Angesichts des Abgasskandals versucht die Volkswagen AG in den USA, Kunden mit hohen Rabatten für sich zu gewinnen. Einer Kennzahl zufolge sind diese nahezu doppelt so hoch wie der Branchenschnitt.
Zinsfreien Kredit beim Neukauf
Kunden, die derzeit bereits einen VW besitzen, können beim Neukauf einen zinsfreien Kredit bekommen, neben Rabatten von bis zu 2000 Dollar und kostengünstige Leasingraten. In der ersten Oktoberwoche lag der Rabatt der Marke im Durchschnitt bei 11,1 Prozent im Vergleich zum Normalpreis - verglichen mit branchenweit nur 6,2 Prozent, geht aus Angaben der Auto-Webseite TrueCar hervor.
Volkswagen versucht offenbar, den Schaden für die Marke und die Belastungen für die Auslieferungen zu minimieren angesichts eines Skandals, der dem Unternehmen wahrscheinlich hohe Strafen einbringen wird. Vorstandschef Martin Winterkorn hatte bereits seinen Hut nehmen müssen.
Kunden von Benzin-Fahrzeugen überzeugen
Der Konzern aus Wolfsburg bemüht sich darum, US-Kunden von seinen Benzin-Fahrzeugen zu überzeugen, nachdem der Verkauf einiger Diesel-Modelle wegen des Skandals um manipulierte Abgaswerte eingestellt werden musste. Diesel-Autos standen zuletzt hinter mehr als 20 Prozent der US-Verkäufe.
«Sie brauchen etwas, mit dem sie die Leute in die Autohäuser holen, denn die Diesel-Liebhaber bleiben aus», sagt Joe Phillippi vom Beratungsunternehmen Auto Trends Inc. «Sie haben schon vor der Krise nicht unbedingt in der ersten Reihe mitgespielt.»
Geringe Leasingrate
Volkswagen bietet US-Kunden den Bestseller Jetta für eine Leasingrate von 139 Dollar im Monat über drei Jahre bei einer Anzahlung von 2199 Dollar an, wie aus Angaben auf der Webseite des Unternehmens hervorgeht. Das ist weniger als das, was die Wettbewerber Honda Motor Co. und Toyota Motor Corp. für ihre vergleichbaren Modelle Civic und Corolla verlangen.
Für den in den USA zweit meist verkauften Wagen, den Passat, offeriert Volkswagen zudem einen zinsfreien Kredit und einen Preisnachlass von bis zu 2000 Dollar.
«Das gibt den Autohändlern etwas, mit dem sie Kunden umgarnen können», sagt Alan Brown, Chef der US-Vereinigung von VW-Händlern. «Die Situation hat uns dazu gebracht, uns beim Verkauf auf Benziner zu konzentrieren.»
«Agressive» Angebote
Volkswagen-Sprecherin Jeannine Ginivan sagte auf Nachfrage von Bloomberg, dass die Angebote «aggressiv» sind. Sie sollen dabei helfen, Kunden anzulocken und die Absätze bei den Autohäusern anzutreiben.
Die Sonderangebote haben in der Tat dazu beigetragen, dass das Tempo bei den Absätzen in etwa mit dem Oktober 2014 vergleichbar ist, erklärt Randy Hiley, der ein VW-Autohäuser in Texas und Alabama besitzt. Dennoch befürchtete er, dass der Abgasskandal und das Ausbleiben von Diesel-Modellen unter Strich die Umsätze belasten werden.
Deutlich über dem Branchenschnitt
Schon vor dem Abgasskandal zählte Volkswagen in den USA zu den grosszügigeren Autobauern mit Blick auf gewährte Rabatte und Sonderangebote, heisst es beim Marktforscher Autodata Corp.
Die Marke VW hatte im vergangenen Monat schätzungsweise 4261 Dollar pro Wagen an Kaufanreizen ausgegeben - ein Plus von 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat und deutlich über dem Branchenschnitt von 2507 Dollar. Das belegen Daten von Edmunds.com, die Bloomberg ausgewertet hat. Bereits seit April haben die Kaufanreize der Marke VW in den USA in jedem Monat oberhalb der Marke von 3000 Dollar gelegen.
(bloomberg/ccr)