Der Unternehmer und Ypsomed-Verwaltungsratspräsident Willy Michel* kritisiert im Interview mit der «Bilanz» die Schweizerische Nationalbank: «Der Entscheid, den Mindestkurs aufzugeben, war falsch. Die Schweiz wird in der Industrie mindestens 30’000 Stellen verlieren.» Der Prozess daure zwei oder drei Jahre. «Wer glaubt, das Ganze sei schon ausgestanden, der ist naiv.»

Michels radikale Antwort auf das Franken-Problem: «Ich persönlich wäre dafür, dass wir den Schweizer Franken sofort abschaffen. Das würde alle Probleme lösen!» Aber Michel ist auch Realist: «Politisch geht das gar nicht, das kann man mit der SVP und Co. gar nicht diskutieren. Da wird gleich die Schweizer Fahne gehisst.»

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Schweiz fällt als künftiger Standort durch

Die Frankenstärke hat auch konkrete negative Auswirkungen für Ypsomed. Zum einen wird der Gewinn für das Geschäftsjahr 2015/16 deswegen gemäss Michel um «gegen 10 Millionen Franken» tiefer ausfallen. Zum anderen spielt der starke Franken eine Rolle bei der Standortwahl für künftige Produktionsstätten: «Der nächste Ausbauschritt wird voraussichtlich nicht mehr in der Schweiz gemacht.» Zur Debatte stehen Tschechien oder Norddeutschland. «Wir reden hier von über 200 Stellen. Ohne das Problem mit dem starken Franken hätten wir den Ausbau höchstwahrscheinlich in der Schweiz gemacht.»

* Willy Michel (68) gründete 1984 mit seinem Bruder Peter in Burgdorf die Disetronic, die er an die Börse brachte und später an Roche verkaufte. Aus dem zurückbehaltenen Bereich Injektionssysteme gründete der gelernte Chemielaborant – wiederum in Burgdorf – die Ypsomed, die er heute noch präsidiert. Die operative Führung hat er 2014 seinem ältesten Sohn Simon übergeben. Weiter ist Willy Michel Mehrheitsaktionär der Biotechfirma Finox und der BV Group, Ankeraktionär beim Autozulieferer Adval Tech und Besitzer der Uhrenmanufaktur Armin Strom, die sein jüngerer Sohn Serge führt. Er besitzt mehrere Hotels und ist Erbauer und heute Mäzen des Museums Franz Gertsch. Von 1998 bis 2001 sass er in der Burgdorfer Stadtregierung.

Wie Willy Michel die Zukunft seiner Firmen sieht und warum er sich gegen eine Politikerkarriere entschieden hat, lesen Sie in der neuen «Bilanz», ab Freitag am Kiosk oder mit Abo jeweils bequem im Briefkasten.