Samsung und Co.
«Das Aufkeimen von Verkäufern von Smartphones aus dem unteren Preissegment nagt am Marktanteil an Samsung», sagt John Butler, der für Bloomberg Intelligence den Markt beobachtet, «diese neuen Marktteilnehmer sind zwar ziemlich klein im Vergleich zu einem Riesen wie Samsung. Aber insgesamt belasten sie die Bilanzzahlen von Samsung und anderen grossen Herstellern.»
Dank des freien Handy-Betriebssystems Android von Google Inc. und standardisierten Chips ist es Unternehmen wie Zuoer, Shenzhen Oysin Digital Technology Co. und Oteda Industrial Co. möglich, Mobiltelefone ohne die Legionen an Software- und Hardware-Spezialisten zusammenzusetzen, auf die sich Nokia Oyj, Motorola Mobility und BlackBerry Ltd. noch vor einem Jahrzehnt verlassen hatten.
Die einst von Apple Inc. auf dem Massenmarkt eingeführte Touchscreen-Technologie erlaubt es den kleinen chinesischen Firmen zudem, die oftmals komplizierte und teure Entwicklung physischer Tastaturen zu meiden.
Schleusentor auf der Anbieterseite geöffnet
Die Vereinfachung und Standardisierung hat das Schleusentor auf der Anbieterseite geöffnet - und eine Vielzahl von chinesischen Konkurrenten für Samsung, Nokia und Motorola geschaffen. Darunter: Xiaomi Corp. Dem Unternehmen ist es gelungen, in weniger als fünf Jahren zum drittgrössten Handy-Anbieter der Welt zu werden. Ein weiteres Beispiel ist die Firma OnePlus, die sich in den ersten zweiten Jahren in gleich 35 Ländern breitgemacht hat.
«Es ist billiger und schneller, weil die Angebotskette so ausgereift und standardisiert geworden ist», sagte Mosetefa Zhang, Chef für den internationalen Absatz bei Oysin, in einem Interview mit Bloomberg.
Preis um 30 Prozent gefallen
Der durchschnittliche Preis für Geräte der neuesten Generation ist in den vergangenen fünf Jahren um 30 Prozent gefallen, belegen Daten von Bloomberg Intelligence. Startups wie beispielsweise Xiaomi und OnePlus haben zudem die einst traditionellen Absatzwege etwa über Netzbetreiber und den Einzelhandel aussen vor gelassen und bewerben stattdessen ihre Marken über das Internet.
Besitzer der neuen Marken müssen sich nur noch um Marktforschung, Design der Logos und Marketingmaterial kümmern. Doch in China kann selbst das von einem externen Dienstleister übernommen werden. «Wir können bei Marketing und Werbeaktionen helfen», erklärt Stacy Li, Managerin beim Hersteller Oteda. «Wir können sogar bei der Marktforschung helfen und damit für unsere Kunden herausfinden, welche Ausstattungen auf ihren jeweiligen Märkten populär sind.»
(bloomberg/ccr)