Ertragsmässig sind wir der Benchmark in unserer Industrie», sagt Edgar Rappold, CEO der Winterthur Technologie. Der Geschäftsführer und Mitbesitzer des Winterthurer Spezialisten für Schleiftechnologie ist viel unterwegs in diesen Tagen: In Wien, Frankfurt und London trifft er sich zum Stelldichein mit Investoren. Gegründet im Jahr 1876 von seinem Grossvater, will der 58-jährige Rappold das Unternehmen jetzt an die Schweizer Börse SWX bringen. Angeboten werden die Aktien in einer Preisspanne von 30 bis 36 Fr., wozu rund 3 Mio Aktien emittiert werden sollen. Beschäftigt habe er sich schon länger mit dem Thema eines Börsengangs, so Rappold. Dabei habe er sich auch an den Börsenplätzen Wien und Stockholm umgeschaut, bevor er sich für Zürich entschied.
Hohe Rentabilität
Der Zeitpunkt jedenfalls scheint gut gewählt. 2005 werde Winterthur Technologie mit einer Ebitda-Marge von 17,5% bis 18% abschliessen, rechnet Rappold vor. Dies bei einem prognostizierten Umsatzwachstum von 7% bis 9%, was der Geschäftsentwicklung über die letzten drei, vier Jahre entspricht. «Nicht auszuschliessen, dass das Wachstum im laufenden Jahr sogar noch etwas höher wird», lässt der Geschäftsführer durchblicken. Im 1. Quartal jedenfalls sei das Unternehmen um 12,5% gewachsen, so Rappold, der anfügt, Ziel sei es, 2005 mit einem Umsatz von mindestens 120 Mio Fr. abzuschliessen.
Dass es dem Unternehmen im Moment so gut läuft, führt der Geschäftsführer einerseits darauf zurück, dass die externen Wachstumsschritte der 90er Jahre jetzt verdaut sind. 1992 hatte die österreichische Rappold-Gruppe erst die Schleifscheibenfabrik in Winterthur übernommen und 1999 die schwedische Slip-Naxos-Gruppe. Neben den Synergien, die sich inzwischen aus den Akquisitionen ergeben, nennt Rappold als weiteren Punkt für den operativen Fortschritt die Technologieentwicklung über die letzten Jahre. So werden Schleifscheiben als Werkzeuge bei der Oberflächenbehandlung, aber auch als Alternative zum Sägen oder Flämmen von Stahl und Metallen immer wichtiger. Weltweit ist Winterthur Technologie hinter St.Gobain und Swarovski der drittgrösste Schleifscheibenhersteller und verfügt über eine starke Marktposition in der Auto- und Stahlindustrie sowie im Anlagenbau (Turbinen) und der Medizinaltechnik, etwa bei der Bearbeitung von künstlichen Hüft- und Kniegelenken oder von Injektionsnadeln.
Private-Equity-Partnerfinanzierten Expansion
Dass es Rappold an die Börse drängt, hat einen einfach Grund: Um die Expansionsschritte in den 90er Jahren finanzieren zu können, holte sich der studierte Chemiker und ETH-Ingenieur 1999 die Deutsche-Bank-Tochter Morgan Grenfell als Private-Equity-Partner mit ins Boot, die mit etwas über 70% beim Schleifscheibenhersteller einstieg. Diese wiederum verkaufte ihre Anteile 2003 an die Beteiligungsgesellschaft Vision Capital (Goldman Sachs), die sich jetzt entschlossen hat, die Anteile zu veräussern. Ebenfalls aussteigen will die BEG Nominees, die bisher 1,7% der Aktien hielten.
Als Grossaktionär übrig bleibt somit Edgar Rappold, der nach dem Börsengang je nach Zuteilung zwischen 12,6% und 17,7% an der Gesellschaft halten wird, sowie das Management (2,4%). Der weitaus grösse Anteil - über 80% - dürfte frei handelbar sein. Der Geschäftsleitung ist der Verkauf von Aktien auf ein Jahr untersagt. Allerdings denkt Rappold gar nicht daran zu verkaufen. «Die Selbstständigkeit zu erhalten ist mir wichtig», sagt er und versichert, dass er sicher noch ein paar Jahre dabei bleiben werde.