In der Schweiz brauchen Gründer zehn Tage, um ihr Unternehmen zu starten. In Neuseeland reicht dafür ein halber. Das zeigt das aktuelle «Doing Business»-Ranking der Weltbank, das 190 Länder danach beurteilt, wie gut Unternehmensgründer dort ein neues Geschäft auf die Beine stellen können. Die Schweiz erreicht Rang 31, Neuseeland ist der neue Bestplatzierte (siehe Bildergalerie oben).
Damit verharrt die Schweiz im Mittelfeld, konnte keinen Platz zum Vorjahr gut machen. Im Ranking liegt sie zwar vor Belgien und Italien, aber etwa hinter Dänemark, Grossbritannien oder auch Nachbarn Deutschland. Für den Vergleich bewertet die Weltbank elf Bereiche, die ein KMU bei seiner Geschäftstätigkeit berühren – von der Gründung bis zur Insolvenz.
Vorbild Neuseeland
Für Firmengründer ist nicht nur die Dauer des Prozedere wichtig, sondern auch, wie viele Behördengänge notwendig werden. Hierzulande sind sechs Verfahrensschritte nötig, für die neue Firmeneigner 2,3 Prozent des Pro-Kopf-Einkommens zahlen. In diesem Teilbereich «Firmengründung» schafft es die Schweiz im Weltbank-Ranking damit nur auf Platz 71.
Die Spitzenreiter beweisen, dass es noch deutlich besser geht. In Neuseeland gründet man eine Firma in gerade einmal einem halben Tag mit einem Schritt, in Slowenien ist eine Firmengründung gar gratis – deutlich schneller und günstiger.
Viel Verbesserungspotenzial hat die Schweiz auch bei Baubewilligungen (Rang 68). In 13 Schritten und 156 Tagen kommen Schweizer Unternehmer im Schnitt zu einer Bewilligung. Allein die Genehmigung der Feuerpolizei braucht zehn Tage und kostet 1000 Franken, am längsten benötigt mit 120 Tagen die eigentliche Baugenehmigung. Damit müssen sie sich 128 Tage länger gedulden als ihre südkoreanischen Kollegen. Immerhin ist die Situation hierzulande besser als in Belgien (212 Tage) oder Italien (227,5 Tage).
Schwachpunkt Kleininvestoren
Ein weiterer Schwachpunkt ist der Schutz von Kleininvestoren. Die Schweiz schafft es dabei nur auf Rang 106. Und auch bei der Kreditvergabe fällt die Schweiz ab (Rang 62). Im Mittelfeld liegt die Schweiz beim Insolvenzverfahren, bei Rechtsproblemen in Verbindung mit Verträgen und beim grenzüberschreitenden Handel.
Die Schweiz hat aber auch ihre Stärken. Gut scheidet sie beim Bezahlen von Steuern, der Registrierung von Besitz und dem Anschluss an Elektrizität ab.
Weitreichende Folgen
Wird die Firmengründung in einem Staat kompliziert, droht mehr als ein Imageschaden. Die Studienautoren beobachten nämlich, dass in gut platzierten Staaten die Einkommensunterschiede geringer sind. Von Verbesserungen profitiere also nicht nur der Firmengründer selbst, sondern auch die Gesellschaft.
Viele Staaten haben seit dem Vorjahr Reformen initiiert. Häufig investieren sie in Digitalisierung. So hat Norwegen mit einem elektronischen Archiviersystem gepunktet, das die Durchsetzung von Verträgen vereinfacht. Ein weiterer Aspekt ist der Abbau von Kosten: Hongkong etwa hat die Registrationsgebühr für neue Unternehmen gesenkt. Insgesamt verzeichnet die Weltbank Reformen in 137 Ländern, das sind ungewöhnlich viele.
Erfolge und Misserfolge
Aus dem Rahmen fällt neben der Schweiz auch die USA. Zwar liegen die Vereinigten Staaten mit Rang acht weit vorne, doch vor sechs Jahren waren sie noch direkt hinter dem Podium klassiert. Das US-Magazin «Fortune» sieht das als Anlass, Politiker zum Handeln aufzufordern und etwa die Steuerpolitik zu reformieren.
Reformen strengt auch der indische Premierminister Narendra Modi an. Er und seine Regierung haben es sich zum Ziel gesetzt, Indiens Rangierung deutlich zu verbessern. Vorerst vergeblich – mehr als der 130. Rang lag auch dieses Jahr nicht drin. Freuen kann sich dagegen der ukrainische Präsident Petro Poroschenko, das osteuropäische Land holt Dutzende Plätze auf und erreichte neu den 80. Rang.