Klaus-Michael Kühne weiss, wie man Geschäfte macht. Als Mehrheitsaktionär des Logistikkonzerns Kühne + Nagel ist er reich geworden. Mit einem Vermögen von 8,5 Milliarden Franken zählt der Logistikunternehmer im BILANZ-Ranking zu den reichsten Deutschen in der Schweiz.

Seit Jahrzehnten wohnt Kühne im hoch über dem Zürichsee gelegenen Dorf Schindellegi SZ und geniesst das steuermilde Klima. Doch der reichste Deutsche in der Schweiz hat seine Geburtsstadt Hamburg nie vergessen. Und als echter Hanseate ist er Fan des Fussballclubs Hamburger Sportverein. «Ich hänge sehr am HSV», sagt Kühne – und hat seinen Worten trotz zahlreicher Vereinskrisen schon oft Taten folgen lassen.

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Millionendarlehen in Anteile umgewandelt

Anfang der Saison erst griff der 77 Jahre alte Spediteur seinen Hamburgern mit einem Kredit in Höhe von 17 Millionen Euro beträchtlich unter die Arme. Der Verein nahm das Geld gleich für den Kauf von Valon Behrami in die Hand: Der Schweizer Nati-Spieler wechselte für rund 3,5 Millionen Euro Ablöse vom SSC Neapel zum HSV. Das Darlehen war bereits die dritte Finanzspritze Kühnes nach 2010 und 2012. Damals spendierte der Edelfan dem Verein unter anderem Spieler Rafael van der Vaart.

Anfang Jahr stieg der Speditionsexperte dann bei seiner grossen Liebe als Investor ein. Kühne wandelte sein Millionendarlehen in Anteile an der ausgegliederten HSV-AG um, für die Summe von 18,75 Millionen Euro erhielt er 7,5 Prozent an der Gesellschaft. Gleichzeitig kaufte Kühne die Namensrechte am Stadion – vier Millionen Euro zahlt der Fussballfan seinem Lieblingsklub dafür pro Jahr bis 2019.

Fragliche Investitionen

Nun, kurz vor Abschluss der Bundesliga-Saison, droht der HSV für Kühne zu einer grossen Fehlinvestition zu werden. Vor dem letzten Spieltag am Samstag steht der Verein auf dem vorletzten Tabellenplatz, selbst ein Sieg gegen Schalke könnte für die Hamburger zu wenig sein. Dabei ist der HSV bis heute der Dinosaurier der Bundesliga. Seit der Gründung 1963 bestritt der Verein als einziger deutscher Klub jedes Spiel in der höchsten deutschen Spielklasse.

Eigentlich hätte er die Investitionen in den HSV nicht machen sollen, sagte Kühne im September letzten Jahres gegenüber der «NZZ». Aber Kühne ist – wie viele Fussballfans – in seiner Liebe zum Klub irrational. Er hofft auf Besserung. Dabei stand Kühne bereits einmal am unternehmerischen Abgrund, als er Anfang der 1980er wegen einer Fehlinvestition Anteile an seinem Konzern verkaufen musste. Soweit wird es dieses Mal indes nicht kommen, sind die HSV-Investitionen für den Milliardär vergleichsweise Peanuts.

Dem HSV droht der finanzielle Untergang

Doch dem Verein droht neben dem sportlichen Ungemach der finanzielle Untergang. Denn: Etat, Gehälter, Sponsoren, TV-Gelder – überall wären deutliche Einbussen die Konsequenz aus einem Abstieg. Zudem haben die mit 100 Millionen Euro verschuldeten Hamburger von der Deutschen Fussball Liga (DFL) noch keine Lizenz für die kommende Spielzeit erhalten. Entscheidend hierfür ist die Liquidität, die laut DFL-Präsident Reinhard Rauball sichergestellt sein muss.

Laut «FAZ» verlangt die DFL bis Ende Mai einen Erlös von 10 Millionen Euro vom HSV. Ansonsten wird dem Bundesliga-Dino die Lizenz verweigert. Sollten die Norddeutschen in die zweite Liga absteigen, würde gar ein Betrag von 20 Millionen Euro fällig, heisst es. Laut «Bild»-Zeitung fehlen in den HSV-Kassen jedoch rund zehn Millionen Euro.

Retter Kühne?

Als dem Verein in vergangenen Saison der Abstieg drohte, mussten die Hamburger sogar 25 Millionen Euro zusätzlich nachweisen, um bei einem möglichen Abstieg in Liga Zwei die Lizenz zu erhalten. Dann sprang Kühne ein und gab eine grosszügige Bürgschaft. Entsprechend kommt der Mäzen trotz aller Enttäuschungen einmal mehr als Retter infrage.

«Mein Engagement beim HSV würde auch im Falle eines Abstiegs gelten», sagte Kühne Ende vergangener Saison noch gegenüber der «FAZ». Doch dass er auch dieses Mal Geld nachschiesst, gilt als unwahrscheinlich. Dabei droht den Hamburgern im schlimmsten Fall sogar der Absturz in die vierte Spielklasse, denn ohne Lizenz gäbe es keine Spielberechtigung in einer Profi-Liga – das schliesst die dritte Liga mit ein. Fakt ist: Ohne Kühne scheint der Traditionsverein HSV kaum überlebensfähig.

Sehen Sie in der Bildergalerie die reichsten Deutschen in der Schweiz: