Intern nennen sie ihn «Lothar», wie Lothar Matthäus – wegen der Haartracht. Und wegen seines deutschen Führungsstils. Dieter Becker ist nun schon seit 19 Monaten Chef der Beratersparte von KPMG Schweiz und Mitglied der Geschäftsleitung. Doch die motivierende Ansprache seiner Kollegen, Partner und Mitarbeiter scheint ihm nicht so recht zu gelingen. Der 45-Jährige pflege den hierarchischen Stil teutonischer Provenienz, klagen altgediente KPMG-Leute. Und sie wissen auch nicht so recht, welche Mandate der MBA-Absolvent der Universität Stuttgart-Hohenheim dem Unternehmen bringt. Sein Spezialgebiet ist die Automobilindustrie. Nach Meetings wissen seine Gesprächspartner ziemlich genau, wie er die Dinge sieht. In der umgekehrten Richtung jedoch scheint der Meinungstransfer nicht zu gelingen. Wichtige Sparten, die mit Becker in Berührung sind, leiden an einer Demotivationskultur.

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Bereits Dieter Beckers Einstieg im Februar 2010 löste Murren aus. Für ihn musste der altgediente Partner Stuart Robertson, ein Schotte mit unverzichtbarem Netzwerk in der Prüferwelt, im Board weichen.

Nun spürt man intern einen Weggang erstklassiger Know-how-Träger. Zahlreiche Mitarbeiter kündigten, innert dreier Monate reichten fünf Partner ihre Demission ein. Darunter Anne van Heerden, der als Chef der Abteilungen Forensic und Risk & Compliance die schwierigen Mandate mit vertieften Ermittlungen in Kriminalfällen leitet. Der Niederländer ist seit 1986 bei KPMG und seit 2004 Partner. Er wechselt laut einer internen Mitarbeiterinformation zu Deloitte – ein schwerer Verlust. Risk-Partner Andreas Toggwyler geht zu Ernst & Young, Forensic-Partner David Fidan kündigte ebenfalls.

KPMG-Chef Hubert Achermann müsste alarmiert sein. Aber er hat, seit die internationale Vernetzung des Konzerns voranschreitet, viele Aufgaben: CEO, Mitglied des Global Board, unabhängiger Lead Director, Mitglied des International Council, Mitglied des KPMG Europe LLP Board. Und Präsident des Lucerne Festival. Becker erklärt dazu: «Das war eine normale Turnaround-Situation, wir haben eine gewöhnliche Fluktuation.»