Exakt vor einem Jahr ist Jörg Bucherer verstorben. Das Leben des Patrons vom gleichnamigen Schmuck- und Uhrenhändler endete am 6. November 2023 – im Alter von 87 und kinderlos. Er hatte jedoch schon vor seinem Tod vorgesorgt. So wurde im Januar bekannt, dass sein Vermögen an eine Alleinerbin geht. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Frau, sondern um eine Stiftung. Konkret: um die gemeinnützige «Jörg G. Bucherer-Stiftung» mit Sitz in Luzern.
Das Vermögen der Luzerner Unternehmensgrösse wird auf 5 bis 7 Milliarden geschätzt. Bucherers letzter Coup – der Verkauf seiner Uhrenmarke an Rolex – soll allein mindestens 4 Milliarden in die Kassen gespült haben. Damit gehört die neue Stiftung, die im Januar 2025 ins Handelsregister eingetragen wird, sofort zu den Schweizer Schwergewichten – neben der Genfer Rolex-Stiftung des Gründers Hans Wilsdorf und der Zürcher Jacobs-Stiftung.
Musik und Pflege, aber nicht Theater oder Medizin
Jetzt ist bekannt, was genau mit den Milliarden von Bucherer passieren soll. Pünktlich zum ersten Todestag hat Willensvollstrecker Urs Mühlebach erstmals detailliert über die geplante Stiftung informiert, wie die «Luzerner Zeitung» als erstes Medium berichtet hat. Die «Jörg G. Bucherer-Stiftung» soll zwei Hauptzwecke verfolgen:
Erstens geht es um «die Förderung, Unterstützung und Anerkennung schöpferischer, betreuender und vorführender Tätigkeiten auf den Gebieten der Musik, der bildenden Kunst und der Literatur». Konkret nennt der Willensvollstrecker das Lucerne Festival. Nicht erwähnt wird hingegen die darstellende Kunst oder das Luzerner Theater – und dies, obwohl Bucherer langjähriger Hauptsponsor des Theaters war.
Zweitens kommt das Stiftungsgeld Projekten «auf den Gebieten der Verbesserung des Angebots von Alters- und Pflegeheimplätzen im Kanton Luzern, der Fürsorge für behinderte Kinder in der Schweiz, des Qualitätstourismus in der Schweiz, der wissenschaftlichen Forschung und Lehre (inklusive Stipendienvergabe) in der Schweiz im Bereich Naturwissenschaften und Technik, insbesondere auch die Förderung innovativer Technologien» zugute. Explizit ausgeschlossen werden Medizin und Geisteswissenschaften.
Willensvollstrecker wird Präsident der Stiftung
Die Stiftung nimmt seine Fördertätigkeit voraussichtlich 2026 auf. Willensvollstrecker Urs Mühlebach übernimmt das Präsidium des Stiftungsrats. Diesem gehören auch Sören Schwieterka, der in der Anwaltskanzlei von Mühlebach arbeitet, und Bucherers Cou-Cousine Jessica De Ry an. Die Geschäftsstelle soll sich in Meggen LU befinden, dem früheren Wohnsitz von Jörg Bucherer. Der Geschäftsführer Markus Wattinger, früherer Anlagechef der Migros Bank, und ein Anlageausschuss werden das Finanzvermögen verwalten.
Für künftige Gesuche richtet die Stiftung ein Internetportal ein, so Mühlebach gegenüber der Zeitung. Dort schaltet die Stiftung dann auch detaillierte Anforderungen auf. Laut dem Stiftungspräsidenten ist das Ziel, Projekte mit «weitreichender und dauerhafter Wirkung» zu unterstützen, etwa gentechnologische Forschung.