BILANZ: Apples iPad ist in aller Munde. Microsoft stellte 2002 ein ähnliches Konzept vor, den Tablet PC. Warum floppte er?

Kevin Turner: Ich glaube, er war seiner Zeit voraus. Die Tablets von heute bieten ganz andere Möglichkeiten, auch was den Content angeht. Die Steuerung über den Touchscreen kommt mit Windows 7 viel besser zur Geltung als damals. Bill Gates glaubte 2002 sehr an den Tablet PC, er glaubt auch heute an ihn.

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Wie verändern Tabletrechner den Gebrauch des Internets?

Eine der grossen Anwendungen liegt im Bereich Lesen. Die Art, wie wir lesen, wird sich verändern. Die anderen Anwendungen kennen wir noch nicht. Wollen die Leute eine Kamera, wollen sie Filme schauen, wollen sie jene Funktionen, die ein PC hätte? All das muss sich erst noch zeigen.

Bei Apple kommen Hard- und Software aus einer Hand. Google hat ein eigenes Handy. Wie lange können Sie es sich leisten, kaum Hardware zu machen?

Wir sind im Herzen eine Softwarefirma. Das ist unsere Stärke. Aber wir haben uns schon etwas bewegt. Bei Windows Phone 7 etwa haben wir die Hardwareanforderungen direkt im Betriebssystem definiert. Das macht es zu einer standardisierten Plattform, die wir gut kontrollieren können. Es ist aber offen für andere Hardwarehersteller.

Wie sieht die IT-Landschaft in drei Jahren aus? Kommt es zum Dreikampf zwischen Apple, Google und Microsoft?

Cloud Computing wird wichtig sein. Die Firma, die den Kunden gute Programme auf dem PC und gute Cloud-Dienste bieten kann, wird stark sein. Das kann derzeit nur Microsoft. Darauf richten wir unsere Firma aus.

Sie waren früher bei Walmart. Was unterscheidet den weltgrössten Detailhandels- vom weltgrössten Softwarekonzern?

Die globale Reichweite: Microsoft ist in 191 Ländern präsent, Walmart in etwa einem Dutzend. Der Umsatz: Walmart erreicht mit über 400 Milliarden Dollar ganz andere Skaleneffekte als Microsoft. Aber eigentlich gibt es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.

Inwiefern?

Beide Firmen drehen sich um Menschen, die in einer Hochleistungskultur arbeiten. Ich bin sehr zufrieden mit der Qualität der Mitarbeiter bei Microsoft – auch in der Schweiz, einer unserer erfolgreichsten Ländergesellschaften. Wir sind glücklich, hier 500 motivierte Leute zu haben, die an die Magie der Software glauben. Und die sind das Entscheidende.

Wie viel Bill Gates steckt noch in Microsoft 2010?

Er ist weiterhin unser Chairman und der grösste Aktionär, und er nimmt noch immer an manchen technischen Weichenstellungen teil. Bill Gates verbringt auch eine ganze Menge Zeit mit unserer Suchmaschine Bing. Ich glaube, es gilt die 80/20-Regel: 80 Prozent seiner Zeit widmet er seiner Stiftung, 20 Prozent Microsoft.