Als Willy Graf den König der Zulus, Mangosuthu Buthelezi, an der Universität St. Gallen zu einem Referat begrüsste, verschwieg er ihm, dass er dessen alten Lehrer, einen Pater aus dem Kloster Sion, ebenfalls eingeladen hatte. Als Buthelezi während seiner Ansprache den Pater im Publikum entdeckte, weinte er. Das Bild ging um die Welt. Überraschungen wie diese sind eine Spezialität von Graf.

Grosse Flexibilität und Überraschungen prägen auch seinen Werdegang. Immer auf der Suche nach innovativen Konzepten und neuartigen Trends, hat er bereits während der Kantonsschulzeit T-Shirts und andere Textilien mit dem Logo von Partnerschulen, Studentenverbindungen und Sportvereinen bedruckt und erfolgreich vermarktet.

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Er sprudelt vor Ideen, ist aber nicht nur «Anreisser», sondern auch «Durchzieher». «Etwas beginnen ist das eine, aber es zum Blühen zu bringen, das andere», sagt er. «Das versuche ich, meinen Mitarbeitenden zu vermitteln.»

Vom Studenten zum Unternehmer

Nach den juristischen Praktika an Gerichten und bei Anwälten etwa beim heutigen Präsidenten des Bankrates der SNB, Hansueli Raggenbass, oder beim Wirtschaftsanwalt Peter Nobel entschied sich Graf für das selbstständige Unternehmertum: Zuerst als Berater in diversen Sportprojekten, z.B. im Golf- und Pferdesport, dann beim Aufbau einer eigenen Firma namens «Sportmanager». «Ich habe mich darüber geärgert, wie schlecht viele Klubs gemanagt sind, und Konzepte entworfen, damit sich das ändert», blendet er in jene Zeit zurück. «Nicht jammern, sondern etwas dagegen tun ist meine Devise.»

Gleichzeitig gründete er das Sicherheitspolitische Forum an der Universität St. Gallen. Diese Organisation für Weltpolitik aus erster Hand lädt Topshots aus Wirtschaft und Politik zu Referaten ein. So konnte er schon den Uno-Generalsekretär, den Dalai Lama und rund 100 andere Grössen an der Universität begrüssen. Dabei arbeitet er immer mit Studenten zusammen. «Sie sind für die Einladung und die Organisation der Anlässe verantwortlich und lernen so, dass man viel erreichen kann, wenn man nur genügend Energie in das Vorhaben steckt», sagt er.

1995 wechselte er in die Finanzbranche. Die Börse boomte: Themen wie Finanzplanung und Allfinanz dominierten das Vokabular in Banken und Versicherungen. Graf sah rasch die möglichen Nischen einer solchen Politik der Grossen und arbeitete als Gründungsdozent aktiv am Aufbau eines Lehrgangs für die Ausbildung von Finanzplanern mit.

Als Mitglied der amerikanischen Financial Planning Association sowie des schweizeri-schen Finanzplanerverbandes agiert er immer noch an vorderster Front in diesem Bereich. Wie er das alles unter einen Hut bringt, ist ein Rätsel: «Ich habe einfach ein optimales Time-Management», sagt er lachend, das sei doch keine Hexerei.

80000 potenzielle Kunden

Eines seiner Unternehmen, die VVK Vorsorge- und Vermögenskonzepte AG, ist spezialisiert auf die Beratung von Mitgliedern grosser Schweizer Verbände. So zählen heute der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, die Schweizerische Kaderorganisation (Ostschweiz) sowie der Personalverband des Bundes zu seinen Partnern, insgesamt über 80000 potenzielle Kunden.

Über 20 Versicherungen, Fondsgesellschaften und Banken gehören zu den Partnerfirmen im Produktebereich. Immer wieder kommen neue Ideen dazu, so bietet seine Firma seit diesem Jahr eigene Fondsstrategien an. Dieses Engagement wäre von Teufen aus kaum schweizweit zu bewältigen, hätte sich Graf nicht schon während des Studiums als Entwickler eigener Softwareprogramme hervorgetan.

Die selbstgeschriebene Kundenverwaltungssoftware interessierte auch andere Finanzdienstleister. Die zunehmende Nachfrage nach einem solchen Hilfsmittel veranlasste Graf zu einer weiteren Firmengründung: Die swoffice AG wurde im November 2004 ins Handelsregister eingetragen. Sie entwickelt und vertreibt Arbeitserleichterungs-Software nicht nur für Finanzdienstleister, sondern für Mikro-KMU.

