Die Mobiliar ist im ersten Halbjahr 2020 weiter gewachsen, hat aber im Zuge der Corona-Pandemie deutlich weniger verdient. Vor allem die Zahlungen für Epidemie- und der Reiseversicherungen belasteten die Rechnung des Versicherers schwer.
Die genossenschaftlich organisierte Mobiliar hat im Gegensatz zur Konkurrenz von Beginn weg keinen Unterschied gemacht, ob es sich bei Corona um eine Pandemie oder Epidemie handelt. Das ging ins Geld. Allein die Schäden der Epidemieversicherung würden sich auf über 300 Millionen Franken belaufen, teilte die Gruppe am Freitag mit.
Auch Reiseversicherungen belasteten
Stark betroffen war auch die Reiseversicherung mit einer Schadenbelastung von rund 40 Millionen Franken. Zudem drückten die heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten auf das Finanzergebnis. Dieses ging im Vergleich zum Vorjahr um knapp 150 Millionen auf noch 86,1 Millionen Franken zurück. Der Gruppengewinn schmolz daher um beinahe ein Drittel auf 198,6 Millionen Franken.
Dabei hatte die Mobiliar davor 200 Millionen Franken an Rückstellungen aufgelöst, um die hohen Corona-Kosten etwas abzufedern. Dieses Geld hatte man in früheren Jahren für Katastrophen beiseitegelegt. Ohne diesen Schritt läge der Gewinn nur bei 13 Millionen Franken.
In der Schadensparte zugelegt
Ihren Wachstumskurs setzte die Mobiliar aber fort: In den Monaten Januar bis Juni nahm das Prämienvolumen um 3,7 Prozent auf 2,86 Milliarden Franken zu. Damit sei es gelungen, die Position am Markt zu festigen, sagte Mobiliar-Chef Markus Hongler laut Mitteilung. Dieser wird seinen Posten Anfang 2021 an Michèle Rodoni abtreten und im Frühling 2022 von Urs Berger das Amt des Verwaltungsratspräsidenten übernehmen.
Kräftig zulegen konnte die Mobiliar in der Schadensparte: Das Volumen nahm dort um 4,1 Prozent auf 2,36 Milliarden Franken zu. Gut liessen sich Haushaltversicherungen verkaufen, während das Geschäft mit Motorfahrzeugversicherungen weiterhin schleppend lief. Bei den Firmenkunden haben Personenversicherungen viel zum Wachstum beigetragen, während sich das Wachstum mit KMU-Betriebsversicherungen abschwächte.
Im Lebengeschäft nahm das Volumen um 1,9 Prozent auf eine halbe Milliarde Franken zu. Hier profitierte die Mobiliar in der privaten Vorsorge vom guten Wachstum mit periodisch wiederkehrenden Prämien, dagegen nahmen die Einmalprämien ab. Gut am Markt angekommen sei die im Frühling lancierte Sparversicherung. In der beruflichen Vorsorge nahm das Prämienvolumen um 3,0 Prozent zu.
Keine Deckung bei zweiter Welle
Noch ist die Corona-Pandemie nicht ausgestanden und es droht eine zweite Welle. Dem ist man sich auch bei der Mobiliar bewusst. Betriebe mit einer Zusatzdeckung zur Sachversicherung können diese nächstes Mal - entsprechend ihrem ursprünglichen Zweck - nur noch als "Hygieneversicherung" etwa gegen Salmonellenbefall geltend machen. Anders gesagt: Bei einem zweiten Corona-Lockdown gibt es kein Geld mehr.
Das sei von den Unternehmen - bis auf wenige Ausnahmen - gut aufgenommen worden, schreibt die Mobiliar weiter. Keinem Versicherer werde es möglich sein, nach einem zweiten Lockdown die Kosten von Pandemieschäden zu übernehmen. Vielmehr unterstütze man den Aufbau einer Poollösung für Pandemieereignisse, an der der Bund und der Schweizerische Versicherungsverband zurzeit mit Hockdruck arbeiteten.
(awp/tdr)