Der Modehändler Zalando übernimmt das Zürcher Software-Unternehmen Fision. Das Startup entwickelt Technologien für die Erstellung virtueller 3D-Modelle von Körpern und Kleidungsstücken auf ihrer Plattform meepl.
Das Investment in das Startup Fision ist für Zalando ein klares Bekenntnis zum Standort Zürich. In den nächsten 18 bis 24 Monaten möchte der Modehändler in der Limmatstadt einen Tech-Hub etablieren und langfristig rund 150 Arbeitsplätze schaffen.
Für Fision arbeiten zurzeit 20 Mitarbeiter, die komplett von Zalando übernommen werden. Danach möchte der Modehändler in Zürich mit mehr Mitarbeitern ausbauen. Einerseits im Bereich «Size and Fit» mit Fision im Zentrum, aber auch für andere Positionen wie Software Engineering oder Product Development.
Das Team von Fision wird nach der Übernahme weiterhin in Zürich ansässig sein und komplett an Zalando angebunden sein. «Knapp zehn Jahre nach dem Markteintritt in die Schweiz untermauert Zalando mit dieser Investition die grosse Bedeutung der Schweiz als wichtigen Kernmarkt», sagt Carr. «Wir sehen Zürich als Tech-Standort. Einerseits wegen der ETH und EPFL, aber auch wegen der Konzentration von anderen Tech-Unternehmen.» Zürich sei ein «grosartiger Talent-Pool» für Zalando.
Eine Frage der Grösse
Zalando setzt mit dem Investment in das Zürcher Startup auf Erkenntnisse im Bereich Künstlicher Intelligenz und Data Science, um der Modebranche oder anderen Unternehmen bei der Grössenberatung zu helfen. Dafür hat Fision eine Body-Scanning-App entwickelt. Diese Technologie soll nun in Zukunft den Zalando-Kunden helfen, Kleider in der optimalen Grösse und Passform zu finden.
Fision wurde von Ingenieuren von der ETH Zürich vor fünf Jahren gegründet. Dabei geht es den Gründern um zwei Anliegen: Einerseits möchten man das Shoppingerlebnis verbessern, aber auch die ganzen Retouren und Überschüsse der Modebranche reduzieren. Zu den Kunden von Fision zählt etwa Hugo Boss, aber auch die SBB oder Post. Über die Höhe des Investments wurde Stillschweigen vereinbart.
Eine Lösung für die passende Grösse zu finden ist eine der grössten Herausforderung der Onlinehändler. Wie können Kunden auf Anhieb ein Kleidungstück in der richtigen Grösse finden? Diese Frage umtreibt Zalando seit Jahren. Erschwerend dabei ist auch, dass die Unterschiede bei den Grössensystemen in den verschiedenen Kategorien und Ländern sowie von Marke zu Marke jeweils sehr unterschiedlich sind. «Das verunsichert die Kunden und führt zu Retouren, die man eigentlich vermeiden könnte», sagt Stacia Carr, die bei Zalando als Director für «Engineering Size and Fit» zuständig ist.
Retouren verhindern
Für rund die Hälfte der Artikel im Online-Shop von Zalando könne man aber inzwischen individuelle Grössenempfehlungen abgeben. Diese würden sich aus der Kaufhistorie, Kundenfeedback und den Angaben der Händler ergeben. Mit der Integration der Fision-Technologie in die Plattform des Onlinehändlers erhofft sich Zalando nun noch einen weiteren Schritt weiterzukommen. «Mit dem Investment bei Fision können wir unsere Kunden noch präziser mit den passenden Kleidern versorgen - bis hin zur Ausmessung der invididuellen Körperform», sagt Carr.
Der Wert der Technologie sei wesentlich für den Modegiganten aus Berlin: «Es soll die Retouren reduzieren und damit auch den CO2-Austoss eingrenzen», sagt Carr. Der Modegigant Zalando, der 2008 in Berlin gegründet wurde, zählt mittlerweile über 34 Millionen Kunden in 17 Ländern.
«Die Expertise und Stärken von Fision und Zalando ergänzen sich und wir schaffen ein Win-Win-Situation für Kunden und Marken», sagt Carr. Die Shopper könnten noch früher im Kaufprozess eine Grössenempfehlung erhalten, die passe, sagt Carr. Das fördere auch die Kundenbindung und verhindere, dass man Überschüsse im Lager hat.
Der Chef und Gründer von Fision, Ferdinand Metzler, zeigt sich erfreut über den Deal: «Der Zusammenschluss mit Zalando birgt enormes Potenzial. Wir freuen uns, dass unsere Technologie den Einkauf für Millionen von Zalando-Kunden erleichtert.»