Mit ansteckender Begeisterung, mit Kopf und Herz haben im vergangenen Juni 100 junge Menschen aus 90 Ländern in den Walliser Alpen temperamentvoll diskutiert, debattiert, gestritten und gemeinsam nach konkreten Lösungen für die Probleme der Welt gesucht. Sie haben sich gegenseitig nichts geschenkt und sich nicht mit leichten Kompromissen zufrieden gegeben.
Gerade dies zählt vermutlich zum Erfolgsrezept der YGL-Meetings. Die von Nicole Schwab, Tochter von WEF-Gründer Klaus Schwab, präsidierte Stiftung ist ein eigenständiger Spross des World Economic Forum (WEF). Ein Spross, der inzwischen bereits über 400 Mitglieder hat. «Bis 2009 werden wir über 1000 YGL sein und unsere Anliegen noch besser um- und durchsetzen können», freut sich die Präsidentin, die mit einem Team von vier Frauen und einem Mann die Stiftung von Lausanne aus leitet. Neben dem grossen Forum im Sommer finden parallel zu den WEF-Events kleinere Treffen übers Jahr statt. So dieses Jahr zum Beispiel am Annual WEF in Davos, in São Paulo im April, in Ägypten Mitte Mai und in Kapstadt Ende Mai. «So können sich die YGL aus dieser Region treffen, ohne sehr weit reisen zu müssen», erklärt Schwab. Damit begründet sie auch, dass das YGL-Gipfeltreffen diesen Sommer nicht in Zermatt, sondern in Vancouver geplant ist. Es wird aber jedes zweite Jahr in der Schweiz stattfinden, wenn auch nicht unbedingt in Zermatt.
Etliche der YGL tragen bekannte Namen, wie Kronprinz Hakoon von Norwegen, Rahul Gandhi aus der Nehru-Gandhi-Dynastie oder etwa Jonathan Soros, Sohn des Finanzgurus George Soros und selber aktiv im Soros Fund. Doch Nicole Schwab legt Wert auf eine globale Mischung, in der die verschiedenen Talente, Meinungen und Religionen ebenso vertreten sind wie angestammte Macht oder Reichtum. Gemeinsam ist den YGL, dass sie bei ihrem Eintritt noch keine 40 Jahre alt sind und sich für eine sozialere Welt engagieren.
Für diese Diversity sind die YGL aus der Schweiz ein treffendes Beispiel. Neben Georges Kern, dem CEO von IWC, Domenico Scala, CFO von Syngenta, oder Christian Mumenthaler, Chief Risk Officer Swiss Re, gehören neu auch Karikaturist Patrick Chappatte und Samuel Keller, Direktor der Art Basel, zu dem illustren Kreis. Sie wurden von rund 4000 Nominierten ausgewählt. Nach einer Vorauswahl durch die Stiftung entscheidet das Nominationskomitee, das die jordanische Königin Rania präsidiert. Im Komitee sitzt auch Verleger Michael Ringier, Novartis-Chef Daniel Vasella ist zudem Stiftungsmitglied.
Dass nicht nur über Probleme geredet wird, sondern auch konkrete Lösungen gesucht werden, ist für alle Beteiligten ein Gebot. «Wir wollen keine Schwatzbuden», sagte Königin Rania klipp und klar. So überrascht es nicht, dass man bereits erfreuliche Resultate ausweisen kann.
YGL-Task-Forces sind weltweit bereits im Bereich Microfinance am Werk, um Kreditbedürftigen eine einfache Finanzierung anzubieten. Eine Gruppe rund um Kronprinz Hakoon setzt sich für die Menschenwürde ein, und in einer vom katastrophalen Erdbeben verwüsteten Tourismusregion in Pakistan leistet eine weitere YGL-Task-Force Aufbauarbeit.
Präsidentin Nicole Schwab verfügt über ideale Voraussetzungen für ihre Aufgabe. Sie ist 30 Jahre jung, hat in Cambridge Immunologie studiert und in Harvard mit einem Master-Titel abgeschlossen. Von 1999 bis 2002 war sie Beraterin des bolivianischen Gesundheitsministeriums in Reformfragen des Gesundheitswesens. 2002 war sie im Auftrag der Weltbank auf dem Gebiet humane Entwicklung in Lateinamerika im Einsatz. So überrascht es nicht, dass Vater Klaus Schwab ihr die YGL-Führung anvertraute. SP