Die swoffice AG ist bisher das einzige aus dem Risikofonds der St. Galler Kantonalbank finanzierte Start-up-Unternehmen. «Ich kenne die Probleme, welche die heutigen Firmengründer bei der Suche nach den benötigten Finanzmitteln haben, aus eigener Erfahrung», sagt er. Graf ruht sich nie auf Lorbeeren aus und wirkt trotzdem nicht rastlos. Wer mit ihm spricht, hat das Gefühl, er habe alle Zeit der Welt.

Derzeit geht gerade eine 30%ige Kapitalerhöhung via private Investoren, welche die für das angestrebte Wachstum nötigen Mittel bereitstellen sollen, über die Bühne.

Kaum Lust auf Selbstständigkeit

Graf wäre nicht Graf, wenn er nicht die Mühen anderer für die Finanzierung ihrer eigenen Geschäftsideen ernst nähme. Auf Grund seiner Nähe zur Universität St. Gallen sucht er die Zusammenarbeit mit den unternehmerisch denkenden Studenten der «Start Initiative». «Erstaunlicherweise interessieren sich nur wenige HSG-Absolventen für den Schritt in die Selbstständigkeit.»

Einen Grund sieht er in der mangelnden Risikobereitschaft der Investoren. «Eigentlich falsch», sagt Graf, «die erfolgreichsten Private-Equity-Projekte der USA sind solche von studentischen Jungunternehmern.»

Gemeinsam mit dem swoffice-Geschäftsführer, Adrian Bischof, und den Studenten der «Start Initiative» entwickelte er deshalb ein Konzept, mit dessen Hilfe studentische Gründer und Jungunternehmer leichter an die für den Aufbau ihrer Geschäftsidee benötigten Finanzmittel herankommen. Interessierte Start-up-Unternehmer können hier um Hilfe anfragen.

Sei es bei der Suche nach Investoren für eine Kapitalerhöhung, nach Direktinvestments, nach so genannten Projekt-Göttis, welche ein Projekt beratend begleiten, oder sei es für die Erstellung eines durch Bankfachleute beurteilbaren Businessplanes. Der Stiftungsrat der «Startglobal Stiftung» ist hochkarätig zusammengesetzt. «Wenn wir Jungen die nötigen Mittel zur Verfügung stellen, werden sie eher den Schritt in die Selbstständigkeit wagen», sagt einer, der selbst ohne Unterstützung begonnen hat.

Graf ist davon überzeugt, dass diese neue Idee für eine praktische studentische Zusammenarbeit mit der Wirtschaft weitere Kreise, vor allem auch private Investoren, ansprechen wird und prophezeit dem Projekt ein ebenso langes Bestehen wie dem Sicherheitspolitischen Forum, das 2006 den 20.Geburtstag feiert.



Zur Person

Willy Graf, 49, arbeitet seit dem Abschluss des juristischen Studiums 1984 an der Universität St. Gallen immer wieder mit jungen Unternehmertalenten zusammen. Diverse Firmengründungen zeugen von seinen Ideen. 1986 selber Gründer des Sicherheitspolitischen Forums an der Universität St. Gallen ist er als Alumni der Young Leaders Conferences der American Swiss Foundation in ein weltweites Netzwerk von Meinungsbildnern in Politik und Wirtschaft eingebunden.



Willy Grafs Führungsgrundsätze

1. Ein klares Ziel haben.

2. Das Ziel geduldig und zäh verfolgen, komme, was wolle.

3. Lieber fünfmal scheitern, als es gar nicht probieren.

4. Fehler macht jeder, der Erfolgreiche einmal.

5. Tue alles, was du tust, als ob es grosse Bedeutung hätte.

6. Talente erkennen und richtig einsetzen.

7. Sich ärgern ist Zeitverschwendung.

8. Gute Laune erzeugt gute Laune.



Startglobal-Stiftung: Wellershoff, Hummler und Edelmann

Das jüngste Kind von Willy Graf ist die Startglobal-Stiftung, eine Partnerschaft zwischen START der Uni St. Gallen und der swoffice AG. Sie bezweckt die Förderung von Projekten, die der Ausbildung unternehmerisch denkender Studenten und Absolventen von Universitäten und Fachhochschulen dienen, sowie von innovativen unternehmerischen Konzepten. Für den Stiftungsrat konnten bisher Markus Gemperle, Mitglied der Geschäftsleitung der Helvetia Patria, Konrad Hummler, Teilhaber Privatbank Wegelin, Klaus Wellershoff, UBS-Chefökonom, und Xaver Edelmann, Direktor der Empa, gewonnen werden. Dazu die Exponenten der swoffice AG und die Gründer der Start Initiative. (MéR)