Eigentlich hätte Tidjane Thiam am Samstag zum Präsidentschaftskandidaten der stärksten Oppositionspartei PDCI in der Elfenbeinküste gewählt werden sollen. Diese Wahl hätte dem ehemaligen Credit Suisse-Chef den Weg geöffnet, um nächstes Jahr zum Präsidenten des Landes gewählt zu werden.
Doch dann überschlugen sich die Ereignisse in Abidjan, der Hauptstadt des Landes. Zwei Parteimitglieder der PDCI waren an ein Bezirksgericht gelangt und verlangten eine Suspendierung des Parteikongresses, weil es im Vorfeld zu Unstimmigkeiten bei den Kandidaten und Unklarheiten bezüglich der 6000 stimmberechtigten Delegierten gekommen sei. Das Gericht gab ihnen vorerst recht und verbot der Partei, ihren Sonderkongress zur Kür des Präsidentschaftskandidaten abzuhalten.
Doch der Entscheid fiel viel zu spät, sodass sich Partei-Delegierten und -Anhänger zu Tausenden vor dem Sofitel-Hotel in der Hauptstadt versammelten. Dieses war aber durch Polizeieinheiten in Kampfmontur abgeriegelt worden, weshalb die Wahl nicht vorgenommen konnte. Weil Tumulte auf der Strasse drohten, trat Thiam vor die Kameras und die wütende Anhängerschaft und rief zur Ruhe auf. Wann der Sonderkongress nachgeholt wird, ist offen. Dieses Jahr dürfte das kaum mehr der Fall sein.