Die Fussball-Nationalmannschaft Belgiens war einst Olympiasieger – doch das ist lange her. Es war 1920, in der Heimat Antwerpen. Seither machte das Team nur noch punktuell auf sich aufmerksam: so als Vize-Europameister 1980 in Italien oder als Vierter der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko. 2002 trat das Team in Südkorea/Japan letztmals auf grosser internationaler Bühne an – und schied im Achtelfinale gegen den späteren Gewinner Brasilien aus.
Heute Abend um 18 Uhr nun das Comeback nach zwölf Jahren gegen Algerien. Und wenn das Team von Coach Marc Wilmots ins Stadion von Belo Horizonte einläuft, ist auch die Schweiz dabei. Trikot-Hersteller Burrda Sport hat seinen Hauptsitz in Genf. Im Unternehmen stecken allerdings Gelder des Emirats Katar, dem mutmasslichen Ausrichter der Fussball-WM 2022, finanziert.
Prophet Mohammed als Namensgeber
Die Marke Burrda (eine Anlehnung an «Burdah», ein Umhang des muslimischen Propheten Mohammed) gehört nämlich zu Pilatus Sports Management, diese wiederum dem katarischen Fonds Qatar Sports Investments. Deren Europa-Chef ist kein geringerer als Laurent Platini, Sohn des Uefa-Präsidenten und Sepp-Blatter-Kontrahenten Michel Platini.
Der 2005 als eine Art Ableger des Staatsfonds gegründete Bereich ist dem grossen Fussballpublikum heute vor allem durch seine finanziellen Engagements beim FC Barcelona und Paris St. Germain bekannt. Über Umsatz- und Gewinnzahlen schweigt man sich aus – sowohl in Genf, als auch am Sitz in Katars Hauptstadt Doha und im Europabüro in Paris.
Fünf Trikot-Exoten an der WM 2014
Burrda zählt in Brasilien zu jenen Herstellern, die lediglich ein Team am Start haben. Erdrückend ist die Marktmacht der grossen Drei: Nike rüstet zehn Teams aus, bei Adidas deren neun und Puma acht – darunter die erfolgreich ins Turnier gestartete Schweizer Nati. Neben Burrda heissen die WM-Exoten Lotto (Costa Rica), Legea (Bosnien-Herzegowina), Marathon (Ecuador) und Uhlsport (Iran).
Das Portfolio der Genfer Firma ist – um es positiv auszudrücken – übersichtlich. Am meisten Teams zählt Burrda im Rugby. Ein im Februar 2011 unterzeichneter Vertrag mit dem US-Handball-Team war eigentlich als Türöffner für den nordamerikanischen Markt angedacht, weitere Engagements lassen jedoch bis dato auf sich warten. «Um einer Marke im Weltmarkt Bedeutung zu verleihen, muss man in den USA vertreten sein», hiess es damals vollmundig.
Erfolg in Brasilien als Startschuss?
Gegenüber der «Handelszeitung» nannten Experten schon im vergangenen Herbst Qualitätsprobleme. Als Beispiel wurde der niederländische Fussballclub Twente Enschede genannt, der den Ausrüstervertrag mit Burrda nach nur einem Jahr wieder aufgelöst hatte. Auch Belgien sei nur zufällig bei den Katari gelandet: «Eigentlich wollten sie uns als Ausrüster haben, doch wir hatten schon genug Mannschaften unter Vertrag und sagten ab», wurde damals ein langjähriger Puma-Berater zitiert.
Möglicherweise helfen die «roten Teufel» mit ihren Auftritten in Brasilien, das Engagement der Katari im Weltsport einer breiteren Masse bekannt zu machen. Bei den diversen Buchmachern scheint das anfänglich nur als Geheimfavorit gehandelte Belgien jedenfalls hoch im Kurs.
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